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Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller

Titel: Der Kopfjäger: Der 1. SPECIAL X Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Slade
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zwischen den feuchten Blutrinnsalen an der Leiche auch Spuren von getrocknetem Blut erkennen.
    02:36 Uhr nachts
    Das Telefon neben dem Bett klingelte und riss ihn aus dem Schlaf. Schnell tastete er in der Dunkelheit herum und hoffte, dass er den Apparat zu fassen bekommen würde, ehe sein Liebhaber geweckt werden würde. Er riss den Hörer vor dem zweiten Klingeln von der Gabel. Auf der anderen Seite des Betts war ein Murmeln zu hören, als er sich im Flüsterton meldete.
    »Hallo«, sagte Jack MacDougall und sah dabei auf die Uhr.
    »Sergeant, hier spricht Constable Ron Mitchell, Universitätsrevier. Ich glaube nicht, dass Sie mich kennen.«
    »Nein, ich kenne Sie nicht«, sagte MacDougall und runzelte die Stirn. Dann wartete er.
    »Tut mir leid, Sie stören zu müssen, Sir. Ich hoffe, ich habe mich richtig entschieden.«
    MacDougall hätte ihm gern gesagt, dass auch er das hoffte. »Nun«, sagte er nur.
    »Wir haben eine weitere Leiche. Eine ohne Kopf.«
    Der Sergeant warf die Decke zurück und setzte sich im Bett auf. »Wo?«, fragte er, jetzt nicht mehr im Flüsterton.
    »Das Anthropologische Museum. An einen Totempfahl genagelt.«
    »Wo sind Sie, Mitchell?«
    »Am Tatort.«
    »Gut, bleiben Sie genau da, wo Sie jetzt sind. Ich bin schon unterwegs. Sie bewachen die Stelle mit Ihrem verdammten Leben. Niemand darf da ran. Niemand, hören Sie. Sie berichten unmittelbar nur mir.«
    »Yes, Sir.« Dann legte Jack MacDougall auf.
    Der Sergeant war bereits vom Bett aufgestanden und auf halbem Weg zu seinen Kleidern – derselbe blaue Blazer mit dem aufgenähten Wappen, dieselbe graue Hose –, als das Quietschen von Bettfedern und eine schläfrige Stimme aus dem Bett zu hören waren. »Ist irgendwas, Jack?«
    »Wir haben schon wieder eine Leiche, die hier ist noch schlimmer.«
    »Oh, Gott, nein. Willst du einen Kaffee?«
    »Ich habe keine Zeit, Lieber. Ein kurzer Anruf noch, dann bin ich draußen.«
    »Sehen wir uns später? Noch einmal eine Nacht zusammen?«
    »Das hoffe ich«, sagte MacDougall nach einem Blick auf das Bett und auf die Gestalt des Turners unter der Decke. Die Chancen standen gut, dass er an den nächsten Olympischen Spielen teilnehmen würde.
    »Das hoffe ich auch«, sagte Peter Brent.
    Ottawa, Ontario
    06:11 Uhr
    Commissioner François Chartrand legte den Telefonhörer auf und trug seine Kaffeetasse in sein Arbeitszimmer mit Blick auf den Ottawa River. Er zündete sich eine Gauloise an und stand nachdenklich rauchend vor dem doppelt verglasten Fenster. Im Osten begann das erste schwache Licht vor Anbruch der Dämmerung langsam seinen Kampf mit den silbernen Strahlen des Mondes. Ein Wind wehte von der Tundra im Norden herein und peitschte die vor ihm fließenden metallischen Fluten auf, während am Himmel Gänse in V-Formation vor der blassen orangefarbenen Mondscheibe dahinzogen. Als er mit der Zigarette fertig war, zündete Chartrand sich die nächste an.
    Der Commissioner war ein korpulenter Mann, der den größten Teil seines Erwachsenenlebens immer wieder gegen auftauchende Gewichtsprobleme gekämpft hatte. Einmal hatte er sogar versucht, seine Angewohnheit, Kette zu rauchen, unter Kontrolle zu bekommen, aber bald feststellen müssen, dass ein Kampf an zwei Fronten jenseits menschlichen Bemühens lag. Außerdem rauchte er für sein Leben gern.
    Chartrand schien für ein Amt wie das des Commissioners geradezu geboren zu sein, eine natürliche Führungspersönlichkeit. Sein Gesicht war unauffällig, sein Haar kurz, nach militärischer Art hoch über den Ohren abrasiert und mit einer beginnenden kahlen Stelle oben am Schädel. Die Augenbrauen wuchsen spärlich und sein entspannter Mund passte zu den weichen, einfühlsamen Augen, die nicht im Geringsten drohend wirkten. Chartrand erteilte Anweisungen, indem er einem sagte, was seine Meinung war, und dann fragte, ob man ihm helfen könne. Er zog einen vom ersten Augenblick der Begegnung an in sein Vertrauen – oder erweckte zumindest diesen Anschein. Niemand mag es, wenn man ihm sagt, was er zu tun hat, und Chartrand würde nie auf den Gedanken kommen, das zu tun, ebenso wenig wie er einen niemals um Hilfe bitten würde, wenn er diese Hilfe nicht benötigte. Doch wenn er mit einer Angelegenheit betraut war, übernahm er stets die volle Verantwortung für sein Handeln und das Ergebnis, ganz gleich, was geschah. Nie gab er anderen die Schuld oder opferte diejenigen, die ihm halfen. Er war der Typ Mann, der sich auf freiwilliger Basis Respekt

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