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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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welche Verschrobenheiten die Stadt insgeheim anstupste; ailuromantisch ging es weiter mit leichtfüßigen Katzen; und dann waren da die Lesungen im Staub und zufälligen Londoner Gebilden. »Das alles muss doch geholfen haben, oder?«
    »Nein.« Fitch klappte den Mund auf, klappte ihn wieder zu und versuchte es noch einmal. »Es ist drängender denn je. Bald schon. Ich weiß nicht wie und warum, aber wir haben nichts erreicht.«
    Keine Erlösung, kein Erlass, keine Umkehr. Es kam noch immer.

64
    Cole arbeitete spät. Die Spuren des Kampfes waren beseitigt worden. Kopfschüttelnd ging er die Papiere durch, die auf seinem Schreibtisch verblieben waren, listete auf, was noch da war, und schloss daraus, was weggekommen sein musste. Es klopfte an der Tür, er ignorierte es. Die Tür wurde dennoch geöffnet. Ein Mann lugte herein.
    »Klopfklopf?«, sagte er. »Professor Cole?«
    »Wer sind Sie?«
    Der Mann trat ein und schloss die Tür. »Mein Name ist Vardy, Professor. Professor Vardy, um genau zu sein.« Er lächelte, aber nicht sehr überzeugend. »Ich arbeite für die Polizei.« Cole rieb sich die Augen.
    »Hören Sie, Mister, Professor, Doktor, was immer, Vardy, ich habe bereits ...« Er lugte durch die gespreizten Finger und zögerte. »Ich hatte zweimal Besuch von der Polizei, und ich habe denen alles erzählt. Es war nur ein alberner Streich, und es ist alles erledigt. Für welche Abteilung sind Sie tätig?«
    »Sie fragen sich, ob ich zu den konventionellen Verbrechensbekämpfern gehöre und hier bin, um ein bisschen mit Fingerabdruckpulver zu spielen, oder ob ich vielleicht - wie nennen uns doch gleich die Kollegen? Sondereinheit? - und ob ich über all ihre übrigen, weniger konventionellen Interessen informiert bin. Haben die den Köder gefressen? Die normalen Polizisten? Dass es nur ein ›Streich‹ gewesen sei? Zwei Männer, zu alt für Studenten, die hier einbrechen und Ihnen Prügel verabreichen?«
    »Sie haben geglaubt, was ich Ihnen erzählt habe«, sagte Cole.
    »Davon bin ich überzeugt. Sie haben allen Grund sich zu wünschen, nicht gar zu sehr in gewisse Dinge verwickelt zu werden. Bei all dem, was sonst noch vorgeht. Der Himmel, die Stadt ... Nun ja, Sie können das auch spüren.«
    Cole zuckte mit den Schultern. »Das ändert auch nicht viel.«
    »Das ist eine sonderbare Aussage.«
    »Schauen Sie ...«, sagte Cole.
    »Professor Cole, hören Sie mir zu. Ich weiß, Sie haben zu Grisamentums Leuten gehört.«
    »Nur, weil ich ein paar Aufträge für ihn übernommen habe ...«
    »Bitte. Jeder Kunsterer in London hat irgendwann den einen oder anderen Auftrag von ihm übernommen. Aber Sie waren derjenige, der hinter dem spektakulären Abschied gesteckt hat. Der Beerdigung. Dem großen Feuer. Der Verbrennung.« Cole musterte ihn. »Begreifen Sie, dass Sie es nicht mit irgendeinem Volldeppen zu tun haben. Es spricht sich so oder so rum. Haben Sie von der Schlägerei letzte Nacht gehört? Alle sagen, Grisamentum wäre dort gewesen. Ich bin nicht der Einzige, der weiß, dass er nie gestorben ist.«
    »Ich schwöre Ihnen«, sagte Cole, »dass ich keinen Kontakt zu ihm habe. Ich weiß nicht, was er macht oder wie seine Pläne aussehen. Ich habe nichts mit alldem zu tun.«
    »Professor Cole, Sie gehören vermutlich zu den wenigen Leuten, die wissen, dass Dinge verbrannt und verschwunden sind, und vielleicht können Sie sogar erklären, wie.«
    »Das ist mir entschieden zu hoch! Das Prinzip ist das Gleiche wie bei einigen meiner Arbeiten, aber das ist nicht mehr meine Kragenweite ...«
    »Oh, das ist mir durchaus bewusst.«
    »Ist es?«
    »Es ist mein Job, eine recht klare Vorstellung davon zu haben, was Sie können und was Sie nicht können. Darum weiß ich, dass Sie gar nicht fähig sind, all dieses Zeug aus der Zeit zu brennen. Aber ich weiß auch, dass Sie etwas damit zu tun haben. Sie haben Informationen und Material geliefert, nicht wahr? Auf Anforderung.«
    »Ich ...«
    »Und, nein, ich glaube nicht, dass Sie gemeinsame Sache mit Grisamentum machen. Und ich weiß, warum Sie das tun. Familie, Professor. Ich weiß, dass Ihre Tochter verschwunden ist.« Coles Gesicht verfiel regelrecht. Schmerz, Erleichterung, Schmerz.
    »O, Gott ...«
    »Ich weiß, dass Ihre Frau nicht länger unter uns weilt«, fuhr Vardy fort. »Nach allem, was ich in Erfahrung bringen konnte - sie ist auf einer Kirchenschule, richtig? - gerät Ihre Tochter mehr nach Ihnen als nach ihrer Mutter. Aber sie ist gemischtrassig, und sie

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