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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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kann vielleicht noch ein paar Stunden warten? Na, wie soll es Ihrer Meinung nach jetzt weitergehen?«
    Collingswood starrte sie immer noch an. »Goss und Subby«, sagte sie.
    »Also kennen Sie sie.«
    »Sie sind mir untergekommen.«
    »Dann sind Sie ja im Bilde.«
    »Wati hatte also gerade eine kleine Auseinandersetzung mit ihnen?«
    »Er hat mir vor allem gerade erzählt, wo ich hin und was ich tun soll.«
    »Wie wäre es, wenn Sie mir erzählen, was er genau gesagt hat, damit wir uns darüber unterhalten können?«, schlug Collingswood vor.
    »Wie wäre es, wenn Sie mich am Arsch lecken?«, gab Marge ganz ohne Groll zurück. Sie hörte sich lediglich so müde an, wie sie sich fühlte. »Sehen Sie sich um und sagen Sie mir, ob Sie der Ansicht sind, wir hätten Zeit zu vergeuden. Wie wäre es - schauen Sie, ich will da jetzt nicht weiter darüber sinnieren. Wie wäre es, wenn wir erst die Welt retten, und Sie mich anschließend festnehmen?«
    Stille senkte sich über das Wageninnere. Über ihnen erklang das nervöse Klagelied der Sirene. »Ich sage Ihnen was, Boss«, warf der andere Polizist ein, der junge Mann am Steuer. »Mir gefällt ihr Plan. Ich bin dafür.«
    Collingswood lachte, wandte den Blick ab und schaute hinauf zum Himmel über London, über den die Wolken dahinzogen. »Ja«, sagte sie. »Könnte schon nett sein, Morgen auch noch kennenzulernen. Man weiß ja nie. Aber danach ... «, sie wackelte mit dem Finger vor Marge und Paul, »... nehmen wir Sie definitiv fest. Also, wie lautet der Plan?«
    »Wer zum Teufel sind Sie?«, fragte Mo vor ihrem Haus und hielt ihren Besen wie eine Waffe. Bäume erzitterten. Marge hielt ihr das Kruzifix vor die Nase. »Ich bin kein Vampir«, sagte die Frau.
    »Nein, um Gottes willen!«, erwiderte Marge. »Sie kennen Wati? Wir sind Freunde von Dane.«
    »Bei Jesus' Klöten«, sagte Collingswood zu Mo. »Muss ich Ihnen erst demonstrieren, was man unter Polizeibrutalität versteht? Lassen Sie uns rein und hören Sie uns an.«
    »Wir sind wegen Simon hier«, erklärte Marge im Hausflur.
    »Keine gute Idee. Simon wird immer noch heimgesucht.«
    »Sein Pech«, kommentierte Collingswood.
    »Es ist nur noch einer übrig.« Ein stures, totes Selbst. Mo zögerte. »Er braucht Ruhe.«
    »Ja«, sagte Marge. »Und ich brauche einen Urlaub auf den Malediven. Und was sein muss, muss sein.«
    »Sie hat nicht ganz Unrecht«, sagte Collingswood. »Ich bin in dieser Sache auf der Seite der Gefangenen.«
    Simon blickte auf, als sie eintraten. Er trug einen Morgenrock über einem Pyjama und hielt einen quiekenden Fellball in der Hand.
    »Wir sind Freunde von Billy und Dane«, sagte Marge.
    Simon nickte. Aus der Luft erklang ganz schwach ein wütendes, geisterhaftes Melisma. Er schüttelte den Kopf. »Tut mir leid deswegen.«
    »Eine Botschaft«, fuhr Marge fort. »Sie müssen etwas bewegen. Für Billy. Sehen Sie mich nicht so an ...«
    »Aber ... ich kann nicht. Darum bin ich hier. Es ist ... es ist wie eine Sucht«, sagte Simon. »Diese Kunstergabe ist eine Droge. Ich kann diesen Weg nicht noch einmal einschlagen. Ich ...«
    »Schwachsinn«, erwiderte Wati leise, aber hörbar.
    »Lasst mich das erklären«, meldete sich Paul erstmals zu Wort. Er hustete, und von seinem Rücken erklang ein Stöhnen, das Simons Geist in gleicher Manier beantwortete. Paul rieb sich den Rücken brutal am Türrahmen, bis nichts mehr zu hören war.
    »Ich habe gerade das gefährlichste Stück Scheiße abgemurkst, dass Sie sich vorstellen können, und ich habe zu der schrecklichsten Methode gegriffen, die ich je anwenden musste, um irgendetwas zu erreichen«, sagte er. »Wati hat gesagt, Sie wurden in diese Sache verwickelt, weil sie sich haben bezahlen lassen, und Sie hätten vielleicht die Welt gerettet. Wenn Griz gleich bekommen hätte, was er wollte ... also herzlichen Dank. Dafür. Trotzdem werden Sie jetzt helfen. Kunsterei ist keine Droge. Ihr Problem war nur, dass sie gestorben sind und nicht gemerkt haben, dass Sie gestorben sind. Immer und immer wieder.
    Morgen können Sie tun, was immer Sie wollen, aber jetzt gehören Sie London. Verstanden? Sie müssen noch etwas portieren. Sie müssen sich nicht einmal selbst beamen. Sie müssen nicht sterben. Sie werden es tun. Und ich sage nicht einmal bitte.«

76
    Der Lastwagen donnerte weiter, offen sichtbar, bedrängt vom harten Kern der Tintenpapiere, der in seinem Windschatten verweilte und seiner halsbrecherischen Reise folgte.
    »Abschütteln können wir die

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