Der Kopflose Rächer
als ich es mir vorgestellt hatte, denn das war kein Geschäft, das war schon eine richtige Schau, die Mac Maschke da aufgezogen hatte.
Innerhalb einer Einkaufspassage hatte er sich seinen kleinen Palast bauen lassen, einen Laden mit einem sehr breiten Eingang, hell glitzernd, lichtüberflutet, das aus verschiedenfarbigen Röhren drang, die verschlungene Muster bildeten und wahrscheinlich ein modernes Kunstwerk darstellen sollten.
Ich stand davor, schaute mir dieses Kunstwerk an und stellte nach einigen Sekunden scharfsinnig fest, daß dieses Muster kein Kunstwerk war, sondern einen Namen bildete.
Maschkes Hair Studio!
Genau da wollte ich hin.
Ich stand am Eingang, schaute durch die Glasscheibe und sah die Frisösen in roten und weißen Minikitteln, herausgeputzt wie Mannequins für den Laufsteg. Hoffentlich konnten sie auch die Haare schneiden, und an der Kasse, die auf zwei griechischen Säulen stand, hielt sich eine hochbeinige Blondine auf, die so etwas wie die Oberfrisöse war und die Kundschaft empfing.
Sie geleitete die Leute entweder zu den Warteplätzen, einer mit schwarzem Leder bezogenen Bank, oder sie brachte sie direkt zu ihrem Folterstuhl, wo dann geschnibbelt, rasiert oder gepinselt wurde.
Ich betrag den Laden und wurde umweht von weichen Musikklängen und einem Geruchskonglomerat, wie man es nur in Frisörläden und Kosmetikgeschäften vorfand.
Haarspray und Parfüm, Shampoo, Rasierwasser und das alles war von einer Feuchtigkeit durchweht, die sich zum Glück nicht auf den Spiegelflächen abgesetzt hatte.
Schon am relativ frühen Morgen herrschte hier Hochbetrieb. Ich hatte in der letzten Nacht hervorragend geschlafen, fühlte mich fit und traute mich kaum, meine Füße auf den glatten hellen Marmorboden zu setzen.
Mit ihren Argusaugen hatte mich die Blonde schon entdeckt. Sie trug keinen Kittel, dafür ein Kostüm aus lindgrünem Stoff. Darunter schimmerte ein weißes Top, und ihre Füße steckten im rehbraunen Leder der eleganten Schuhe.
Sie war perfekt gestylt und lächelte mich ebenso perfekt an. Ich hatte auf ihre Beine geschaut, denn der Rocksaum war bei ihr nicht so hoch. Er endete über dem Knie, so konnte man sich durchaus eine Karrierefrau vorstellen.
Sie grüßte mich.
Ich grüßte zurück und schaute kurz in den Hintergrund des langgestreckten Raumes. »Sie waren angemeldet, Sir?«
»Nein, das war ich nicht.«
Für einen Moment flackerte Unsicherheit in den Augen. Die perfekte Maske zerbrach. Das war ihr wohl noch nicht vorgekommen. Es glich schon einem Sakrileg, bei Mac Maschke zu erscheinen, ohne sich angemeldet zu haben. »Dann tut es mir sehr leid«, sagte sie, »aber wir können Sie leider nicht bedienen, wir sind ausgebucht.«
Ich schaufelte durch mein Haar. »Für einen Schnitt werden Sie doch Zeit haben.«
»Nein, tut mir leid.«
»Auch Sie persönlich nicht, Cleo?« Den Namen hatte ich auf dem kleinen Schild gelesen, das sie am Revers trug.
Da hatte ich etwas gesagt. Sie fror förmlich ein. »Ich… ich… soll Sie… soll Ihnen…?«
Ich grinste locker. »Ja, die Haare schneiden. Ist das etwa so unüblich hier?«
»Aber ich doch nicht.«
»Können Sie es nicht?«
Cleo war verunsichert. Sie lächelte, wurde wieder ernst und erklärte mir dann, daß sie ihr Geld nicht damit verdiene, den Kunden die Haare zu schneiden.
Ich wollte nicht indiskret werden und persönliche Fragen stellen, zudem wurde sie abgelenkt, denn eine Kundin, aufgetakelt bis zum Geht-nicht-mehr und eigentlich schon weit jenseits von Gut und Böse, bat um ihre Rechnung.
Was Cleo dieser komischen Lady an Komplimenten ins Ohr flüsterte, ließ bei mir die Konzentration der Magensäure leicht ansteigen. Bevor ich richtig Sodbrennen bekam, verließ ich meinen Standplatz und schlenderte hinein in den Salon, wo tatsächlich jeder Platz belegt war und die Frisösen zu Akkordarbeiterinnen wurden. Sie wuschen, sie schnibbelten, sie drehten Haare auf, sie tönten und färbten, und sie unterhielten sich dabei mit ihren Kundinnen, ohne sich allerdings richtig um die Probleme und Sorgen der Ladies zu interessieren.
Es war immer gut, wenn man ihnen zustimmte, nur nicht dagegen sprechen, denn wer sich beschwerte, kam nicht mehr wieder.
Rechts und links des Mittelganges schimmerten die Spiegel an den Wänden. Gnadenlos, denn im hellen Licht war das Alter der Kundinnen deutlich zu erkennen.
An der Stirnseite des Raumes, wo die Illustrierten lagen und auch all die Mittelchen und Wässerchen standen, sah
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