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Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
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Auftrag niemals angenommen, wenn mir klar gewesen wäre, wie viel Zeit ich dafür im Freien verbringen muss.
    In Lisutaris’ Villa brennen die Lampen, und trotz der späten Stunde nimmt mir ein Bursche mein Pferd ab und führt es in den Stall, während ein Lakai mich ins Haus geleitet. Es riecht nach Thazis. Allmählich ekelt der Duft mich an. Die Herrin des Himmels sitzt wie erwartet an ihrer Wasserpfeife. Makri und Prinzessin Direeva leisten ihr fleißig saugend Gesellschaft. Die Wände schmücken prachtvolle Elfengobelins in vorwiegend grünen und goldenen Farben, und zahllose sehr gesund wirkende Pflanzen säumen die großen Fenster, von denen aus man den Garten einsehen kann. Es ist ein wunderschöner Raum, der von einem der beliebtesten Innenarchitekten Turais ausgestattet worden ist. Dessen Dienste scheinen für unsere Oberschicht seit einiger Zeit überlebenswichtig zu sein. Und warm ist es auch, obwohl kein Feuer brennt. Turais Architekten haben ein geniales Patent entwickelt, sodass in den großen Villen mittlerweile ein Rohrsystem unter den Fußböden entlangführt, durch das heißes Wasser geleitet wird. Damit werden die Häuser geheizt. Im Gegensatz zu den frierenden Massen von ZwölfSeen muss das wohlhabende Turai niemals bibbern.
    An den Wänden brennen nicht einmal Fackeln. Für die Helligkeit in dem Raum sorgt Lisutaris’ Leuchtstab, der in einer Ecke steht und das Zimmer mit seinem warmen Licht erfüllt.
    Makri hat ihre Rüstung ausgezogen und sitzt jetzt in ihrer üblichen Männerkleidung am Tisch. Prinzessin Direevas Wams und Hose sehen irgendwie ganz ähnlich aus, und die beiden bilden einen merkwürdigen Kontrast zu Lisutaris’ fließenden Gewändern.
    »Wie hat der Vizekonsul die Kunde aufgenommen?«, fragt die Zauberin.
    »Er bedauert, dass er Euch für das Amt vorgeschlagen hat. Und ich würde an Makris Stelle nicht länger auf seine Hilfe zählen, was die Zulassung zur Universität angeht.«
    Makris Miene verdüstert sich. Sie ist von dem Ehrgeiz getrieben, sich an der Kaiserlichen Universität einzuschreiben, und wenn ihr kein kleines Wunder zu Hilfe kommt, wird das niemals passieren. Als ich ihr enttäuschtes Gesicht sehe, empfinde ich ein merkwürdiges Vergnügen. Das ist eine angemessene Vergeltung für den ganzen Ärger, den sie mir in letzter Zeit bereitet hat.
    Lisutaris deutet einladend auf die Wasserpfeife.
    »Denkt Ihr denn niemals an etwas anderes?«, frage ich sie wütend.
    »Ganz, wie Ihr wollt«, meint Lisutaris schnippisch.
    »Ich habe nicht Nein gesagt. Ich habe mich nur gefragt, ob Ihr auch an etwas anderes denkt.«
    Ich nehme einen langen Zug aus der Pfeife. Das Thazis ist so stark, dass ich mich hinsetzen muss. Ich fühle mich ruhiger.
    »Ihr kommt gerade rechtzeitig«, verkündet die Zauberin. »Wir haben den Verschleierungszauber fertig gesponnen. Aber bevor ich ihn wirke, will ich einen Blick auf den Mörder werfen.«
    Neben ihr steht ein goldenes Becken voller Kuriya. Aus dieser dunklen Flüssigkeit kann ein erfahrener Anwender manchmal die Geheimnisse der Vergangenheit lesen. Es ist eine sehr schwierige Kunst. Ich selbst habe ebenfalls schon gelegentlich Geheimnisse aus dem Kuriya gezogen, aber meine Erfolgsquote ist sehr niedrig. Allerdings sind meine Kräfte im Vergleich zu denen von Lisutaris nichts, und ich bin sehr optimistisch, dass wir jetzt wohl endlich die Wahrheit erfahren werden.
    Bevor ich das Kuriya benutze, brauche ich relativ lange, bis ich mich in den richtigen Geisteszustand versetzt habe. Lisutaris hat solche Beschränkungen lange überwunden.
    Ohne jede Vorbereitung, ja selbst ohne einen tiefen, entspannenden Atemzug, wedelt sie mit der Hand über das Becken. Im selben Moment wird es kühler im Raum, und die schwarze Flüssigkeit fängt an zu schimmern. Wir verrenken uns fast die Hälse, um die Vision sehen zu können, die sich in dem Becken formt.
    Es zeigt mein Büro. Und zwar sehr klar. Man sieht sogar die schmutzigen Teller vom Vortag noch auf dem Tisch. Als das Bild das Becken ausfüllt, sehe ich Makri und Direeva bewusstlos auf dem Boden liegen. Darius Wolkenstürmer liegt daneben, ebenfalls regungslos. Lisutaris scheint nicht da zu sein. Die Tür geht auf, und sie kommt herein. Sie schleicht leise durch das Zimmer und beugt sich über Makri. Als sie sich aufrichtet, hält sie ein Messer in der Hand. Dann dreht sie Darius herum und rammt ihm das Messer in den Rücken. Danach verschwindet sie aus dem Raum und lässt den Zauberer

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