Der Krake
nächtlichen Krawall. »Ich habe nachgedacht. Ich weiß, was ich kann, und ich weiß, was ich erreichen kann. Die Information über das hier? Das ist es nicht. Ich war viel zu schnell hier. Ich sollte von dieser Sache erfahren. Das war ein verdammt absichtliches Gequake, um uns herzulocken.« Sie schnaubte verächtlich. »Ich bin Polizistin. Ich mache jetzt Polizeiarbeit.« Drei kurze Fingerzeige, und sie hatte drei Beamte abkommandiert, die ihrem Ruf sofort Folge leisteten. Baron klappte den Mund auf, als wollte er sie zurückrufen, zögerte dann aber.
»Ich glaube, ich gehe mit«, sagte er.
»Nein«, widersprach sie und machte sich mit ihrem kleinen Gefolge auf den Weg.
Sie trottete über die aus den Angeln gerissene Eingangstür hinweg auf die nächtliche Straße. »Wohin, Chefin?«, fragte einer der Officers.
Wo gehen wir hin, kollywood?, fragte Perky.
Sie hatte versucht, Freunde um sich zu scharen. Hätte sie die Wahl gehabt, Collingswood wäre nun umringt gewesen von liebenswerten Präsenzen. Aber es war schwer, jetzt noch Aufmerksamkeit zu finden. Während die Zeit auf das zuhielt, was immer an ihrem Ende wartete, waren all die ätherischen Intelligenzen, die Wünsche, Geister und Quasigeister und auch all die animalischen Absichten, von denen sie sich in besseren Zeiten hätte umschwirren lassen können, zu launisch und zu nervös, um ihr eine große Hilfe zu sein. Sie hatte Perky und seine sprunghafte schweinische Zuneigung und ein paar höchst diffuse Polizeifunktionen, die zu vage geraten waren, um mehr zu tun als ein paar Worte auszustoßen. Worte, die so schleppend an ihr verborgenes Gehör drangen, dass Collingswood nicht zu sagen vermochte, ob es wirklich Worte waren oder doch eher die Nachahmung von Sirenengeheul, geflüsterte Laute, nun-dann-nun-dann-nun-dann oder doch nur fortwährend nee-naa-nee-naa-nee-naa. Nur sie, drei Männer, ein zappeliges Schwein und gesetzestreue Absichten.
»Perky«, sagte sie. Die Officers schauten zwar etwas verwundert drein, aber sie hatten bei den jüngsten gemeinsamen Einsätzen mit dem FSRC gelernt, ihr keine Fragen zu stellen, wie: Mit wem reden Sie? oder Was zum Teufel ist das für ein Ding? »Perky, schnüffel ein bisschen herum. Sag mir, wo gekämpft wird. Schauen wir mal, was wir tun können.«
kay kollywood gleiwieda.
Collingswood dachte an Vardy, und sogleich spürte sie eine Mischung aus Zorn und Sorge. Du bist besser gesund und munter, dachte sie. Und wenn du das bist, dann bin ich stinksauer auf dich. Wo zum Henker hängst du rum? Ich muss wissen, was das alles soll.
Andererseits - musste sie? Eigentlich nicht. Es würde keinen großen Unterschied machen.
Sie hatte Stunden damit zugebracht, Überwachungsaufnahmen zu studieren. Wie Radiologen wussten auch die FSRC-Leute, wo sie suchen mussten, wie sie welchen Schatten welchen Sinn zuordnen konnten, welche Filter sie einschalten konnten, um Verborgenes in den Vordergrund zu locken. Was war nur ein Fehler in der bildhaften Darstellung und was eine Hexe, die der Welt wirklich ein Ende setzen konnte.
Gerüchte und miese Videoaufnahmen zeigten zwei Gestalten, die gar nicht versuchten, sich zu verstecken. Goss und Subby. Goss war vollkommen unbeeindruckt von all den Salven, die auf ihn abgefeuert wurden, unbeirrt angesichts all der Schäden, und er tötete aus dem Stegreif. »Wo ist mein Boss?«, herrschte er die an, die er verkrüppelt hatte, die wenigen nicht ermordeten Zeugen. »Ich habe da drüben an der Wand bis hundert gezählt, und es ist Zeit, hineinzugehen und einen Tee zu trinken, und er ist immer noch irgendwo im Garten. Tantchen wird langsam böse.« Und so weiter. Nach einer seltsamen, aber gesegneten Abwesenheit wurden er und der stumme Junge nun überall manifest.
Ob Collingswoods weniger spezialisierte Kollegen dachten, dies sei ein endloser Tag, gefolgt von einer endlosen Nacht voller sinnloser Einbrüche, grausamer Überfälle und gefährlicher Fahrerei? Vielleicht gestatteten sie sich, in Dimensionen von Bandenkriegen zu denken, vielleicht brummelten sie von Jamaikanern und Kosovaren oder was auch immer, während die Berichte über Leute, von denen sie wusste, dass es sich nur um Flüchtlinge aus der Werkstatt des Tattoos handeln konnte - Frauen und Männer, die nackt und verändert herumwatschelten, ausgestattet mit eingebauten Glühbirnen, Dioden, Lautsprechern und Oszilloskopbildschirmen - bereits gewöhnliche Bürger in Angst und Schrecken versetzten, die sich nicht ewig einreden
Weitere Kostenlose Bücher