Der Konvent der Zauberer
Schauspielerin mimen sollen, bis ihr jemand Besseres ins Netz gegangen wäre.
Es hat wieder angefangen zu schneien. Als ich durch die nördlichen Außenbezirke von Pashish zurückgehe, fallen mir zwei Beine auf, die aus einer Schneewehe herausragen. Sie gehören zu einem erfrorenen Bettler. Und dabei ist das hier nicht mal das schlimmste Viertel der Stadt. Wenn ich an all das Gold denke, das in den Konvent gepumpt wird, fange ich an, mich aufzuregen. Ein winziger Bruchteil davon hätte einem dieser Bettler ein Dach über dem Kopf gewährt, statt in der Tasche oder in flüssiger Form in der Kehle eines dieser fetten Schmarotzer zu verschwinden. Wie Glorius zum Beispiel. Oder wie ich selbst. Mein Ärger verpufft und weicht tiefer Niedergeschlagenheit. Am liebsten würde ich nach Hause gehen, aber ich muss vorher noch zu dem Konvent, nach Lisutaris schauen und Zitzerius Bericht erstatten. Mich fröstelt. Ich habe zwar zwei neue Zaubersprüche gelernt, mit denen ich meinen Mantel aufwärmen kann, aber sie scheinen trotzdem nicht stark genug zu sein, um die Kälte auszusperren.
Ich berichte Zitzerius und spare dabei auch mein Scheitern nicht aus, Sareepa Kreuzblitzunddonnerwetter zum Suff zu bekehren.
»Ihr müsst es noch einmal versuchen.«
»Gut. ich versuche es noch einmal. Wo ist Lisutaris?«
»Sie ist bewusstlos. Bohemius und Dandius haben sie in meine Privatgemächer geschafft.«
»Kostet es sie Stimmen, weil sie ständig so berauscht ist?«
Zitzerius kann das nicht mehr beurteilen. Da jetzt die Hälfte der Teilnehmer des Konvents ständig unter dem Einfluss von Boah oder Thazis steht, oder vielmehr liegt, könnte es sogar zu ihren Gunsten ausschlagen.
»Und wir streuen auch weiterhin fleißig unser Gold unter die Magier?«
Der Vizekonsul nickt. Anscheinend bereitet ihm das auch keine besondere Freude.
»Wäre Euch ein netter, ordentlicher, frommer Kandidat wie Allahlachmah lieber?«
»Ja. So einen hab ich aber nicht.«
»Macht Euch keine Sorgen, Zitzerius. Wenn Lisutaris gewählt wird, erntet Ihr reichlich Meriten.«
Zitzerius nickt. Es gefällt ihm, die Rosinen zu lutschen. Nur der Prozess der Lese gefällt ihm nicht.
In diesem Moment schlendern Makri und Lisutaris an uns vorbei. Makri hat ihre Körperrüstung abgelegt und trägt jetzt nur noch ihren zweiteiligen Kettendress. Es ist der kleinste zweiteilige Kettendress, den die bekannte Welt je gesehen hat. Und sie hat ihn nicht mal ordentlich angelegt. Lisutaris ist zwar bekleidet, aber auch völlig durchnässt. Vermutlich ist ihr ein Experiment beim Bierschweben misslungen. Beiden baumelt je eine riesige Thazisrolle zwischen den Lippen, die eine pilzförmige Rauchwolke über ihren Köpfen erzeugt.
Zitzerius starrt sie entsetzt an. »Haben Bohemius und Dandius nicht …?«
»Ich bin ausgebrochen.« Lisutaris Stimme klingt undeutlich. »Ich musste Makri trösten.«
»Ich habe bei Direeva versagt«, erklärt Makri. »Tut mir Leid. Der Simnianer hat mich ausgetrickst. Sagt Tilupasis, dass sie ihn gleich hätte umlegen sollen.«
»Thraxas muss Sareepa umgarnen«, schlägt Lisutaris vor.
»Eine ziemlich schwergewichtige Aufgabe«, meint Makri und lacht. Dabei fällt ihr die Thazisrolle aus dem Mund und wird von dem Bier gelöscht, das aus Lisutaris’ Gewand tropft. Die Herrin des Himmels murmelt einen Zauberspruch, woraufhin sich die Thazisrolle vom Boden erhebt, in Makris Mund landet und sich selbst entzündet. Wenigstens hat die Zauberin nicht vergessen, wie man zaubert.
Es ist ein sehr glücklicher Umstand, dass der Eintritt zu dem Konvent so stark kontrolliert wird. Wenn die gewöhnlichen Bürger von Turai sehen könnten, wie ihre Oberschicht sich großzügig an allgemein verbotenen Substanzen bedient, dann wären sie vermutlich ziemlich konsterniert. Oder höllisch eifersüchtig.
»Ihr seht so mürrisch aus wie eine niojanische Hure«, erklärt Lisutaris Zitzerius. »Möchtet Ihr eine Thazisrolle?«
»Bitte, bringt sie nach Hause«, antwortet Zitzerius in meine Richtung. Ich habe ihn noch nie so verzweifelt gehört.
Die beiden Mädels wollen aber lieber nach ZwölfSeen statt nach Thamlin. Ich widerspreche ihnen nicht. Es ist ganz gut, wenn ich in Lisutaris’ Nähe bleibe. Makri ist nicht gerade in der Lage, sie zu beschützen. Ich schaffe sie unauffällig aus einem Seiteneingang hinaus und verfrachte sie in eine Regierungskutsche. Auf der Rückfahrt nach ZwölfSeen wacht Makri auf.
»Hast du meine Rüstung mitgenommen?«
»Ja.«
»Pass
Weitere Kostenlose Bücher