Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
erkennen.
Chris tastete wieder nach Vals Brüsten.
»Hey, hör mir zu, Chris. Also echt, wir müssen reden. Ich will nicht durchfallen.«
»Durchfallen?«, sagte er und lachte. »Du wirst nicht durchfallen. Wir haben jetzt Oktober. Die Prüfungen sind doch erst im Dezember.«
Chris Seaton war ein blonder, junger Mann von 18 Jahren. Val Pritchard hatte ihn vor vier Wochen bei einer Tanzveranstaltung für Erstsemester kennengelernt. Seine fröhlichen Augen, sein kräftiges, kantiges Kinn und sein stets lachendes Gesicht hatten ihr gefallen. Jetzt begann sie zu erkennen, dass er ein wenig zu viel lachte.
»Weißt du, was dein Problem ist?«, sagte sie. »Du leidest unter einem Lachzwang.«
»Na großartig. Die Kleine fängt mit dem Psychologiestudium an, hört vier oder fünf Vorlesungen, und schon hat sie mich analysiert. Ist dir je in den Sinn gekommen, dass ich einfach bloß spitz sein könnte?«
»Du bist spitz, weil du verängstigt bist. Du hast eine versteckte Neurose.«
»Und du? Was für einen Vorwand hast du, dass du beim Bumsen nie genug bekommen kannst?«
»Du Schwein! Das ist nicht wahr.«
»Oh doch ist es wahr. Du solltest meine Tonbänder hören. Ich hab unter dem Rücksitz ein kleines Aufnahmegerät versteckt.«
»Hast du nicht!«, sagte Val, obwohl sie ihm das durchaus zutraute.
»Wie viel Geld hast du? Kauf mir die Bänder jetzt ab oder ich schick sie deiner Mutter.«
»Du Arschloch«, sagte Val, und dann lachten sie beide.
Allmählich wurde es im Wagen kalt, also schaltete Chris den Motor ein und drehte die Heizung hoch. Das Gebläse pustete langsam die beschlagene Windschutzscheibe frei. Und dann merkten sie, dass es angefangen hatte zu schneien. Große, aber spärliche flauschige Flocken landeten auf dem Glas, schmolzen und glitten langsam auf die Motorhaube des Volkswagens.
»Schau dir das an«, sagte Chris und pfiff leise durch die Lippen.
»Ich dachte immer, hier unten an der Küste schneit es kaum.«
»Tut es auch nicht. Ich hab mein ganzes Leben hier verbracht und … ich meine, es ist Mitte Oktober. Es sollte jetzt nicht schneien .«
»Tut es aber.«
»Ja, sehe ich auch, Dummerchen. Komm schon, ich will jetzt vögeln.«
»Nicht heute«, wehrte Val ihn ab. »Fahren wir zurück zum Wohnheim.«
»Herrgott, Val. Wir vögeln doch immer, wenn wir parken.«
»Heute nicht, habe ich gesagt.«
»Warum?«
»Warum? Weil ich schlafen möchte und es schon zwei ist, deshalb. Weil ich meine Prüfungen bestehen will, deshalb. Weil meine Mutter sich in Quesnel den Arsch aufreißt und in einem Restaurant kocht, damit ich die Uni besuchen kann, deshalb. Ich bekomme ein wenig Freiheit, und was tue ich? Ich rauch mir das Hirn aus dem Schädel und bumse jede Nacht mit dir. Also, ich sag’s dir noch einmal, ich will nicht durchfallen. Komm schon, fahren wir zum Wohnheim.«
Chris griff mit der Hand zwischen Val Pritchards Schenkel.
»JESUS!«, schrie das Mädchen und stieß ihn weg. »Habe ich denn hier gar nichts zu sagen?«
Ehe der Junge antworten konnte, riss sie die Tür auf und sprang mit einem Satz in die Nacht hinaus.
»Jetzt reiß dich zusammen, Mann. Und bring mich nicht um meine Selbstachtung!« Val knallte die Tür zu und stapfte durch das Schneegestöber davon.
»Weiber«, murmelte Chris.
Ein paar Sekunden lang saß er einfach hinter dem Steuer, rieb den Beschlag von der Windschutzscheibe und versuchte durch die vom Himmel fallenden Flocken einen Blick auf das Mädchen zu erhaschen. Sie ging zu den Totempfählen, so viel stand für ihn fest. Und von dort würde Val einen der Wege zurück zum Campus nehmen. Sofern sie sich nicht verlief, über die Klippe fiel und die 30 Meter hinab auf den Wreck Beach stürzte. Also öffnete er die Tür, stieg aus und folgte ihr.
Es schneite jetzt heftiger. Eine Wand von Schneeflocken hüllte ihn ein, sodass er sie nicht sehen konnte. Schnee im Oktober. Mann oh Mann. Verrückt!, dachte er.
Er fiel in leichten Trab, um Val einzuholen.
Cherchez la femme, Chris, alter Junge. Cherchez la femme mit den riesigen Titt...
Er war sieben Meter vom Wagen entfernt, als Val schrie. Das war nicht der Schrei einer fallenden Frau. Es war ein Schrei nackten Entsetzens. Der Schrei schien förmlich zwischen den Schneekristallen hin- und hergeworfen zu werden.
Chris beschloss, kehrtzumachen und wegzulaufen: Val konnte selbst auf sich aufpassen.
Und genau in diesem Augenblick glitt er im Schnee aus, rutschte ein Stück, prallte gegen Val, und die Wucht des
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