Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Headhunter-Akte und fing an zu lesen.
Samstag, 13. November, Tagesanbruch
Die Sonne ging am nächsten Morgen um genau 05:57 Uhr auf.
Als sie sich über den Horizont schob und der Tag erwachte, brannte im Gewächshaus immer noch Licht.
Roter Serge
09:30 Uhr
Silber. Alles ist silbern.
Seine Beine fühlen sich schwer an, so schwer, als wären sie aus Blei gegossen, während er versucht, sich schnell zu bewegen, sich schnell bewegen muss, um die Lücke zu schließen, um Jane zu finden, um seine verängstigte Tochter den Klauen des Entführers zu entreißen. Mit zunehmender Angst blickt er an sich herab, um herauszufinden, was ihn behindert, und entdeckt entsetzt, dass seine beiden Füße anscheinend in der Erde Wurzeln geschlagen haben. »Nein!«, schreit DeClercq hinaus. Dann erfasst ihn Panik und er lässt die Armbrust fallen und packt ein Bein, um es aus dem Waldboden loszureißen. Es lässt sich nicht bewegen. Er versucht es mit dem anderen Bein, zerrt mit beiden Händen daran, setzt seine ganze Kraft ein. Es beginnt freizukommen. Die Erde lässt die Wurzeln los, lässt seinen Fuß los, lässt ihn ächzend los, während sich noch jede winzige Faser in den Boden krallt …
»Daadddyyyyy!« Ein lauter, schriller Schrei zerreißt den Herbstmorgen.
»Lasst mich los!«, schreit DeClercq die silbernen Bäume rings um ihn an.
In seiner Verzweiflung versucht er loszurennen, versucht sein anderes Bein zu befreien, versucht die silberne Hütte zu erreichen, aus der jener Schrei kommt. Sein Herz quält sich jetzt in seiner Brust, und über seinen überanstrengten linken Arm flackern Schmerzen auf und ab. Er kann die Spannung in seinen Schläfen und den Muskeln in seinem Hals spüren.
»Daadddyyy!« Diesmal dauert der Schrei länger, bleibt in der Luft hängen.
»Verlass mich nicht, Prinzessin«, ruft DeClercq. »Ich komme! Um Gottes willen, ich komme!«
Dann sind seine Beine frei, und er bewegt sich wieder nach vorne, zerrt den halben Waldboden mit sich, schließt die Lücke. Die Tür ist jetzt vor ihm, die Erdbrocken brechen von seinen Füßen ab, während um ihn herum die Wurzeln wie Schlangen in den Herbstblättern rascheln. Er hastet an der Leiche vorbei, aus deren Auge ein Armbrustbolzen ragt, rennt die Treppe hinauf und über die Veranda, die Tür schwingt auf, und jetzt sticht das Messer in seinen Bauch, das Blut fließt ihm über Bauch und Beine, seine Hände krallen sich jetzt um den Hals dieses Mannes, der ihm im Weg ist. Die Augen, die Zunge, das Töten - alles verblasst und der Körper fällt zu Boden.
»Ich bin hier drüben, Daddy«, ruft Janie. »Ich hab mich in der Ecke versteckt.«
Also wirbelt er in dem silbernen Raum herum, sucht in dem monochromen Raum, versucht verzweifelt, sie zu finden.
»Prinzessin! Janie! Wo bist du?«, ruft er, und in diesem Augenblick sieht er ihre Augen, sieht sie im Schatten, in der Ecke.
»Oh, Gott sei Dank!«, sagt er laut, rennt zu ihr, nimmt den kleinen Körper in die Arme, einen Körper, der jetzt zusammenschrumpft, immer dünner und dünner wird, bis daraus eine Stange geworden ist.
Entsetzt tritt DeClercq zurück und blickt auf diese unschuldigen Augen. Denn Janes Kopf steckt auf dem Ende einer Stange.
»Ich weiß, du würdest kommen, Daddy«, sagt sie, und dann fängt sie an, zu weinen.
Er erwachte schweißüberströmt und fand sich auf einem Behelfsbett im Gewächshaus. Nach einem kurzen Augenblick der Desorientiertheit setzte er sich ruckartig auf, sah auf die Uhr und stellte fest, dass es halb zehn Uhr morgens war.
»Genevieve«, sagte er laut, als er aus dem Bett stieg.
Er suchte das ganze Haus nach seiner Frau ab, aber Genevieve war verschwunden.
09:45 Uhr
Der Wert der Faserforensik ist einer Theorie geschuldet, die sich Locards Austauschprinzip nennt. Diese von einem französischen Kriminologen vor einem halben Jahrhundert aufgestellte Theorie besagt, dass eine Person, die durch einen Raum geht, dort – ohne dies zu wissen – sowohl etwas hinterlassen als auch etwas mitnehmen wird. In der Folge haben britische Wissenschaftler herausgefunden, dass der Großteil der Hunderte loser Fasern auf der Kleidung einer Person alle vier Stunden abgeworfen und wieder ersetzt wird.
Bis vor Kurzem konnten Chemiker eine Faser mit sieben verschiedenen Mikroskoptypen betrachten und sie mit Neutronen, Röntgenstrahlen und fluoreszierendem Licht bombardieren. Sie konnten die Dichte der Fasern, ihr Gewicht, ihren Schmelzpunkt, ihre Löslichkeit und ihr
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