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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Ein brusthoher mit einem Deckel versehener Zylinder mit verbreiterter Basis, gefüllt mit urinfarbener Konservierungsflüssigkeit und einem Präparat, das er ratlos anstarrte. Etwas, das für diesen Behälter zu groß und grob hineingestopft worden war. Teilweise enthäutet, mit Augen und Pfoten gegen die Innenwand gepresst und mit faltiger Haut, die wie ein Paar geöffneter Schwingen erschien, doch noch während er das dachte, schüttelte er den Kopf, nein.
    Billy erkannte, dass das, was er für einen Pelz gehalten hatte, in Wirklichkeit ein besudeltes Hemd war, was er als abgeschält angesehen hatte, Haarlosigkeit und Aufgedunsenheit war, dass das, oh mein Gott, was ihn in schiefer Haltung mit toten Augen anstarrte und missgestaltet an der Innenwand des Glaszylinders klebte, ein Mensch war.
    Billy ging den Polizisten aus dem Weg. Er war es nicht einmal selbst, der sie rief. In jenen ersten entsetzten Momenten, als er sich nach oben geschleppt hatte, unfähig, normal zu atmen, hatte er nicht daran gedacht, sie zu alarmieren. Er war stattdessen zu den beiden Polizeibeamten gerannt, die den Eingang des Darwin Centre bewachten, und hatte gerufen: »Schnell! Schnell!«
    Ihre Kollegen folgten dem Ruf in großer Zahl, riegelten einen weiteren Teil des Museums ab und erklärten den Keller zur Sperrzone. Sie nahmen Billys Fingerabdrücke. Besorgten ihm eine heiße Schokolade gegen den Schock.
    Niemand verhörte ihn. Sie brachten ihn in einen Konferenzsaal und befahlen ihm, nicht wegzugehen, aber niemand fragte ihn, wie er auf das gestoßen war, was er gefunden hatte. Billy wartete neben einem Overhead-Projektor und einem Fernseher auf einem Rolltisch. Er hörte, wie das Museum geräumt wurde, und lauschte den ärgerlichen Protesten der Besucher.
    Er wünschte sich Einsamkeit noch dringender als frische Luft. Er wollte, dass sein Körper endlich aufhörte zu zittern, daher setzte er sich und wartete, wie es ihm befohlen worden war, während seine Brillengläser beschlugen, wenn er trank, wartete, bis die Tür aufging und Baron hereinschaute.
    »Mr. Harrow«, sagte Baron und schüttelte den Kopf. »Mister Haaaarrow ...
    Mr. Harrow, Billy, Billy Harrow. Was haben Sie sich dabei gedacht?«

5
    Baron setzte sich neben Billy und sah ihn teilnahmsvoll an.
    »War wohl ein ziemlicher Schock«, sagte er.
    »Was zur Hölle?«, entfuhr es Billy. »Was zur Hölle, wie haben Sie das ... Wie ist das geschehen?«
    »Das verleiht dem Begriff ›auf Flaschen abfüllen‹ eine ganz neue Bedeutung, nicht wahr? Tut mir leid, ich entschuldige mich«, sagte Baron. »Leichenhallenhumor. Ein reiner Abwehrmechanismus. Sie hatten einen entsetzlichen Schock, das weiß ich. Glauben Sie mir.«
    »Was geht hier vor?«, fragte Billy. Baron sagte nichts. »Ich habe Dane gesehen«, fügte Billy hinzu.
    »Tatsächlich?«, fragte Baron langsam. »Wirklich?«
    »Ich fuhr nach Hause. Gestern Abend. Mit dem Bus. Er saß drin. Er muss mir gefolgt sein. Es sei denn, er war dort nur ... nein. Er war mit Absicht dort. Es dürfte für ihn nicht schwierig gewesen sein, herauszukriegen, wo ich wohne ...«
    »Alles klar. In Ordnung, hören Sie ...«
    »Ich habe das Gefühl, ich verliere den Verstand«, sagte Billy. »Schon vorher ... Vor dem, was ich im Keller fand. Ich hatte das Gefühl, als würde ich verfolgt. Ich habe nichts gesagt, weil es so dumm klingt, wissen Sie ...« Der Wind ließ die Fenster klirren. »Ich sage Ihnen, ich drehe langsam durch ... Was ist da unten passiert? Hat Dane das getan?«
    »Lassen Sie mich mal für einen Moment nachdenken, Mr. Harrow«, sagte Baron.
    »Als ich mit Ihnen gesprochen habe, warum war da ein Psychologieprofessor dabei? Vardy. Das ist er nämlich. Ich habe mich über ihn informiert. Nun kommen Sie schon, Baron, gucken Sie nicht so seltsam. Ich brauchte nur ein wenig im Internet zu suchen. Ich habe sofort erkannt, dass er kein Polizist ist.«
    »Tatsächlich? Sie können ihn in Kürze selbst fragen.«
    »War er dort, weil ... Halten Sie mich für verrückt, Baron?« Erneutes Schweigen. »Denken Sie, ich verliere den Verstand? Weil, mein Gott ...« Billy atmete zitternd aus. »Jetzt, in diesem Moment, glaube ich, Sie könnten Recht haben.«
    »Nein«, wehrte Baron ab. »Niemand von uns denkt, dass Sie durchdrehen. Eher das Gegenteil.« Er schaute auf seine Uhr.
    Diesmal schüttelte Vardy Billy die Hand, als er erschien. Er hatte einen unangenehm festen Händedruck. Er trug einen Aktenkoffer bei sich.
    »Haben Sie es sich

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