Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville

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hatte.

56
    Veränderung lag in der Luft, jemand betrat die Penumbra des London Stone und hatte den Stein im Sinn. London hatte von jeher das Gefühl gehegt, es stünde vor dem Ende, so, als müsse die Welt bald untergehen. Heute aber war das schlimmer denn je. Nein, wirklich, brummelte die Stadt. Ehrlich. Saira fühlte die Annäherung, hätte sie auch wahrgenommen, ohne dass Fitch sie packte und aufgeregt vor sich hin murmelte.
    »Jemand«, sagte er wieder und wieder.
    Saira ging diverse Möglichkeiten durch, während sie sich darauf vorbereitete, sich wem auch immer zu stellen. Doch obgleich sie gehofft hatte, ihn wiederzusehen, war sie nun, da sie aus den Hinterzimmern der Londonmantiker in den Laden trat, der ihnen als schützende Tarnung diente, zutiefst bestürzt, dort einen zerschlagenen, erschöpften, aber kampfeslustigen Dane Parnell vorzufinden.
    Billy stand hinter ihm, den Phaser in der Hand, die watigefüllte Puppe in der Tasche. Dane lehnte sich an den Türrahmen.
    »Jesus Christus, London!«, rief sie. »Dane! Was zum Teufel ist ...? Du bist davongekommen. Gott sei Dank. Wir wussten nichts, wir waren ...«
    »Saira«, sagte er. Er hörte sich tot an, und sein Blick war ruhig.
    »Dane, was tust du? Du könntest gesehen werden. Wir müssen dich außer Sichtweite ...«
    »Bring mich zu dem Kraken.« Saira zuckte zusammen und wedelte in der Luft, um ihn zum Schweigen zu bringen. Die meisten ihrer Kollegen hatten keine Ahnung. »Sofort«, sagte er.
    »Also gut«, erwiderte sie. »Also gut, also gut, also gut. Ich muss Fitch holen. Was ist passiert, Dane? Ich muss es ...«
    »Sofort. Sofort. Sofort. Sofort.«
    Natürlich hatten Billy und Wati, der Billys Rückkehr aus der geschützten Nazizone gespürt hatte und sogleich wieder in die Puppe gerauscht war, Dane vor lauter Erleichterung mit großem Geschrei begrüßt und versucht, ihn zu einer Ruhepause zu überreden.
    »Wir müssen auch noch Jason holen«, sagte Billy, und Dane nickte.
    »Das werden wir«, sagte er. Die Polizei, wie grausam sie auch sein mochte, würde seinen Freund wenigstens nicht töten, dachte er. »Er hat versucht, mich zu finden?«
    »Ja.«
    »Wir holen ihn. Sobald ich ...« Seine Stimme verklang.
    »Willst du es mir erzählen?«, fragte Billy. »Was passiert ist?«
    Und was war das jetzt für eine saublöde Frage?, fragte er sich, kaum dass er sie ausgesprochen hatte, in der anschließenden Stille. Er sagte weiter nichts, als Dane nicht antwortete, und so gingen sie einfach nur weiter, bis Dane verkündete: »Das Tattoo war dort.«
    »Hast du ihn gesehen?«
    »Ich konnte gar nichts sehen. Aber er war es; ich habe ihn gehört. Hat durch eines dieser Dinger gesprochen. Er ist verzweifelt. Er wird angegriffen. Leute aus seiner Branche. Monsterherden. Falls er nicht so oder so schon weiß, dass Grisamentum wieder da ist, dann dürfte er inzwischen auf jeden Fall eine Ahnung haben.« Seine Kehle war unberührt, dennoch krächzte Dane, gepeinigt von der Erinnerung an die Schäden, die sie jedes Mal erlitten hatte, als sie durchschnitten worden war.
    »Was wollte er von dir wissen?«
    »Wo der Krake ist. Und wo du bist.«
    »Hast du ...?«
    »Nein.« Danes Tonfall verriet eine gewisse Verwunderung. »Nein.«
    »Ich dachte, sie ...«
    »Ja«, sagte Dane. »Sie haben mich umgebracht.« Aber er war zurückgekehrt. Selbst wenn auch das nur ein Teil von deren übelwollenden Machenschaften gewesen war. Dane war zurückgekommen. Wie viele Märtyrer kehrten von der anderen Seite ihres Märtyrertums zurück?
    »Er kann etwas spüren«, sagte Dane. »Wie wir alle.« Er schloss die Augen, streckte die Arme aus. »Er weiß, dass die Engel marschieren ...«
    »Darüber muss ich dir etwas erzählen ...«
    »In einer Minute. Er ist jetzt nicht mehr nur wegen der Macht hinter ihm her. Er weiß, da ist ein Ende, und er weiß, es hat etwas mit dem Kraken zu tun, und er wird wahnsinnig, weil er denkt, wenn er ihn in die Finger bekäme, könnte er aufhalten, was geschieht. Aber das kann er nicht. Das wird er nicht. Er wird, was immer geschieht, verwandeln ... in etwas anderes. Wir können dafür sorgen, dass was immer es ist, nicht stattfindet.«
    »Den Londonmantikern scheint das nicht gelungen zu sein«, bemerkte Billy.
    »Nicht?« Dane drehte sich zu ihm um und sah gänzlich verändert aus. »Vielleicht hat das Universum auf mich gewartet.«
    »Ja, vielleicht.«
    Und folglich sagte Dane, als sie bei den Londonmantikern waren, nur, bring mich sofort hin.
    »Wir