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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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Lichtbrechungsmuster messen. Nach all diesen Prozeduren konnten sie eine Aussage darüber machen, ob die betreffende Faser von bügelfreiem Gewebe stammte und welche Form ihre Moleküle hatten – aber dass die Faser von einem bestimmten Materialstück stammte, konnten sie nicht zweifelsfrei erklären.
    Awakomowitsch hatte das geändert.
    Seine Theorie basierte nämlich darauf, eine Faser nach der Art und Weise ihrer Alterung zu identifizieren. In seiner Technik wurden die im Laufe der Abnutzung aufgetreten molekularen Veränderungen einer Faser mit Laserlicht analysiert. Zwei Männer können zwar ein ähnliches und aus identischem Stoff hergestelltes Hemd kaufen, aber wenn diese Hemden eine Weile getragen wurden, werden sie völlig unterschiedlich sein. Körperfette, Schweiß, Sonnenbestrahlung, ob das Hemd in heißem oder kaltem Wasser gewaschen wurde: All diese Faktoren verändern die Faser. Für synthetische Materialien ist dieses Wissen nicht entscheidend – an ihnen kann man die spezifischen Charakteristika nach Größe, Form, chemischer Zusammensetzung und durch einen Blick auf die Anordnung der Additive messen – für Naturfasern jedoch ist es von entscheidender Wichtigkeit. Ohne die Awakomowitsch-Lasertechnik lassen sich Baumwollfäden aus einer Spinnerei am Mississippi nur schwer von solchen unterscheiden, die in Georgia produziert wurden. Die Lasertechnik hingegen erlaubt es, an jeder Faser einmalige Charakteristika zu erkennen. So einmalig wie ein Fingerabdruck.
    Joseph Awakomowitsch hatte die ganze Nacht durchgearbeitet. Um 09:45 Uhr hatte er festgestellt, dass die beiden schwarzen Fäden von dem Dornbusch synthetische Nylonfasern waren und von einem ziemlich neuen Wasser abstoßenden Kleidungsstück stammten. Die rote Faser jedoch war eine Naturfaser und Awakomowitsch nahm an, dass sie entweder von geköpertem oder gekämmtem Wollstoff stammte. Um diese Vermutung zu bestätigen, würde er ein Lasergerät brauchen und hatte sich deshalb im weiteren Verlauf des Tages Zugang zu einem solchen Gerät verschafft. Jetzt war Zeit für eine Pause.
    Als Joseph Awakomowitsch an jenem Morgen das RCMP-Labor verließ, ließ ihn ein Gedanke nicht los.
    Der rote Faden erinnerte ihn nämlich stark an die Farbe von rotem Serge, dem Stoff, aus dem die scharlachroten Uniformjacken der RCMP gefertigt werden.

Politik
    10:45 Uhr
    Er erkannte sie sofort.
    Obwohl ihr Haar jetzt schwarz statt rotbraun war und sie sich in Gesellschaft eines anderen Mannes befand, war Genevieve DeClercq keine Frau, die man so leicht vergisst. Joseph Awakomowitsch blickte in dem Augenblick, in dem sie das Restaurant betrat, zufällig von seiner Mahlzeit auf und erkannte sie sofort nach der Fotografie auf dem Schreibtisch des Superintendents. Er beobachtete, wie die beiden sich im hinteren Teil des Lokals an einen Tisch setzten.
    Als der Russe das Laboratorium verlassen hatte, hatte er plötzlich Hunger verspürt. Dass er das letzte Mal gegessen hatte, war bestimmt zwölf Stunden her – und außerdem wollte er nachdenken. Die Sorge plagte ihn, etwas könnte schiefgegangen sein. Wie leicht konnte jemand von den paar Dutzend Beamten die Kardinalregel für das Erhalten eines Tatorts verletzt haben und beim Verfolgen der Spur der Leiche aus der Loipe hinunter ans Ufer mit der roten Serge-Uniformjacke irgendwo hängen geblieben sein.
    Da sie wirklich keine Zeit verlieren durften, hatte Awakomowitsch nicht die geringste Lust, Stunden damit zu vergeuden, einer falschen Spur nachzugehen.
    Aber im Hintergrund trieb ihn ein ganz anderer Gedanke um: Was, wenn der Mörder den Faden hinterlassen hatte? Und was, wenn es ein Faden aus rotem Serge war?
    Das Restaurant war überfüllt. Awakomowitsch hatte noch nie hier gegessen, aber DeClercq hatte ihm gegenüber einmal erwähnt, dass es hier die besten Eiergerichte der ganzen Stadt gebe. Da der Wissenschaftler gern ein gutes Omelette aß, hatte er beschlossen, das Lokal einmal auszuprobieren. Als Genevieve und ihr Begleiter das Lokal betraten, war er fast mit dem Essen fertig gewesen.
    Eine Weile spielte der Russe mit dem Gedanken, an den Tisch der beiden zu treten und sich vorzustellen. Er nickte dem Kellner zu und bedeutete ihm, er wolle zahlen. Dann saß er unbemerkt da und beobachtete Genevieve. Sie war ohne Zweifel eine der temperamentvollsten und lebhaftesten Frauen, denen er je begegnet war. Wie sie sich mit dem Mann unterhielt, konnte er sehen, wie sie gelegentlich, vielleicht um irgendetwas besonders

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