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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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empfinden, schmerzte ihn. Und dann dachte er an Jane.
    Oh, warum musstest du sterben, Janie?, fragte er sich. Dann nahm er einen weiteren Schluck.
    Mehr als eine Stunde verging, ehe DeClercq wieder zum Haus hinaufging. Er ging durch das Gewächshaus – immer noch vollgestopft mit all seinen sterbenden Pflanzen und der Unmenge Papiere und Berichte über den Headhunter-Fall – und weiter ins Wohnzimmer, wo er die Stereoanlage einschaltete. Er goss sich ein zweites Glas ein.
    Mit dem Glas in einer Hand suchte er in seiner Plattensammlung, bis er die Aufzeichnung von Beethovens Fünftem Pianokonzert, gespielt von Wilhelm Kempff, fand. Er legte die Platte auf, drehte die Lautstärke auf, ging dann in die Mitte des Zimmers und blieb in der Mitte zwischen den beiden Lautsprechern stehen. Während er einen weiteren Schluck Scotch hinunterkippte, ließen die ersten Akkorde von Emperor die Wände des Raums erzittern. Ein leichter Schauder ging ihm über den Rücken. Er schloss die Augen und gab sich ganz der Musik hin.
    Als der erste Satz zu Ende war, kam DeClercq wieder zu sich und stellte fest, dass er die Fäuste geballt hatte und seine Lippen ständig wiederholten »Das wird mich nicht zerbrechen!«
    Einen Augenblick lang war ihm das peinlich. Als dann der langsame zweite Satz begann, lösten sich seine Fäuste und er nahm die Platte vom Teller und ging wieder ins Gewächshaus hinaus.
    Robert DeClercq setzte sich an seinen Schreibtisch und machte sich, umgeben von der Finsternis jenseits der Glaswände, wieder an die Arbeit.
    22:25 Uhr
    Genevieve DeClercq war sehr besorgt und wusste nicht, was sie tun sollte. Sie hatte Angst um ihren Mann, Angst um sich selbst, Angst, ihn zu verlieren. Männer dazu zu bringen, dass sie sich in sie verliebten, war für sie die leichteste Aufgabe der Welt, aber tief im Innersten wusste sie auch, dass Robert nicht jemand war, den sie ersetzen konnte. Würde sie je einen anderen Mann finden, der ihr so viel Freiheit ließ wie er? Jemanden, der sie auf dieselbe Weise liebte, wie er sie geliebt hatte – selbstlos, sanft, grob, nur an sie denkend? Vor Robert war ihr Leben eine Folge von Männern gewesen, die alle dieselben langweiligen Dinge sagten, während sie sie ins Bett manövrierten. Und am Ende hatte jeder sie mit jenem Kissen erstickt, das sich Besitz nennt.
    Und außerdem besaß Robert echte Werte. Heutzutage einen Mann mit Wertvorstellungen zu finden, war sehr schwer. Es sei denn, er selbst war der Wert.
    Schon früh am Nachmittag hatte sie sich dafür entschieden, ihren Mann zu schockieren. Genevieve konnte sich nicht erinnern, von wem der Satz stammte: »Die größte Waffe einer Frau ist die Fantasie des Mannes«, aber sie wusste, dass der menschliche Körper so programmiert ist, dass im Augenblick des Orgasmus jedes Problem überwunden wird, das das Bewusstsein quält. Es mochte nicht viel sein, aber Robert brauchte jede Möglichkeit zur Flucht aus der Realität, die er bekommen konnte. Und so hatte Genevieve sich das Haar schwarz gefärbt und hatte mit einer kleinen Portion jenes Wissens, das die Töchter Englands von denen Frankreichs unterscheidet, entschieden, dass Robert DeClercq in dieser Nacht mit einer anderen Frau das Bett teilen würde.
    Genevieve hatte vor, an diesem Abend der Fantasie ihres Ehemannes freien Lauf zu lassen.
    Mit diesem Gedanken schob sie den Schlüssel ins Schloss und öffnete die Haustür. Die Gedanken beschäftigten sie immer noch, bis zu dem Augenblick, als sie den Superintendent im Gewächshaus fand, wo er an seinem Schreibtisch eingeschlafen war. Er hatte ein Glas Scotch umgestoßen und es war auf dem Boden zerschellt.
    »Oh, Robert«, sagte sie im Flüsterton, und dann sah sie die Tränen, die ihrem Mann über das Gesicht liefen, heimlich, während sein Körper schlief.
    Genevieve brauchte zehn Minuten, um Robert ins Bett zu bringen. Er war zu erschöpft, um aufzuwachen, und zu schwer, als dass sie ihn ins Schlafzimmer hätte tragen können. Am Ende holte sie eine Rollliege aus dem Gästezimmer, schob sie ins Gewächshaus, stellte sie neben den Schreibtisch und zog ihren Mann darauf. Bald war er in tiefen Schlaf gesunken.
    Als sie fertig war, ging die Frau in die Küche und setzte Wasser auf. Als der Kaffee fertig war, kehrte sie mit der dampfenden Tasse ins Gewächshaus zurück und setzte sich an den Schreibtisch.
    Genevieve war keine Frau, die kampflos aufgab.
    Um 22:56 Uhr schaute sie auf die Uhr, dann griff sie sich die nächste

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