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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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Streichholz an und bewegte es vor dem Ende seiner Zigarre hin und her. Dann dachte er über die Leichen nach und überlegte, wie er die Story anpacken sollte. Er suchte nach einer Verbindung.
    In dieser Stadt gehörten sowohl The Vancouver Sun als auch The Province ein und derselben Gesellschaft, der Pacific Press Holding. In einer Welt schrumpfender Presseorgane war dies nur ein kleineres Monopol – und nichts, worüber man sich Sorgen machen musste. Außerdem, wen interessiert es schon, ob schlechte Nachrichten aus einer oder mehreren Quellen kommen? Schlechte Nachrichten sind schließlich schlechte Nachrichten, oder etwa nicht? Ganz gleich, wie man sie druckt.
    An diesem Morgen hatten beide Blätter die gleiche Schlagzeile gebracht. In 96-Punkt-Schriftgröße hatten sie ihre Leser gefragt: Macht jemand Jagd auf Köpfe? Skip O’Rourke hatte entschieden, dass die Nachtausgabe der Sun anders sein sollte. Sie würde die Leute in den Vorortszügen fragen: Headhunter immer noch auf freiem Fuß?
    Wenn man tot ist, ist man tot, dachte O’Rourke philosophisch. Welchen Unterschied macht es schon für die Opfer – mögen sie in Frieden ruhen? Aber ein mörderischer Psychopath – ah, damit konnte man Zeitungen verkaufen.
    Der Skipper war ein Redakteur von reinstem Schrot und Korn und – nun ja, tätowiert.
    Sein Job war es, Zeitungen zu verkaufen. Und genau das würde er tun.
    Befriedigt richtete O’Rourke sich auf und griff nach dem Umschlag, den Edna in der Post gefunden hatte. Er schlitzte ihn mit einem Brieföffner auf und kippte den Inhalt auf seinen Schreibtisch. Es fielen lediglich zwei Fotos und ein Zeitungsausschnitt heraus. Die Bilder landeten mit dem Gesicht nach unten.
    O’Rourke nahm den Zeitungsausschnitt und schüttelte verwundert den Kopf. Es war ein gedrucktes Bestellformular für das Abonnement eines elitären Männermagazins, das sich Buns and Boobs Bonanza nannte. Ganz oben auf dem Formular war das Bild einer bis zur Hüfte nackten Frau zu sehen. Sie hatte das größte Paar Brüste, das O’Rourke je zu Gesicht bekommen hatte. Und die Textzeile unter dem Bild lautete schlicht: Suchen Sie so etwas?
    O’Rourke schüttelte erneut den Kopf und griff nach den Fotos. Er drehte sie um. Dann fiel ihm plötzlich die Zigarre von den Lippen und der Skipper brüllte jene magischen Worte, die der Traum jedes Redakteurs sind. »Herrgott, jemand soll die verdammte Presse anhalten!«
    Denn jedes Bild zeigte den Kopf einer Frau, am Hals abgetrennt und auf das Ende eines hölzernen Pfahls gespießt.

Die Saat
    Medicine Lake, Alberta, 1897
    Als der Schock über seine Wunden Eisenkind endlich freigab, starrte er in den Lauf einer Waffe.
    »So, mein Junge«, sagte Blake leise auf Englisch. »Ich sehe, du lebst. Hast du jetzt Schmerzen … Junge?«
    Blake stand zwischen dem Cree und dem flammenden Sonnenball. Um den Hals trug er ein dickes, schwarzes Tuch. Mit der linken Hand rieb er sich die Schläfe, als würde sie schmerzen. Doch seltsamerweise lächelte er. Sein Kopf war groß, seine kantige, breite Stirn war fast von buschigen weißen Augenbrauen verdeckt. Die Haut war gerötet und von all den Jahren verwittert, die sie den Elementen ausgesetzt gewesen war, aber seine Augen waren blass und grau und musterten den Cree. Seine Handschuhe hingen an einem Band um seinen Hals an den Seiten herunter, während seine nackte, von der Kälte taube Hand die Pistole hielt.
    »Man kämpft nicht, weil man zu gewinnen hofft. Viel schöner ist es zu kämpfen, wenn es keinen Sinn hat. Cyrano de Bergerac hat das gesagt, Junge. Könnte das auch deine Philosophie sein?«
    Eisenkind verstand von dem, was der weiße Mann sagte, kein Wort, spürte aber, dass es gefährlich sein könnte, einen Laut von sich zu geben. Also sagte der Cree nichts. Blake zog sich das schwarze Tuch vom Kinn herunter und kauerte sich nieder. Der Lauf des Enfield-Revolvers war etwas mehr als einen Meter vom Kopf Eisenkinds entfernt.
    »So, du verstehst also kein Englisch? Oder liegt das an dem Schlag gegen deinen Schädel, den dir die Kugel verpasst hat? Macht mir nichts aus, Junge, wir werden trotzdem ein wenig miteinander reden, solange wir dafür Zeit haben.«
    In diesem Augenblick kam einer der Eskimo-Schlittenhunde herangetrottet und schnüffelte an dem Blut, das das Gesicht von Eisenkind bedeckte. Der Cree bewegte sich nicht, weil sein Körper anfing steif zu werden. Die Bergluft begann sich zu erwärmen, als das Licht der Sonne sich jetzt im glitzernden

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