Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller
Morgen. Joanna saß auf einer Bank und wartete auf den Macdonald-Bus. Ein Lächeln lag auf ihrem Gesicht.
Joanna Portman war eine zierliche Frau, 22 Jahre alt. Wenn sie Schicht hatte, trug sie das Haar zu einem Knoten gebunden, aber jetzt hatte sie ihn gelöst und ließ ihr Haar frei fallen. Eine Brise wehte durch die Burrard Street und blies ihr schwarze Strähnen übers Gesicht, deshalb drehte sie sich auf der Bank halb herum in Richtung des Krankenhauses. St. Pauls war 1894 von den Sisters of Providence gegründet worden, ein weitläufiger, roter Ziegelbau mitten im Herzen der Stadt. Als die Stadt im Laufe der Jahre gewachsen war, hatte man Anbauten hinzugefügt. Jetzt plante man, das Gebäude abzureißen und an derselben Stelle ein neues zu errichten. Joanna blickte zur Statue des Heiligen Paulus in der Nische unter dem Dach auf. Wirst du immer noch herunterblicken und mich beschützen, wenn einmal das neue Krankenhaus gebaut ist?, dachte sie.
Der Macdonald-Bus kam und Joanna stieg ein.
Zehn Minuten später stieg sie an der Ecke Macdonald und Point Grey Road aus. Kalter Wind peitschte ihr vom Meer her ins Gesicht. Sie zog sich den Kragen hoch und dachte, das fühlt sich fast wie Schnee an!, aber das war natürlich lächerlich. Dies war schließlich Vancouver. Lotus Land. Und es war erst Oktober. Trotzdem, es fühlt sich mächtig kalt an. Joanna setzte sich in Bewegung.
Der kürzeste Weg zu ihrer Wohnung im Obergeschoss eines drei Straßen entfernten Hauses führte durch den Tatlow-Park. Normalerweise würde sie am Tennisplatz entlang und dann quer über den Rasen gehen, bis sie an die Bayswater Street kam. Von dort war es nur noch ein kurzes Stück bis zur Ecke der Third.
Aber heute kam diese Route nicht infrage.
Zum einen war es noch stockdunkel, und nach allem, was die Zeitungen in riesigen Lettern über diesen Headhunter verbreiteten, der noch nicht gefasst war …, nun, da war es besser, den längeren Umweg zu nehmen.
Joanna Portman war keine zwei Straßen mehr von ihrer Wohnung entfernt, als sie hinter sich den Wagen hörte.
Das Geräusch machte sie unruhig.
Sachte, Mädchen , sagte sie sich, jetzt nicht nervös werden.(Nervös! Lächerlich. Eine Scheißangst hab ich!)
In keinem der alten Häuser, die die von Bäumen beschattete Straße säumten, brannte Licht.
Also, geh weiter und sieh dich um. Du kannst ja schreien und wegrennen, wenn du das musst.
Also sah sie sich um, ein schneller Blick über die linke Schulter.
Und dann seufzte sie erleichtert auf und entspannte sich, als der Wagen neben sie rollte.
Freitag, 29. Oktober, 02:03 Uhr
Der süße, beißende Geruch von Marihuana begann den Innenraum des Wagens zu füllen. Die Fenster beschlugen. Der junge Mann paffte den Joint, sog den Rauch tief in sich hinein, um seine Lunge ganz damit zu füllen. Die brennende Spitze der Zigarette glimmte orangerot in der Dunkelheit. Dann blies er eine graue Rauchwolke von sich, die um Vals Gesicht wirbelte.
»Ich glaube, ich bin gleich weg«, sagte er mit einer vagen Stimme, die aus weiter Ferne zu kommen schien.
»Weißt du, was mit dir los ist, Chris? Du bist nie ernst.«
»Wenn es dich betrifft, bin ich ernst«, sagte er und rutschte zu ihr hinüber und betatschte ihre Brust.
»Lass den Unsinn«, murmelte Val. Dann verschränkte sie die Arme über ihrem üppigen Busen.
Der junge Mann lachte und rutschte zurück. Er nahm einen weiteren Zug von seinem glimmenden Joint. »Das ist prima Shit, Valerie. Du weißt nicht, was du dir da entgehen lässt.«
Vor einer Stunde hatten sie am Simon Fraser Lookout geparkt, einer Abzweigung von der Klippenstraße zur Universität, die den Punkt markierte, wo der Forscher zum ersten Mal den Pazifischen Ozean gesichtet hatte. Ein paar Minuten später hatte eine Streife der RCMP sie kontrolliert und mit einer Taschenlampe ins Innere des VWs geleuchtet. Chris war daraufhin weitergefahren und hatte gemurmelt, das Trudeau doch versprochen hätte, dem Staat keinen Zutritt zu den Schlafzimmern der Nation zu erlauben.
Jetzt parkten sie auf einer Zugangsstraße in der Nähe des Anthropologischen Museums. Normalerweise hätten sie das Gebäude mit seinen 20 Meter hohen Glaswänden aus der Ferne sehen müssen, ein modernes Schaufenster für die Totemkunst der Indianerstämme der Pazifikküste. Sie hätten durch die Windschutzscheibe mehrere geschnitzte Pfähle sehen können, die vor dem Museum standen. Aber in dieser Nacht stieg Nebel aus dem Boden und sie konnten gar nichts
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