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Der kranke Gesunde

Der kranke Gesunde

Titel: Der kranke Gesunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas von Pein , Hans Lieb
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ein Versager, solange es dich gibt!«
    Symptom: »Ist das mein oder dein Problem? Meines nicht!«
    Patient: »Keiner hilft mir richtig gegen dich! Anderen wird bei allem Möglichen geholfen, nur mich lässt man dir gegenüber im Stich.«
    Symptom: »Wen immer du da zu Hilfe holen willst: Uns zwei kann keiner trennen! Glaubst du, ich lass mir von jemandem, der von außen kommt sagen, ob ich da sein darf? Ich bin doch einfach da und weiß auch nicht warum. Ich habe meine Existenz doch nicht selbst gewählt. Du redest so, als könnte ich kommen und gehen, da sein und nicht da sein, wie es mir passt! Das ist aber nicht so!«
    Patient: »Andere haben nicht so etwas wie dich in sich. Irgendwer oder irgendwas muss doch Schuld daran sein, dass ich mich mit dir herumschlagen muss. Du vergällst mir doch mein Leben!«
    Symptom: »Und wenn du oder wir einen Schuldigen hätten – wem würde es nützen? Ich bin da, mit oder ohne Schuldigen! Im Übrigen muss ich dich und deine Ablehnung ja auch täglich ertragen!«
Wende am Ende – Von der Klage zur Frage
    Patient: »Es gibt gegen alle Krankheiten ein Mittel – ich finde auch noch eines gegen dich!«
    Symptom: »Wieso nennst du mich ›Krankheit‹? Nur weil du mich nicht magst und ich dir wehtue?«
    Patient: »Okay, wenn du schon da bist: Warum bist du so hartnäckig und gibst nie nach?«
    Symptom: »Weil ich zu dir und du zu mir und wir beide zusammengehören – und wohl noch etwas zu erledigen haben. Ich bin dein Körper, mit dem du lebst. Wenn du gegen mich anrennst, renne ich gegen dich an!«
    Patient: »Und wenn ich dich um etwas bitte? Zum Beispiel darum zu verschwinden!«
    Symptom: »Das wäre so, wie wenn du das zu deiner Nase sagen würdest. Ich kann nicht von dir gehen, wie Du nicht von mir!«
    Patient: »Dann sag du mir, was ich tun kann. Was willst du von mir? Was brauchst du von mir? Was rätst du mir?«
    Symptom: »Das ist eine Frage, die du mir noch nie gestellt hast. Das gefällt mir – das tut gut!«
Warum ist so ein Dialog hilfreich?
    Sie werden als Leser vielleicht gemerkt haben oder noch besser bei Ihren eigenen Symptomzwiegesprächen dahinterkommen, dass die Beziehung der Psyche zu ihrem Symptom immer auch die Widerspiegelung der Beziehung zu anderen Menschen bzw. von diesen zu Ihnen ist. Die Psyche-Soma-Beziehung »spiegelt« die zwischen Psyche und sozialer Umwelt – oder in unserem Dreiweltenmodell: Die Beziehung zwischen Welt 1 (Körper) und Welt 2 (Psyche) spiegelt ein Beziehungsmuster, das die Psyche zu anderen im sozialen Zusammenleben hat (Welt 3). Wir können Patienten nach einem solchen Symptomgespräch deshalb gelegentlich auch weiterfragen: Wem gegenüber hast du dich so gefühlt? Wer hat sich so zu dir verhalten?
    Naturgemäß ist die Beziehung zwischen Psyche und Körper (Soma) zu Beginn eines solchen Zwiegesprächs von einem Zwist beider Seiten geprägt. Auf Seiten der Psyche ist es oft ein hin und her zwischen Anklage, abwehrender Verleugnung des Symptoms oder unterwürfigem Betteln und Resignation.
    Im Protokoll steht erst am Ende eine wirkliche Frage an das Symptom. Und diese läutet dann eine wichtige Veränderung in der Beziehung zwischen Psyche und Körper ein: von der Klage zur Frage. Wie im »richtigen Leben« ist eine mit Interesse gestellte Frage oft die entscheidende Wende in einem Konflikt. Eine Frage macht das Gegenüber zum Gesprächspartner. Fragende und Antwortende sind auf gleicher Augenhöhe. Die sich daraus entwickelnden Gesprächssequenzen führen – wenn gute, neue Fragen gestellt werden – auch zu neuen Informationen für Patienten und Therapeuten. Und das oft nur, weil man anfängt mit seinem Symptom zu sprechen.
Wie antworten Symptome?
    Dass wir Fragen an uns selbst richten können und auch Antworten erhalten, kennt jeder. Zum Beispiel: »Worauf habe ich jetzt Appetit?« – und plötzlich sieht man »es« vor seinem inneren Auge. Oder: »Was beunruhigt mich denn so?« – und als Antwort fällt einem plötzlich ein, dass man noch ein unangenehmes Telefongespräch zu führen hat. Man darf also getrost auf die Antwort des Körpers warten. In manchen Therapieschulen wird dieses »Hinhören« auf den Körper richtig geübt. Können Sie sich erinnern, einmal ein solches Gespräch mit Ihrem Körper geführt zu haben? Wie hatten Sie es begonnen? Wenn nicht: Wann und wo könnten Sie damit anfangen?
»Eine neue Frage hat meinem Mann und mir eine ganz neue Sichtweise eröffnet«
    Doris: »In der Therapie wurde mir und

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