Der Krake
die Stifte für den Overhead-Projektor geklaut hat?«, faselte Goss. »Ich wusste damals schon, dass du sie gern hattest. Ich weiß, dass du Dane geholfen hast, darum bist du hier. Wo ist er?« Drückte, und Jason wimmerte und kreischte, als, begleitet von einem Geräusch wie von einem brechenden Schreibstift, Goss ihm einen Schneidezahn aus dem Kiefer drückte, sodass er in seinen Mund hineinbaumelte.
»Ich weiß es nicht, ich weiß es nicht«, sagte Jason. »Billy hat mich angerufen, Jesus, bitte, ich weiß es nicht ...«
»Ich wusste gar nicht, dass sie immer noch in unserem Jahrgang war. Schau mich an. Schau mich an. Alles in Ordnung, Subbster? Hey, Mister, achtest du auf meinen kleinen Bruder?« Goss lächelte und sah Jason direkt in die Augen. Hielt den blutigen Finger an Jasons Lippen. »Clarabelle sagt, sie könnte vielleicht Petra mitbringen, dann könnten wir zu viert in die Stadt gehen. Dein Freund hat etwas genommen, das ich zurückhaben will. Wo ist er? Wenn du es mir nicht sagst, muss ich unsere Verabredung für heute Abend absagen.«
»O Gott, ich weiß es nicht, wirklich nicht. Er hat mir nur eine Nummer gegeben, das ist alles, eine Nummer. Ich kann dir die ...«
»Nummer, Kummer, Brummer, ja, ja, ja. Wo sind die Bürschlein? Ich glaube, ich kann ganz tief in deinem Mund sehen, was du sagen willst, soll ich es rausholen? Soll ich? Soll ich? Sag es mir, oder ich hole es raus. Wo ist er? Ich bekomme es heraus. Wo ist er? Ich quetsche es aus dir raus, du Gummiente.«
»Ich schwöre, ich schwöre ...«
»Ich tu's! Ich quetsche, bis du quietscht!« Goss fing an zu pressen. Zahnwurzeln knarrten in Jasons Kopf, und er fing erneut an zu schreien. Der Polizist in der Ecke atmete rasselnd aus und sah sich nicht um. Goss legte die andere Hand auf Jasons Bauch.
»Ich drücke, wenn du es mir nicht erzählst, weil ich es wiederhaben will. Schnell. Ich habe Clarabelle und Petra gesagt, dass wir in einer Stunde da sind, also sag es mir. Sag es mir.«
Jason hatte nichts zu sagen, also drückte Goss immer stärker. Der Constable hielt die Augen geschlossen, umklammerte Subbys Hand und versuchte, nicht hinzuhören, während Goss seine Fragen immer wieder aufs Neue stellte. Dennoch hörte er die Laute, die Jason von sich gab, die von Schreien bis zu abgehacktem, hupenartigem Gebell reichten, hervorgelockt so sehr durch tiefes Entsetzen wie durch den Schmerz, dann fließende intrusive Geräusche und ein Würgen, animalisch und irgendwie falsch, und dann, zu guter Letzt, nichts mehr. Nach einer langen Zeit ein angestrengtes Hfff und ein Tröpfeln und das Geräusch von etwas, das gewaltsam durch eine feuchte Masse getrieben wurde. Klack-klack. Etwas maracarasselte.
»Was war das?«, fragte Goss. Klack-klack. »Du weißt es wirklich nicht?« Klack. »Na gut, wenn du so sicher bist.« Schleifen.
»Er weiß es nicht.« Nun war Goss ganz nahe am Ohr des Polizisten. »Er hat es mir gesagt. Du kannst ihn auch dazu bringen. Du kannst ihn auch mit den Zähnen rasseln lassen. Ich bin dir sehr verbunden, dass du mir gezeigt hast, wo ich ihn finde. Wirklich ausnehmend gute Arbeit. Ich bin dir überaus dankbar. Ich erinnere mich noch an Zeiten, als die Leute die Uniform geachtet haben. Bei der Liebe Gottes, damals hatten die Leute noch Respekt.« Der Officer kniff die Augen zu und hielt den Atem an. »Dann gib mir jetzt Subby zurück! Spuck ihn aus wie ein Toaster!« Subby riss die Hand fort. Der Mann hörte, wie die Tür geöffnet und wieder geschlossen wurde. Er blieb noch über drei Minuten regungslos stehen.
Endlich öffnete er seine Augen ein ganz klein wenig. Niemand tat ihm weh, also schlug er sie wieder ganz auf. Er drehte sich um. Niemand stand in dem Raum. Goss und Subby waren fort. Der Mann jaulte, als er das Blut auf dem Boden und den fleischklumpenartigen Jason zu seinen Füßen erblickte. Da klaffte ein Loch in Jasons Sternum. Sein Hals war grob verdickt, von innen aufgefetzt, der Mund weit aufgerissen, und der Gaumen eingedrückt, dort, wo Finger Löcher hineingepresst hatten, die Zunge mit einem Daumenloch punktiert. Schlüpf hinein wie in eine Handpuppe, und du bringst ihn zum Reden. Klack-klack.
Der letzte Rest von Jasons Kunstergabe erlosch, und die Vertrautheit entfleuchte dem Raum, und der Officer schrie nicht länger um eines Menschen willen, den er zu kennen glaubte, sondern wegen jemandem, mit dem er, wie er nun begriff, nie zu tun gehabt hatte und der doch genauso tot war, wie er vermutet
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