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Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Der Kommissar und das Schweigen - Roman

Titel: Der Kommissar und das Schweigen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Suijderbeck erschien möglicherweise noch etwas verbissener als sonst, und der Hauptkommissar musste zugeben, dass er eine gewisse Wahlverwandtschaft zu ihm verspürte.
    »Wie war es im Irrenhaus?«, fragte er, als die Bestellungen abgegeben worden waren.
    »Lustig«, sagte Suijderbeck und zündete sich eine Zigarette an. »Wenn ich das Sagen hätte, dann würden diese Weiber dort ihr ganzes Leben lang bleiben. Kein Zweifel, dass sie sich dafür qualifizieren würden.«
    »Hm«, bemerkte Van Veeteren. »Und sie schweigen immer noch?«
    »Der reinste Autismus«, nickte Suijderbeck. »Aber das Schlimmste ist, dass sie so verflucht überheblich sind ... auserwählte Märtyrer, und alle anderen sind nur einen Dreck wert. Sie strahlen ihre Verachtung direkt aus.«
    »Das vom Herrn auserwählte Dutzend?«
    »So was in der Art. Sie wissen schon alles, brauchen sich nicht herabzulassen ... und das, obwohl sie untereinander keinen Kontakt haben. Ich wette, die haben irgend so eine Art telepathische Verbindung. Und wie läuft es mit den Mädchen?«
    »Eine hat angefangen zu reden.«
    »Habe ich gehört. Und hat uns das was gebracht?«
    Van Veeteren zuckte mit den Schultern.
    »Eigentlich ungefähr das, was wir uns gedacht haben. Das
Mädchen scheint irgendwann am Sonntagnachmittag verschwunden zu sein ... Jellinek anscheinend in der gleichen Nacht. Dann haben sie den Kindern Maulkörbe verpasst. Die große Frage ist natürlich, was da eigentlich passiert ist, und in der sind wir um keinen Schritt weiter gekommen.... Es scheint übrigens noch ein Mädchen verschwunden zu sein, genau wie wir angenommen haben.«
    »Der Herr gibt und der Herr nimmt«, sagte Suijderbeck. »Und was glaubst du?«
    Der Kellner kam mit zwei Bieren zurück.
    »Ich weiß nicht«, sagte der Hauptkommissar. »Hol mich der Teufel, wenn ich es weiß. Prost.«
    »Prost«, sagte Suijderbeck.
    Nachdem sie getrunken hatten, saßen sie eine Weile schweigend da. Dann holte Suijderbeck tief seufzend Atem und sagte: »Da gibt’s wohl nur eins.«
    »Und was?«, fragte der Hauptkommissar.
    »Wir müssen wohl herauskriegen, ob er sich auch das Mädchen geschnappt hat.«
    Der Hauptkommissar wischte sein Besteck an der Tischdecke ab.
    »Ja«, sagte er. »Das müssen wir wohl.«
     
    »Was ist eigentlich mit deinem Bein?«, fragte er, als sie ihre Teller schon halb geleert hatten.
    Suijderbeck schaute auf.
    »Willst du das wirklich wissen?«
    »Warum fragst du das?«
    Suijderbeck nahm einen Schluck von seinem Bier.
    »Weil die meisten Leute es so schlecht verkraften.«
    »Ach so«, sagte der Hauptkommissar und dachte kurz nach.
    »Doch, ich möchte es wissen.«
    »Wie du willst«, sagte Suijderbeck. »Aber bitte erst nach dem Essen.«

    »Nun ja, ich war ein paar Jahre lang bei der Drogenfahndung«, erklärte Suijderbeck.
    »In Rembork?«
    »Nein, in Aarlach. Wie auch immer, jedenfalls war ich ein paar dicken Fischen auf der Spur. Habe einen Abend vom Auto aus observiert, als sich herausstellte, dass sie mir auch auf der Spur waren ...
    »Ach so«, sagte Van Veeteren.
    »Äußerst dumm, so allein im Auto zu sitzen, oder was meinst du?«
    Van Veeteren antwortete nicht. Nahm eine Zigarette und ließ sie sich von Suijderbeck anzünden.
    »Sie brachten mich außerhalb der Stadt irgendwo hin. Sie wollten mir eine Lektion erteilen. Damit ich meine Nase nicht mehr in ihre Sachen steckte. So nannte der eine das. Schweigsame Burschen. Ja, und dann fesselten sie mich und stellten die Kreissäge an.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Es ging verflucht schnell. Nicht mehr als eine halbe Sekunde, aber das war die längste beschissene halbe Sekunde in meinem Leben ... und sie kommt immer wieder zu mir zurück.«
    Er verstummte. Van Veeteren starrte auf seine Hand, die die Zigarette hielt. Er spürte, wie sich etwas in seinem Unterbewusstsein regte und wieder erstarb. Er nahm einen Zug und strich die Asche ab.
    »Wollen wir bezahlen?«, fragte er.
    »Können wir«, sagte Suijderbeck.
     
    Suijderbeck wollte vor dem Schlafengehen noch ein wenig spazieren gehen, und als sie ein Stück weit gekommen waren, fragte der Hauptkommissar: »Wie lange ist das jetzt her?«
    »Fünf Jahre.«
    »Und warum bist du immer noch bei dem Verein?«
    Suijderbeck ließ ein kurzes Lachen hören.
    »Ein Fünfzigjähriger mit einem Holzbein«, sagte er. »Hast du schon mal was vom Arbeitsmarkt gehört?«

20
    Als der stellvertretende Polizeichef Kluuge gegen ein Uhr am Donnerstag in sein heißes Auto

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