Der Krake
dürfte gewisse Fähigkeiten haben. Kombinieren wir das mit was immer Sie geliefert haben, dann wäre das in den richtigen Händen ...«
»Sie denken, sie wird benutzt? Sie denken, die zwingen sie dazu, diese Dinge zu tun?«
»Schon möglich. Aber wenn es so ist, gut und schön. Wir können den Spieß umdrehen. Wir können Sie benutzen, um herauszufinden, wer dahintersteckt. Ich bitte Sie, mit mir zusammenzuarbeiten. Mir zu vertrauen.«
Der Kerl musste derzeit quietschfidel sein, Grisamentum, so dachte Billy. Sein schlimmster Feind geschlagen, gefangen. Ohne ihren Svengali konnten Vollstrecker wie die Faustmänner des Tattoos nur kläglich auf ein Netzwerk lockerer Kontakte und mäßig vertrauenswürdiger Leutnants zurückgreifen, während sie überlegten, was sie tun konnten. Subby und Goss waren die wichtigsten Figuren im Gefolge des Tattoos, und die waren vieles - unter anderem zurück von wo immer sie gewesen waren, wie es aussah - aber sie waren keine Anführer.
»Goss und Subby haben irgendwas besorgt«, berichtete Paul Dane, Billy und dem inneren Kreis der Londonmantiker. »Sie waren auf der Jagd nach etwas. Mehr weiß ich nicht.«
Baron und seine Leute mussten derzeit ziemlich gefragt sein, dachte Billy. Schließlich kämpften die örtlichen Kräfte gegen eine Gewalt, die in ihren Alltag eindrang und ihn in einen Albtraum zu verwandeln drohte. In diesen letzten Tagen hatten sie es nicht so sehr mit erstochenen Dealern verbotener Drogen oder eingeworfenen Schaufensterscheiben zu tun, sondern viel mehr mit sonderbar toten neuen Gestalten, deren Blut nicht strömte wie Blut strömen sollte. Mit verängstigten Baustellenstaubdealern. Das Tattoo war verschwunden, der tote Grisamentum wieder da, das Gleichgewicht der Kräfte zum Teufel und Londons Stadtbezirke ein Peloponnes. Während sich die Welt auf ihr Ende vorbereitete, war dies der große polyvalente Krieg, den sie zu führen hatten.
»Ich muss ...«, sagte Billy. Aber was? Er musste was? Er und Dane starrten einander an.
Mietlinge randalierten. Scheuchten Strolche mit unvollkommen erlernten Kunstereien auf; Intelligenzen, geboren in Tanks, geflüchtet vor Experimenten; stellvertretende Kommandeure aller Arten untergeordneter Organisatiönchen beschlossen, dass es das sein musste, dass jetzt ihre Chance gekommen war. Die Stadt war voller Söldner, die lang aufgeschobene Vendettas austrugen, während der Streik zu Ende ging und die Vertrauten an ihre Arbeit zurückkehrten, Stück um Stück geschlagen und Bedingungen unterworfen, die eine Strafe waren.
Was soll's, dachten einige, jene, die es am schlimmsten getroffen hatte. Nur noch ein paar Tage, dann ist so oder so alles vorbei.
65
Absolute Scheiße, das war alles, was sie vorzuweisen hatten, dachte Collingswood. Nur Kacke. Ganz offensichtlich ging da was Großes vor. Nicht, dass sie jetzt schon hätte sagen können, was. Sie war lediglich über den einen oder anderen Haufen Scheiße gestolpert, hatte bekannte Personen in der Luft gerochen, hatte in der Tat Billy und Dane geschmeckt, die beiden, die sie zu finden gehofft hatten, doch die Kunstereien, die sie schuf, zeigten sich in dieser Atmosphäre so unerfreulich vergänglich wie Schnecken in Salz. Etwas regte sich, gut. Etwas war ins Schwanken geraten, gut und schön. Und es war zum Verrücktwerden und reichlich lächerlich, wie schwer es war, Genaueres herauszufinden. Und Baron und Vardy waren keine Hilfe.
Das, verdammt, ist das Problem. Collingswood tat alles, was sie nur konnte. Telefonierte herum und forderte Gefallen ein, schickte den eifrigen Perky zum Schnüffeln aus, gestresst wie nichts Gutes durch all die Eile im Vorfeld. Sie übernahm die Verantwortung für die Ermittlungen, auch wenn sie viel Mühe darauf verwendete, diese Erkenntnis nicht an sich heranzulassen. Gestalten, von denen sie nie wieder zu hören erwartet hatte, denen sie nie persönlich begegnet war und die doch allzu bekannt waren im Milieu der Sondereinsatztruppen, schienen zurück zu sein oder wieder da oder nicht tot oder begierig auf das Ende der Welt oder unterwegs, um jemanden zu holen.
Dieses Mal war sie diejenige, die Barons Anrufe eine Weile ignorierte. Sie arbeitete zu Hause oder mit ihrem Laptop in einem der Cafés, die direkt über einer Ley-Linie kauerten. Außerdem traf sie sich noch mit ein paar Kontaktpersonen. »Was habt ihr gehört. Erzählt mir nicht diesen Weißkeinermist. Das gibt's nicht, dass niemand nichts nich' weiß.«
Da gab es eine Tendenz
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