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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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Urankonzentration subkritischer Masse, die zerfallen und Gammastrahlung freisetzen würde.«
    Ein Nicken.
    »Aber gegen diese Theorie gibt es signifikante Einwände. Im Gegensatz zur Erde gibt es auf dem Mars weder Plattentektonik noch Brüche oder Verwerfungen oder Wasserbewegungen in einem Ausmaß, das so etwas hervorrufen könnte. Ein Meteoriteneinschlag würde Material ebenfalls verstreuen, nicht konzentrieren.«
    »Was könnte es sonst noch sein?«
    Corso holte tief Luft. »Ein kleines schwarzes Loch oder ein großes Stück entarteter Neutronenmaterie würde reichlich hochenergetische Gammastrahlen emittieren. Ein solches Objekt hätte durch ein Einschlagereignis auf den Mars gelangen und dicht genug unter der Oberfläche stecken bleiben können, um Gammastrahlen in den Weltraum abzugeben. Ja, ein solches Objekt könnte jetzt noch aktiv sein und sozusagen den Planeten auffressen – wodurch Gammastrahlen frei werden. Das könnte unter Umständen …« Er zögerte und wagte es dann: »… eine Krisensituation darstellen. Falls der Mars von einem schwarzen Loch verschluckt oder in Neutronengas aufgelöst würde, würde die resultierende Gammastrahlung die Erde sterilisieren. Vollständig.«
    Er hielt inne. Er hatte es gesagt. Als er sich umsah, starrte ihm nur Ungläubigkeit entgegen. Kein Problem – die Daten logen nicht.
    »Und die SHARAD -Daten?«, fragte Chaudry.
    Corso starrte ihn fassungslos an. »Mit denen bin ich in ein paar Tagen fertig. Ich fand, und ich hoffe, Sie stimmen mir da zu, dass die Daten zur Gammastrahlung wichtiger seien.«
    Derkweiler meldete sich mit überraschend freundlicher, gemäßigter Stimme zu Wort. »Dr. Corso, entschuldigen Sie, aber ich hatte den Eindruck, dass Sie bei der heutigen Besprechung die SHARAD -Daten präsentieren würden.«
    Corso blickte zwischen Derkweiler und Chaudry hin und her. Jetzt würden alle erkennen, was für ein Idiot Derkweiler war. »Ich fand das einfach wichtiger«, sagte er schließlich. Er sah Chaudry an und hoffte auf, nein, betete um Ermunterung.
    Chaudry räusperte sich. »Dr. Corso, auf den ersten Blick fürchte ich, dass ich Ihre Begeisterung für diese Daten nicht ganz teilen kann. Die Fehlerbalken machen einen Großteil dieser ›Übereinstimmung‹ bedeutungslos. Eine Abweichung von eins zu vier vom Hintergrundrauschen ist nicht unbedingt aussagekräftig.«
    »Eine Menge kosmologische Daten liegen kaum oberhalb des Rauschniveaus, Dr. Chaudry«, entgegnete Corso ruhig.
    »Das stimmt. Aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was auf der Oberfläche eines toten Planeten ohne aktuelle seismische Aktivität und ohne Magnetfeld Gammastrahlen aussenden sollte. Diese Geschichte mit dem schwarzen Loch oder …« Er ließ seine skeptische Stimme verklingen.
    Corso räusperte sich und machte weiter. »Ich würde empfehlen, dass wir die Oberfläche des Planeten nach entsprechenden sichtbaren Gebilden absuchen. Wenn wir die Gammastrahlenquelle auf der Oberfläche des Planeten verorten könnten, würden wir sie mit der Hi RISE -Kamera aufnehmen. Allerdings ist es wahrscheinlich, dass wir sie bereits fotografiert
haben
, ohne die Bedeutung zu erkennen.«
    Chaudry schien sich zu sammeln. Er starrte lange auf die Grafik auf der Leinwand, während alle darauf warteten, dass er sprach. »Ich sehe da ein Problem.«
    Corso wartete, und das Herz schlug ihm bis zum Hals.
    »Die Periodizität Ihrer Gammastrahlenquelle beträgt angeblich etwa dreißig Stunden – Ihrer Darstellung zufolge. Aber der Mars rotiert einmal in fünfundzwanzig Stunden. Wie erklären Sie sich diese Diskrepanz?«
    Corso hatte die Differenz zwar bemerkt, aber sie erschien ihm sehr klein. »Fünf Stunden liegen innerhalb der Fehlertoleranz.«
    »Entschuldigen Sie, Dr. Corso, aber wenn man das auf Ihre Graphen anwendet, verlieren die beiden Periodizitäten jegliche Korrelation.
Das
fällt nicht mehr in die Fehlertoleranz.«
    Corso starrte die Graphen an. Chaudry hatte recht – er sah es auf der Stelle. Ein elementarer, dummer, unverzeihlicher Fehler.
    Totenstille. »Ich verstehe, was Sie meinen«, sagte Corso mit flammenden Wangen. »Ich werde die Daten noch einmal durchgehen und feststellen, ob ich das klären kann. Aber die Periodizität ist da. Die Quelle könnte im Orbit um den Planeten sein.«
    Derkweiler meldete sich zu Wort. »Dr. Corso, selbst wenn das zutreffen sollte, was ich bezweifle, ist es immer noch eine irrelevante Abkehr von unserer eigentlichen Mission. Es wäre

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