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Der Krater

Titel: Der Krater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston
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aber er fühlte sich damit sicher. Er war alles hundertmal durchgegangen. Es mochte unorthodox sein, aber es würde sie umhauen. Wie könnte es anders sein? Es ging um ein verblüffendes Rätsel, das Dr. Freeman offenbar kurz vor seinem Tod entdeckt hatte, weshalb er nicht mehr dazu gekommen war, es zu analysieren. Corso hatte für ihn übernommen. Er empfand das als Möglichkeit, das Andenken an seinen Professor zu ehren und zugleich die eigene Karriere voranzubringen.
    Er ließ den Blick zum anderen Ende des Konferenztisches schweifen und sah Derkweiler mit einer fetten Ledermappe vor sich am Fußende sitzen. Derkweiler würde schon klein beigeben, wenn er erst sah, woher der Wind wehte.
    Corso hörte sich die ersten Berichte an, bekam aber kaum etwas davon mit. Er spürte ein Flattern im Magen, als sich die zweite Präsentation dem Ende näherte.
    »Mark?«, sagte Chaudry und warf ihm einen Blick zu. »Sie sind dran.« Er lächelte ermutigend.
    Corso schob die CD ins Laufwerk. Es dauerte einen Moment, bis die Daten geladen waren, und dann erschien die erste Folie seiner PowerPoint-Präsentation auf der Leinwand.
    Der Compton Gammastrahlen-Szintillator:
    Eine Analyse anomaler, hochenergetischer Gammastrahlen-Emissionsdaten
    Mark Corso, Senior Data Analysis Technician
    »Danke, Dr. Chaudry«, sagte Corso. »Ich habe eine kleine Überraschung für Sie alle – eine Entdeckung, die ich für durchaus bedeutsam halte.«
    Derkweilers Miene verfinsterte sich. Corso bemühte sich, nicht hinzuschauen. Er wollte nicht aus dem Konzept gebracht werden.
    »Anstelle der SHARAD -Daten würde ich gern über die Daten sprechen, die der Gammastrahlen-Szintillator des MMO aufgenommen hat.«
    Im Raum war es vollkommen still geworden. Er riskierte einen Blick zu Chaudry hinüber: Der Mann wirkte interessiert.
    Er ging zum nächsten Bild, das den Mars mit zahlreichen orbitalen Umkreisungen zeigte. »Das ist die Flugbahn des Mars Orbiters im vergangenen Monat. Die Datensammlung erfolgte auf beinahe polarer Umlaufbahn …« Hastig wiederholte er bekannte Informationen und ging mehrere Folien in rascher Folge durch, ehe er zum Sensationsbild kam. Es zeigte eine Kurve mit periodischen Ausschlägen. »Wenn es eine Gammastrahlenquelle auf dem Mars gäbe, wäre das die
theoretische
Signatur vom Blickpunkt des Mars Orbiter aus.«
    Nicken, Murmeln, Blickwechsel.
    Er rief das nächste Bild auf, zwei Kurven, die übereinanderlagen und deren Zacken beinahe zusammenfielen.
    »Und dies, meine Damen und Herren, sind die
tatsächlichen
Gammastrahlungsdaten des Orbiters, über den theoretischen Graphen gelegt.« Er wartete auf die Reaktion.
    Stille.
    »Ich möchte Ihre Aufmerksamkeit auf diese anscheinend recht signifikante Übereinstimmung lenken«, sagte er und versuchte, einen bescheidenen, neutralen Tonfall beizubehalten.
    Chaudry kniff die Augen zusammen und beugte sich vor. Die anderen starrten ihn nur an.
    »Ich weiß, dass die Fehlerbalken recht breit sind«, fuhr Corso fort, »und mir ist das starke Rauschen im Hintergrund bewusst. Und natürlich ist der Szintillator nicht gerichtet. Er kann sich nicht auf die exakte Quelle ausrichten. Aber ich habe eine statistische Analyse durchgeführt und bin zu folgendem Schluss gekommen: Die Wahrscheinlichkeit, dass die Übereinstimmung der Graphen Zufall ist, liegt bei eins zu vier.«
    Immer noch Schweigen. Eine Art nervöses Zappeln lief durch den Raum.
    »Und Ihre Schlussfolgerung, Dr. Corso?«, kam Chaudrys Frage in sorgfältig neutralem Tonfall.
    »Dass es auf dem Mars eine Gammastrahlenquelle gibt. Eine
Punkt
quelle.«
    Schockierte Stille. »Und was könnte das für eine Strahlungsquelle sein?«, fragte Chaudry.
    »Das ist eben die Frage. Ich glaube, der nächste Schritt besteht darin, die visuellen und Radar-Aufzeichnungen zu analysieren und nach einem entsprechenden Artefakt zu suchen.«
    »Artefakt?«, wiederholte Chaudry.
    »Gebilde meine ich. Artefakt war keine gute Wortwahl, ich danke Ihnen für die Korrektur. Ich will ja nicht andeuten, dass wir nach etwas Unnatürlichem suchen.«
    »Irgendwelche Theorien?«
    Corso holte tief Luft. Er hatte hin und her überlegt, ob er seine Gedanken offenbaren sollte.
Wenn schon, denn schon.
»Das ist natürlich reine Spekulation, aber ich habe mehrere Vermutungen.«
    »Dann lassen Sie mal hören.«
    »Es könnte ein natürlicher geologischer Reaktor sein, wie sie auch schon auf der Erde entdeckt wurden. Die Bewegung von Gestein oder Wasser bewirkt eine

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