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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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immer mit schweren Regenfällen zu kämpfen hat. Die Schienen sind überspült, und der militärische Nachschub der Deutschen verzögert sich. Munition, Lebensmittel und Medikamente können nicht transportiert werden, was das Vorrücken der Wehrmacht erschwert. Als ich das lese, freue ich mich insgeheim über das schlechte Wetter, das ich vor wenigen Wochen noch verflucht habe.
    Durch die Abwesenheit des Kommandanten war es mir möglich, ein weiteres Mal in Kirchs Büro einzudringen. Als ich diese Passierscheine jedoch letzten Dienstag im Café am Marktplatz übergab, erklärte mir Alek, ich solle keine Scheine mehr mitgehen lassen und stattdessen auf neue Anweisungen warten. Natürlich werde ich mich daran halten, und ich bin auch erleichtert, nicht noch einen dieser nervenaufreibenden Ausflüge in ein fremdes Büro machen zu müssen. Allerdings fühle ich mich jetzt auch ein wenig verloren, denn diese Mission gab meiner Arbeit einen Sinn und sorgte zudem für ein bisschen Nervenkitzel. Da nun meine Aufgabe hinfällig geworden ist und der Kommandant vorerst nicht zurückkehrt, erscheinen mir die Tage im Büro lustlos. Ich habe Mühe, meine professionelle Einstellung zu wahren, damit niemandem hier eine Veränderung auffällt.
    Während ich den Stapel Papiere auf dem Schreibtisch des Kommandanten zurechtrücke, fällt mein Blick auf das Bild, der ihn mit seiner Frau zeigt. Es steht wieder da, seit die Delegation aus Berlin abgereist ist. Auf dem Foto tragen beide leichte Sommerkleidung, und es sieht aus, als würden sie irgendwo am Meer Urlaub machen. Der Kommandant präsentiert sich mit einem ausgelassenen Gesichtsausdruck. Seine Frau hat die Haare nach hinten gekämmt und ein Kopftuch umgelegt, während sie ihn verliebt anlächelt. Für eine Deutsche hat sie auffallend dunkle Augen und einen überraschend kräftigen Teint. Ich frage mich einmal mehr, was mit ihr geschehen ist. Ich nehme den Bilderrahmen in die Hand, um den Staub abzuwischen, dabei betrachte ich die Fotografie eindringlich und suche nach einem Hinweis, der mir mehr über diese Frau verrät.
    “Dzień dobry
, Anna”, höre ich plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir sagen. Ich schrecke hoch und drehe mich hastig um. Der Bilderrahmen fällt mir aus der Hand und landet auf dem Teppich.
    “Gu-guten Tag, Herr Kommandant”, stammele ich, hebe in aller Eile den Rahmen auf und stelle ihn zurück auf den Schreibtisch. “Ich habe nur diese Papiere sortiert, damit bei Ihrer Rückkehr alles ordentlich ist.”
    Er lässt nicht erkennen, ob ihm aufgefallen ist, wie nervös ich bin. “Sehr gut. Jetzt bin ich ja wieder da.” Irgendwie sieht er anders aus, was mir auffällt, als ich ihm Platz mache, damit er sich an seinen Schreibtisch setzen kann. Sein Haar wirkt grauer, die Falten rund um seine Augen kommen mir ausgeprägter vor. Vielleicht kommt das nur durch die Strapazen der Reise, überlege ich und erkenne an seinen Bartstoppeln, dass er sich am Morgen nicht rasiert hat.
    “Wir hatten Sie erst am Freitag zurückerwartet”, sage ich, während er Platz nimmt.
    “Ich habe mich entschlossen, früher abzureisen. Aufgrund der Besprechungen, an denen ich teilgenommen habe, fällt jetzt viel Arbeit an. Viele Zugverbindungen wurden wegen der Regenfälle gestrichen, da wollte ich sichergehen, früh genug zurück zu sein.”
    “Auf jeden Fall ist es gut, dass Sie wieder da sind.” Kaum habe ich diese Worte ausgesprochen, wird mir klar,
was
ich da eigentlich rede.
    Der Kommandant sieht mich an. “Es ist auch gut, wieder hier zu sein”, gibt er bedächtig zurück. “Mir fehlte … nun ja, Berlin ist eine sehr anstrengende Stadt. In Kraków geht es viel ruhiger zu.”
    “Ja, das stimmt.” Sekundenlang sehen wir uns an, ohne dass wir ein Wort wechseln, bis ich der betretenen Stille endlich ein Ende setze. “Möchten Sie den Terminplan jetzt mit mir durchgehen?”
    Er schaut zur Standuhr, die halb vier zeigt. “Ich möchte mich erst mit dem aktuellen Stand der Dinge vertraut machen.” An der Art, wie er sich auf die Unterlippe beißt, kann ich erkennen, dass er mit seinen Gedanken woanders ist. “Würde es Ihnen etwas ausmachen, heute länger zu bleiben? Wir könnten um fünf Uhr die Papiere durchgehen.”
    “Selbstverständlich.” Ich ziehe mich ins Vorzimmer zurück, wo ich mit zitternden Händen am Schreibtisch Platz nehme. Die verfrühte und nicht angekündigte Rückkehr des Kommandanten hat mich völlig überrascht. Ich höre mich im Geiste

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