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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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ausgefransten Bogen im Schnee, bemüht, in eine Position zu gelangen, in der er sich zum Kampf stellen konnte. Zentimeter für Zentimeter, wie die Zeiger einer Uhr, drehte er sich.
    Acht Uhr … neun Uhr … jetzt hast du es zur Hälfte geschafft, dachte er. Denk an sie … verlier nicht das Bewusstsein … tu, was getan werden muss …
    Und dann sah er das Fenster.
    Das Fenster war in der Wand der Nische, jetzt vor ihm. Es war lang und schmal, 60 Zentimeter hoch und etwa 20 Zentimeter über dem Boden. Obwohl Flood hier zahllose Male vorbeigekommen war, hatte er es vorher nie gesehen. Wozu auch immer es diente – vielleicht als Lichtquelle für einen Keller –, es war seit Jahren nicht geöffnet worden. Die Fensterscheibe war verschmiert und mit einer dichten Rußschicht bedeckt.
    Flood schlug das Glas mit dem Kolben seiner .38 ein und wischte die Scherben weg.
    Es tat höllisch weh, aber er kroch hinein und ließ sich zwei Meter tief auf den Boden fallen.
    20:00 Uhr
    Sparky hörte das Glas splittern und schob sich auf die Nische zu.
    Ganz langsam. Sei vorsichtig. Zeig dich nicht.
    Die Waffe in der Hand, tief geduckt, spähte Sparky um die Ecke herum und konnte gerade noch sehen, wie Al Floods Beine durch das Fenster verschwanden.
    Sparky lief in die Nische, verringerte den Abstand zwischen ihnen.
    20:01 Uhr
    Es war seltsam hier unten.
    Es war so unheimlich, so gespenstisch, so surreal, dass Flood zunächst glaubte, er habe erneut das Bewusstsein verloren und dies sei wieder eine Vision. Wer waren all diese Leute und was taten sie? Lebten sie in einem Tollhaus?
    Einen Augenblick lang stand für den Cop fest, dass er sich rückwärts in der Zeit bewegt hatte, dass er jetzt ein jüngerer Mann war, der in eine Art Kostümball hineingeraten war.
    War das eine besondere Art Albtraum? War es das, was man sah, wenn man starb? Mickey Mouse und Mortimer Snerd und den Grafen von Monte Christo? Den Connecticut Yankee, Marie Antoinette, den Letzten Mohikaner? Alonzo aus Der Sturm, der da an der Wand lehnte?
    Denn hier waren überall Kostüme verteilt, auf Tischen, über den Boden drapiert und von der Decke hängend. In den Schatten lauerten Männer in Uniform: ein Kosak aus der Zarengarde, ein Sepoy von den Zweiten Gurkhas, ein Husar, ein römischer Zenturio.
    Zwischen zwei Tischen stand so, dass er das Ende eines Ganges verdeckte, ein französischer Poilu in seinem Horizon Bleu- Mantel aus den Schützengräben von Verdun und ein schottischer Highlander von den Ross-Shire Buffs im roten Uniformrock, mit Straußenfedern an der Mütze und einem Sporran aus Ziegenfell am Gürtel.
    Und Clowns mit roten Nasen gab es und Hamlet. Und den Scarlet Pimpernel.
    Und da waren auch Yoda aus dem Krieg der Sterne und Punch und Judy und Azuncena aus dem Troubadour.
    Und wohin Al Flood auch sah, überall hingen Monstermasken.
    Jeder Kopf steckte auf einem Huthaken, der aus einer der Wände ragte. Bei seinem Sturz aus dem Fenster hatte Flood zwei dieser Masken heruntergerissen, die jetzt neben ihm auf dem Boden lagen: Links von ihm das Gesicht von Fu Manchu und rechts Fredric March als Stevensons Mr. Hyde. Als Flood aufblickte, begannen die anderen Köpfe, die noch auf den Haken steckten, lebendig zu werden.
    Das ist es, dachte er. Jetzt geht’s zu Ende. Und dann fing sein Bewusstsein an zu wirbeln.
    »Ich bin Graf Orlock«, sagte Max Schreck, »aus Murnaus Nosferatu. «
    »Und ich bin Frankensteins Monster, flüsterte Boris Karloff. Und dann hallten die Wände vom Gelächter wider.
    Al Flood verspürte Übelkeit. Galle stieg ihm in der Kehle hoch.
    Denk an sie … vergiss die anderen … bleib einfach in Bewegung …
    »Er bewegt sich«, zischte Vincent Price mit seinem Gesicht aus Das Kabinett des Professor Bondi.
    »Aus den Augen, aus dem Sinn«, schrie das Phantom der Oper.
    Die Mumie sagte gar nichts.
    Flood fühlte sich leer, ausgepumpt, erschöpft, als er unter den mit Requisiten bedeckten Tisch kroch. Er konnte jetzt hören, wie die Sirenen näher kamen, ganz nahe waren sie, noch näher, aber ihm war auch bewusst, dass sie niemals rechtzeitig eintreffen würden. Aus seiner Brust rann Blut, das über den Boden verschmiert war. »Er versteckt sich hier drinnen«, sagte die Blutspur und wies in seine Richtung.
    Flood ließ den Kopf sinken. Zu spät, dachte er, und die Tränen traten ihm in die Augen. Tut mir leid, Genny, ich hätte draußen auf der Straße bleiben müssen. Hätte alle Kräfte zusammennehmen müssen, die ich hatte

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