Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Konvent der Zauberer

Der Konvent der Zauberer

Titel: Der Konvent der Zauberer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Scott
Vom Netzwerk:
verbluten.
    Die Vision verblasst. Ich sehe die drei Frauen der Reihe nach an. Alle drei sind wie vor den Kopf geschlagen. Lisutaris sieht aus, als wäre sie soeben dem finstersten Dämon der Hölle begegnet.
    »Na, das scheint ja recht eindeutig zu sein«, sage ich schließlich. »Da gibt es nicht viel zu deuteln. Was machen wir jetzt? Und übrigens, warum habt Ihr ihn eigentlich mit Makris Messer erstochen? Wenn Ihr den Mann so gehasst habt, hättet Ihr ihn dann nicht einfach mit einem Zauberbann abfackeln können?«
    Die Herrin des Himmels ist immer noch sprachlos. Sie stiert starren Blicks auf die Flüssigkeit, die jetzt wieder unschuldig schwarz aussieht.
    »Kommt gefälligst zu Euch!«, fahre ich sie an. »Macht mit dem Verschleierungszauber weiter. Und Ihr solltet Euch damit verdammt viel Mühe geben, denn wenn jemals jemand etwas zu verschleiern gehabt hat, dann Ihr.«

9. KAPITEL
    Als ich aufwache, ist mir ungewöhnlich gemütlich, und außerdem ist mir warm. Dann wird mir klar, dass ich nicht zu Hause bin, sondern im Bett eines Gästezimmers in Lisutaris’ Villa. Lisutaris, die Messerstecherin. Ich hätte sie niemals eines Mordes für fähig gehalten. Vor dem Fenster steht eine Bronzestatue. Meine Kleidung hängt daran. Ich stehe auf und ziehe mich an. Draußen erwartet mich ein Diener und fragt mich, ob ich ein Frühstück möchte.
    »Ich nehme ein Bier und alles, was Ihr so in der Pfanne habt. Ist Lisutaris schon wach?«
    Ist sie nicht. Ich gehe nach unten, schnappe mir ein Bier und etwas geröstetes Geflügel von den Serviertabletts im Frühstückszimmer und schlinge alles herunter. Ich habe nicht vor, mich lange hier aufzuhalten. Bedauerlicherweise taucht Lisutaris auf, bevor ich verschwinden kann. Sie hat eine kleine Thazisrolle in der Hand und sieht aus, als hätte sie keine besonders ruhige Nacht gehabt.
    »Ich habe ihn nicht umgebracht«, sagt sie.
    Das hat sie gestern Nacht auch schon behauptet. Ich halte es für besser, nicht darauf zu antworten.
    »Ihr glaubt mir nicht?«
    »Nein.«
    »Jemand hat diese magische Vision gefälscht.«
    Ich glaube ihr immer noch nicht. Auf mich hat die Vision ziemlich echt gewirkt, und vor allem würde sie vor jedem Gericht standhalten.
    »Ich sage Euch, dass jemand diese Vision gefälscht hat.«
    »So etwas kann keiner fälschen.«
    »Ich dachte, Ihr würdet immer zu Euren Klienten halten?«
    »Das mache ich auch. Aus genau diesem Grund habe ich Euch noch nicht der Garde übergeben.«
    »Aber Ihr glaubt nicht an meine Unschuld?«
    »Nein.«
    Makri kommt ins Esszimmer. »Was habt Ihr denn?«, will sie wissen.
    »Thraxas glaubt, dass ich Darius Wolkenstürmer getötet habe. Und es gefällt ihm gar nicht, eine Mörderin als Klientin am Hals zu haben.«
    »Lisutaris ist keine Mörderin«, behauptet Makri. »Du musst ihr helfen.«
    »Ich muss überhaupt nichts.«
    Wir starren uns eine Weile schweigend an. Die Herrin des Himmels nimmt einen tiefen Zug von ihrer Thazisrolle.
    »Diese Visionen waren gut«, sagt sie schließlich. »Trotz all meiner Macht konnte ich nicht beweisen, dass sie gefälscht sind. Sie werden auch andere Zauberer täuschen.«
    »Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass sie gefälscht sind«, erwidere ich barsch. »Und selbst wenn, was ist dann mit der wahren Vergangenheit passiert? Ein Zauberer kann vielleicht die Vergangenheit verbergen, aber niemand kann sie ausradieren. Ihr habt mindestens zehnmal in das Kuriya geschaut, aber Ihr konntet die echten Ereignisse nicht finden. Oder das, was Ihr für die echten Ereignisse haltet. Also haben wir hier eine große Diskrepanz, und keine Seite davon kann durch Magie bewerkstelligt worden sein. Die eine ist das Auslöschen der Realität, und das andere bedeutet, eine neue Realität erschaffen zu können. Die Vergangenheit zeitweilig zu verstecken ist eine Sache, aber Auslöschen und Neuerschaffen sind unmöglich. Das wisst Ihr besser als ich. Warum erzählt Ihr mir nicht einfach, was wirklich passiert ist?«
    »Ihr kennt mich jetzt schon eine sehr lange Zeit«, antwortet Lisutaris leise. »Wir haben zusammen auf demselben Stück Wehrwall gestanden, als er unter dem Angriff der Kriegsdrachen zusammengebrochen ist.«
    »Kemlath Orgk-Schlächter stand auch da«, erwidere ich. »Und den habe ich letztes Jahr mit Schimpf und Schande aus der Stadt gejagt.«
    »Aber er war schuldig!«, fährt Makri wütend hoch. »Lisutaris hat Darius nicht umgebracht! Warum sollte sie das tun? Du musst ihr helfen! Niemand kann so gut

Weitere Kostenlose Bücher