Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
Vom Netzwerk:
bis das Gespann geordnet war. Er beschäftigte sich damit, das Lager abzubrechen und den Schlitten zu bepacken. Schließlich stapfte er zu der Stelle, wo Eisenkind ausgestreckt im Schnee lag.
    Die Kugel hatte eine Austrittswunde von der Größe einer Navelorange gerissen. Blut breitete sich wie ein Heiligenschein unter dem Kopf des Cree aus.
    Blake packte die zwei Zöpfe des Toten, zerrte die Leiche zum Schlitten und band sie schräg mit Lederbändern fest. Dann stieg er auf die Kufen hinten am Schlitten und schnippte mit der Peitsche. Mit eingezogenem Kopf zerrte Cerf-vola an den Zügeln.
    Die anderen Hunde folgten ihm und der Schlitten setzte sich in Bewegung.
    Stundenlang keuchten die Huskies unter der schweren Last, die sie zogen, bissen gelegentlich in den weichen Schnee, durch den sie sich mühten. Mittags legten sich Wolken über die Berge, dann brach die obere Schicht auf und legte die äußeren Gipfel der Rockies frei, die Blake jetzt auf beiden Seiten flankierten. Er zog an den Zügeln und brachte den Schlitten zum Halten.
    Das war es. Sie hatten sie erreicht, die »Brücke der Welt« der Indianer. Jener Ort, wo die Rocky Mountains an eine Ebene von 1.000 Meilen Weite grenzen.
    Blake stieg vom Schlitten.
    Und während er nach vorne ging, um sein Gespann über die Stelle zu führen, wo ein falscher Schritt den Sturz in den Abgrund darunter bedeuten konnte, blickte er auf Eisenkind. Er sah den offenen Schädel, das zerschmetterte Gehirn, das Gewebe, das in blutigen Fetzen heraushing. Blut tropfte in den Schnee. Eine Spur roter Tropfen markierte die Route, die der Schlitten zurückgelegt hatte. Tropfen, die heruntertröpfelten, tröpfelten, tröpfelten, tröpfel, tröp ... Tröp … Tripp …
    Blake rammte sich die Fäuste in die Augen, als der Albtraum zurückgeflutet kam.
    Nicht das Pochen quält ihn. Auch nicht die Dunkelheit. Es sind die Spuren der Kugeln und der Messerstiche, die die Wände mit Narben überzogen.
    Weil er weiß, dass dies ein Fort der Hudson Bay Company am Saskatchewan River ist.
    Er weiß, dass es ein Wintermonat im Jahre 1870 ist. Und er weiß, dass dies der Raum in dem Fort ist, wo sie mit den Indianern Handel treiben.
    Denn dicht bei ihm stehen Säcke mit Viehfutter und Kisten mit Munition. Und überall an den aus Baumstämmen gezimmerten Wänden – wenigstens in der Hälfte des Raums, die das Licht einer einzigen Kerze beleuchtet – liegen bis zur Decke aufgestapelte Felle. Büffel und Nerz. Bär, Otter. Biber, Schwarzfuchs und Marder. Etwas abseits liegen, als Tauschgut für diese Pelze, Decken, Perlen und bunte Tücher, Taschentücher und Bänder. Von der Decke hängt ein Hirschkadaver, den man dort aufgehängt hat, damit er ablagert, der Kopf ist nach hinten gedrückt, und das Geweih deutet wie Finger aus gekrümmten Knochen.
    Wilfred Blake sitzt an einem Tisch nahe der Tür, die Ellbogen auf der Tischplatte, das Kinn auf die Hände gestützt. Er sieht zu, wie der Kerzendocht in einer Pfütze aus geschmolzenem Wachs ertrinkt. Diese Kerze erzeugt das einzige Licht im Indianerraum.
    Wilfred Blake hat Angst vor dem Teil des Raums, den er nicht sehen kann.
    Draußen ist das Pochen jetzt näher gekommen und beginnt, sich mit einem anderen Geräusch in diesem Raum zu vermischen.
    Wumm … Tripp … Wumm … Tripp … Wumm
    Plötzlich ertönt draußen vor der Tür ein Schmerzensschrei.
    Blake springt auf, er zieht den Riegel zurück, reißt die Tür auf.
    Dann stöhnt er und wendet sich ab – denn was er sieht, ist noch weit schlimmer, als was er sich ausgemalt hat.
    Das Fort ist ein fünfseitiger Bau mit Bastionen, die es flankieren, und einem sechs Meter hohen Palisadenzaun. Es steht hoch auf einem flachen Ufer, 30 Meter über dem Saskatchewan River. Das Tor ist offen. Durch das Tor kann Blake draußen die Wigwam-Stangen sehen, kann ein einzelnes Pferd weit unten in den Flussniederungen ausmachen. Auf beiden Seiten des Wassers, von Rauch und Schlamm verschmutzt, stehen primitive weiße Kreuze und markieren die letzten Ruhestätten der Toten.
    Es schneit.
    Große, feuchte Flocken taumeln aus dem Himmel herab und landen auf den Fenstern einiger Gebäude, die im Inneren des Palisadenzauns gedrängt beieinanderstehen. Blake kann die verängstigten Gesichter hinter den Fensterscheiben sehen.
    Blake sieht die Indianer ins Fort strömen.
    Die Indianer sind überall.
    Jetzt taucht, wie aus dem Nichts, ein Medizinmann aus dem Schneetreiben auf. Er geht in die Mitte des Hofs und streckt beide

Weitere Kostenlose Bücher