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Der Kopflose Rächer

Der Kopflose Rächer

Titel: Der Kopflose Rächer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Anstrengungen, die Torsi hineinzustellen und so gegen die Wand zu kippen, daß sie nicht fielen. Wie sie es geschafft hatte, wußte sie selbst nicht. Brenda war nur froh, daß sie alles hinter sich hatte, und als sie aufatmete, klang es wie ein Zischen.
    Sie hatte es hinter sich und wunderte sich noch immer, daß sie nicht zusammengebrochen war. Sie ging in die Küche und fand ihren Gast dort vor.
    Der Kopflose hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er saß am Tisch, vergleichbar mit einem Nachbar, der nur mal kurz auf einen Sprung vorbeigekommen war.
    Auch Brenda setzte sich.
    Der Richter saß ihr gegenüber. Sie mußte ihn immer nur anschauen und fragte sich, wo sein Kopf war. Sie hatte ihn vor einiger Zeit hinter dem Fenster gesehen, danach war er allerdings nicht wieder aufgetaucht. Nur der Körper saß vor ihr.
    Die Waffe lag auf dem Tisch. Einige Blutspritzer hatten sich von ihr gelöst und sich wie Farbe auf dem Tisch verteilt. Der Richter konnte nicht sprechen, dennoch suchte die Frau verzweifelt nach einer Möglichkeit, um mit ihm in Kontakt zu treten.
    Es war unmöglich.
    Ihre Gedanken schweiften ab. Sie dachte daran, daß sie sich falsch verhalten hatte. Sie hätte die Polizei rufen müssen, das hatte sie nicht getan. Sie konnte den Grund selbst nicht nennen, jedenfalls hatte sie jetzt Probleme.
    Nur keine Angst.
    Das wunderte sie in der Tat. Eigentlich hätte sie schreien müssen oder einfach weglaufen, nur konnte sie sich nicht erheben. Der Stuhl war mit Leim bestrichen. Sie hatte den Eindruck, bei ihm in der Wohnung bleiben zu müssen.
    Er tat nichts. Er konnte sie nicht einmal anstarren, er saß da wie eine Figur, bis ein Zucken durch seinen Körper ging, und er plötzlich den rechten Arm bewegte.
    Brenda Tradlin schaute zu. Die Bewegung an der Schulter breitete sich aus, sie rann durch den Arm und erreichte die Hand und damit auch die Finger.
    Die bewegten sich zusammen mit der Hand über die Tischplatte hinweg, und Brenda wußte, was sie tun mußte. Auch sie hob ihren Arm an und ließ die Hand auf die des Richters zugleiten. Es würde nicht lange dauern, bis sie einen Kontakt bekamen. Ein wenig fürchtete sie sich davor, dann war es überstanden.
    Ihre Hand lag auf der seinen.
    Für einen Moment schloß sie die Augen und stellte sich vor, daß sie sich eine ähnlich intime Berührung in einer gewissen Zweisamkeit immer gewünscht hatte. Nur mit einem lebenden Jerome T. Harker und nicht mit einem toten.
    Oder war er nicht tot?
    Lebte er trotzdem weiter?
    Er konnte sich bewegen, er konnte gehen, und er verstand es auch, seine Waffe einzusetzen. Dann war er eben nicht tot, sondern einer der lebte und gleichzeitig…
    Die Gedanken verquirlten sich miteinander. Sie kam damit nicht mehr zurecht, bis ihr der Begriff des lebenden Toten einfiel und einer, den sie auch einsetzen konnte.
    Zombie!
    Ja, ein Zombie.
    Jerome T. Harker war ein Zombie, eine Leiche, die nicht nur lebte, sondern eine Aufgabe hatte, denn sie ging auf Rachetour. Sie würde sich bei denen rächen, die ihr das alles angetan hatten, und sie würde sich einen nach dem anderen holen. Zwei waren schon tot.
    Brenda fing an zu kichern. Völlig unmotiviert. Es war nicht zum Lachen, dennoch hatte sie nicht anders gekonnt. Sie dachte an die Hundesöhne, die den Richter umgebracht hatten. Ihr war nicht bekannt, wie viele Mitglieder die Bande der schwarzen Henker zählte, aber sie konnte sich durchaus vorstellen, daß diese Typen sehr gefährlich lebten, falls es überhaupt noch dazu kam in der nächsten Zeit.
    Seine Hand war nicht mehr warm. Die Kälte des Todes hatte in den Fingern ein Erbe hinterlassen. Auch fühlte sich die Haut viel rauher an als die des normal lebenden Richters. Noch immer spürte Brenda Tradlin keine Angst. Sie hatte so etwas wie Geborgenheit überkommen, die Nähe des Richters tat ihr gut.
    Jetzt hatte sie ihn endlich da, wo sie ihn eigentlich früher immer hatte haben wollen.
    Er war bei ihr! Und er würde bei ihr bleiben!
    Um ihre Lippen glitt ein Lächeln, in die Augen trat ein Funkeln. Sie atmete tief ein und nickte sich dann selbst zu. Ja, das war am besten. Er würde bei ihr bleiben, sie wollte ihn nicht mehr aus der Wohnung herauslassen, sollten die Bullen ihn suchen wo auch immer. Auf sie würden sie kaum kommen.
    »Ja, Jerome«, flüsterte sie, und endlich konnte sie ihn auch duzen. »Du bleibst hier. Du bleibst bei mir, denn hier wird dich niemand finden, glaub mir…«
    ***
    Es war anders, es war alles anders,

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