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Der Krake

Der Krake

Titel: Der Krake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: China Miéville
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Entgelt?«
    »Nein. Dafür bin ich nicht gut genug und auch nicht interessiert genug. Mir bringt es, was ich brauche.«
    »Das wäre?«
    »Fahren Sie mal mit mir in die Ferien«, sagte er. »Klamotten für drei Wochen in einem Stück Handgepäck.«
    »Könnte ich meinen Hund mitbringen?«
    »Was? Auf keinen Fall! So komplizierte Komprimierungen sind eine Nummer zu groß für mich. Ich bekäme ihn vielleicht klein, aber am anderen Ende der Reise wird Fido am Strand keine Stöckchen mehr holen.«
    »Aber möglich ist so etwas.«
    »Sicher. Es gibt ein paar Leute, die so etwas können.« Er strich sich über die Bartstoppeln. »Hat man Ihnen den Namen Anders schon genannt?«
    Baron und Collingswood wechselten einen Blick. »Anders?«, fragte Baron.
    »Anders Hooper. Hat einen Laden in Chelsea. Drolliges kleines Fachgeschäft. Er ist sehr gut.«
    »Warum haben wir dann noch nie von ihm gehört?«, fragte Baron und wedelte mit seiner Liste.
    »Weil er gerade erst angefangen hat. Professionell macht er das vielleicht seit einem Jahr. Aber der ist gut und verwegen genug, so was für schnöden Mammon zu tun.«
    »Und wie kommt es, dass Sie von ihm gehört haben?«, erkundigte sich Collingswood.
    Carr lächelte. »Ich habe ihm beigebracht, wie es geht. Richten Sie ihm aus, sein Mr. Miyagi lässt grüßen.«
    Hoopers Geschäft lag in einer Häuserreihe zusammen mit einem Delikatessengeschäft, einer Reisebuchhandlung und einem Blumenladen. Es hieß Nippon This!. Die Lettern starrten ihnen mit Mangaenthusiasmus aus den Fenstern entgegen, umgeben von Roboterbausätzen und Nunchakuramsch. Drinnen nahmen Bücher über Philosophie, Mathematik und Origamimuster ein Drittel des beschränkten Platzes ein. Da waren stapelweise Werke über Faltfiguren. Unglaubliche Beispiele - Dinosaurier, Fische, kleinste Flaschen, geometrische Spitzfindigkeiten, samt und sonders gebildet aus einem einzelnen, ungeschnittenen Blatt Papier.
    »Okay«, sagte Collingswood und lächelte anerkennend. »Ja, wirklich, das ist ziemlich cool.«
    Ein junger Mann kam aus dem Hinterzimmer. »Morgen«, begrüßte er sie. Anders Hooper war groß, gemischtrassig und trug ein Gundam-T-Shirt. »Kann ich ...«, beim Anblick von Collingswoods Uniform stockte er, »helfen?«
    »Schon möglich«, sagte sie. »Verkaufen Sie genug, um die Miete für den Laden reinzuholen?«
    »Wer sind Sie?«
    »Beantworten Sie die Frage, Mr. Hooper«, sagte Baron.
    »Klar. Für Anime und so ein Zeug gibt es viele Interessenten. Wir sind einer der besten Lieferanten ...«
    »Diesen ganzen Mist bekommt man im Internet«, sagte Collingswood. »Trotzdem kommen die Leute hierher?«
    »Klar. Es ...«
    »Was ist mit dem Scheißorigami?«, fragte sie.
    Er blinzelte. »Was soll damit sein? Es ist natürlich ein Spezialgebiet ...«
    Er hielt seine Gedanken ziemlich bedeckt, aber ein Was wissen die? empfing Collingswood so abrupt, als wäre es mit einem Piepton angekündigt worden.
    »Und Sie sind der Mann dafür, richtig? Scheiße, wir sind im verdammten Chelsea. Wie bezahlen Sie Ihre Miete? Wir haben mit Mr. Carr gesprochen. Er lässt Sie übrigens grüßen. Er hat uns erzählt, Sie bieten maßgerechtes Falten an. Sonderaufträge. Klingelt da was, Anders?«
    Er beugte sich über den Tresen. Blickte von Baron zu Collingswood. Dann zur Seite, als könnte jemand das Gespräch belauschen.
    »Was wollen Sie wissen?«, fragte er. »Ich habe nichts Illegales getan.«
    »Das hat auch niemand behauptet«, erwiderte Collingswood. »Aber irgendwer hat, verdammt noch mal. Wie sind Sie in all das reingeraten?«
    »Wegen der Minimierung«, sagte Anders. »Dabei geht es nicht einfach um Druck oder darum, Dinge zu bezwingen. Es hat mit Topographie und so was zu tun. Jemand wie Carr, und ich möchte nicht respektlos erscheinen, immerhin hat er mir den Einstieg ermöglicht, aber im Grunde, verstehen Sie, gewissermaßen ...« Er bewegte die Hände, als wollte er etwas kneten. »Man schiebt Sachen wo rein. Stopft einen Koffer voll.«
    »Das ist mehr oder weniger das, was er uns erzählt hat«, sagte Baron.
    »Wenn es das ist, was Sie wollen, dann, na ja, schön. Aber ...« Seine Hände versuchten, etwas darzustellen. »Was wir bei der Planurgie versuchen, ist es, Dinge in andere Räume zu überführen, wissen Sie. Richtige Sachen mit Kanten und Oberflächen und so. Bei Origami hat man es immer noch mit der ganzen Oberfläche zu tun. Da wird nichts abgeschnitten, wissen Sie? Die Sache ist die: Man kann es auch wieder

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