Der Konvent der Zauberer
gilt allerdings Prinzessin Direeva. Wenn es hart auf hart geht, gewinnen die dreißig Stimmen, die sie kontrolliert, eine noch viel größere Bedeutung. Aber die Prinzessin hat nach wie vor die Absicht, für Darius Wolkenstürmer zu stimmen, den Abelasianer. Direeva kennt ihn seit langer Zeit, und sie vertraut ihm.
»Ich kann einfach nicht bis zu ihr selbst vordringen. Und ihre Repräsentantin hat bisher jedes noch so großzügige Angebot abgelehnt. Sie scheint einfach nichts zu wollen.
Sie ist weder an Gold interessiert, noch scheint sie an Bohemius oder Dandius Gefallen zu finden.«
Wenigstens hält sich Lisutaris einigermaßen wacker. Begleitet von Makri, die ihr wie ein Schatten folgt, begrüßt sie ihre Zaubererkollegen. Soweit ich das sehen kann, ist sie dabei ziemlich charmant und verschwindet nur sehr selten, um ihren Thazispegel oben zu halten. Bisher hat sie Turai noch nicht entehrt, indem sie in der Öffentlichkeit auf die Nase gefallen ist. Ich habe Tilupasis und Zitzerius von der Möglichkeit des Attentats eines simnianischen Meuchelmörders berichtet. Zitzerius nimmt die Nachricht sehr skeptisch auf.
»Die Palastwache hätte mich benachrichtigt, wenn Incognixus Turai betreten hätte«, erklärt der Vizekonsul. »Ich mag nicht glauben, dass Lisutaris Gefahr läuft, meuchlings ermordet zu werden. Das Amt des Oberhexenmeisters ist zwar hart umkämpft, aber bisher gab es noch nie einen Mord. Wer sollte ihn denn engagiert haben?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich werde das überprüfen, sobald ich Gelegenheit dazu habe.«
Tilupasis will die anderen turanianischen Zauberer unauffällig informieren, damit sie auf Lisutaris aufpassen können. Nur für den Fall, dass sich deren Drohung als echt erweist. Was der guten Herrin des Himmels eine Menge Schutz gewährt, Makri einmal nicht mitgerechnet. Ich habe Marihana in einer Nachricht um ein Treffen gebeten, bisher aber noch keine Antwort von ihr erhalten.
Ich verlasse Tilupasis unter einem Vorwand. Mein letztes Bier scheint mir schon eine Ewigkeit zurückzuliegen. Kurz vor den Heiligen Hallen stoße ich auf Makri.
»Probleme?«
Sie schüttelt den Kopf.
»Keine Probleme.«
In diesem Moment taucht Prinzessin Direeva neben uns auf. Sie ignoriert mich und stellt sich Makri vor.
»Ich bin Prinzessin Direeva«, sagt sie. »Und wer seid Ihr?«
»Makri.«
Die Prinzessin nickt. »Dachte ich mir. Ihr wart Championeuse der Gladiatoren aller Orgk-Länder, wenn ich mich recht entsinne?« Prinzessin Direeva ist ganz offensichtlich beeindruckt. »Und wie ich gehört habe, wart Ihr fünf Jahre lang unbesiegt?«, fährt sie fort.
»Sechs«, korrigiert Makri sie.
»Wirklich? Und habt Ihr wirklich einmal einen Drachen in der Arena besiegt?«
»Ja, das stimmt.«
Direeva ist sichtlich fasziniert. Ihr außergewöhnliches Haar schwingt langsam hin und her, während sie redet. Die goldenen Strähnen und die Juwelen funkeln schön im Licht der Fackeln. Vielleicht fließt da ja auch etwas Orgk-Blut durch die hochwohlgeborenen blaublütigen Adern der Prinzessin. Obwohl nur menschliche Zauberer als Oberhexenmeister der Innung in Frage kommen, nehmen auch viele Zauberer mit Elfenblut an dem Konvent teil. Also wäre es keine allzu große Überraschung, hie und da auf ein bisschen Orgk-Blut zu treffen. Die Zaubererinnung ist längst nicht so engstirnig wie die meisten anderen Zünfte der Stadt. Aus einer Versammlung der Goldschmiede würde Makri ohne viel Federlesens achtkantig hinausgeworfen. Aber Goldschmiede sind ohnehin peinlichst auf Etikette bedacht.
Ich habe Makris Prahlereien über ihre Heldentaten in der Arena schon oft genug gehört, und da Prinzessin Direeva sichtlich nicht das geringste Interesse daran zeigt, sich mit mir zu unterhalten, entferne ich mich unauffällig. In den Heiligen Hallen ermuntert Tilupasis gerade einige Magier aus Pargada, mehr Wein zu trinken. Als sie mich sieht, fragt sie mich, was Prinzessin Direeva denn von Makri wollte.
»Sie wollte ein Schwätzchen mit ihr halten.«
»Tatsächlich?«
Tilupasis’ Augen leuchten anzüglich.
»Hervorragend. Vielleicht haben wir da doch etwas gefunden, woran die Prinzessin interessiert ist.«
Ich verbringe den Rest des Abends damit, mit Glorius Viktorius zu trinken. Er will wissen, wie ich mit meinen Amtspflichten zurechtkomme.
»Es läuft gut. Jedenfalls besser, als auf einer Sklavengaleere zu rudern. Immerhin hatte ich für den Winter nichts weiter geplant.«
Einer von Glorius’ Gefährten zeigt
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