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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Universum sei eine riesige Schildkröte. Auf dem Rücken der Schildkröte stünden die Sieben Steine, und auf den Steinen ruhe die Welt.
    Eine dumme Legende, das war Jureem klar, trotzdem faszinierend. In uralten Büchern stand geschrieben, vor Tausenden von Jahren hätten die Duskiner, die Lords der Unterwelt, die Sieben Steine errichtet, um ›die Welt zu stützen‹.
    Die Unbesiegbaren suchten den Erdboden unter den Birken nach Gaborns Spur ab. Irgendwie entzog sich ihnen die Witterung des Prinzen, und auch die Mastiffs standen jetzt nur noch mit hochgereckter Schnauze blöde kläffend da.
    Soweit hätte es nicht kommen dürfen. Der junge Prinz Orden wurde von zwei Personen zu Pferd geleitet. Ihre Witterung hätte deutlich in der Luft hängen, ihre Hufe sich tief im Boden abzeichnen müssen. Doch nicht einmal Raj Ahten konnte sie wittern, und der Boden war so trocken und steinig, daß er keinen Abdruck zuließ.
    Die meisten von Raj Ahtens Männern hatten bereits ihr Pferd verloren. Zwölf Tiere sowie mehrere Hunde waren tot. Die Männer zu Fuß hätten eigentlich imstande sein müssen, mit Gaborn Schritt zu halten, doch sie beschwerten sich dauernd: »Der Boden ist zu hart. Darauf können wir nicht laufen.«
    Es stimmte. Einer der Unbesiegbaren hockte auf einem umgestürzten Stamm und zog einen Stiefel aus. Jureem sah die schwarzen, wunden Stellen unter seiner Fußsohle, die großen Blasen an Ferse und Zehen. Die rauhen Berge waren den meisten Pferden und Hunden zum Verhängnis geworden.
    Sie würden auch die Männer umbringen. Bislang konnte Jureem von Glück reden, daß sein Pferd noch nicht verendet war, auch wenn ihm der Hintern derart weh tat, daß er nicht wagte abzusteigen, aus Angst, er würde nicht wieder hinaufkommen. Schlimmer noch, er befürchtete, sein Pferd könnte jeden Augenblick sterben. Mit diesen Männern Schritt zu halten, dazu war er nicht imstande, und sie würden ihn hier im Wald zurücklassen.
    »Wie stellt er das nur an?« fragte sich Raj Ahten laut.
    Sechs Stunden verfolgten sie Gaborn nun und wunderten sich, wie es dem Prinzen immer wieder gelang, sich ihnen zu entziehen. Und jedesmal geschah dies in einem kleinen Birkenwäldchen. Immer hatten sie Gaborns Spur vollständig verloren und mußten einen Bogen um die Bäume machen, bis sie wieder auf Fichten stießen. Trotzdem wurde es schwieriger und schwieriger, die Fährte des Prinzen zu entdecken.
    »Binnesman«, sagte Jureem. »Binnesman hat den Prinzen mit einem Zauber des Erdwächters belegt, der ihn verbirgt.«
    Gaborn führte sie an einen Ort, zu dem keiner von ihnen wollte.
    Einer von Raj Ahtens Kommandanten, Salim al Daub, meinte mit weicher, weibischer Stimme: »Vielleicht sollten wir diese sinnlose Jagd besser aufgeben. Die Pferde krepieren. Euer Pferd wird noch krepieren.«
    Raj Ahtens ausgezeichnetes Tier wies zwar Zeichen der Erschöpfung auf, dennoch hielt Jureem es kaum für möglich, daß es verendete.
    »Außerdem«, fuhr Salim fort, »ist das nicht normal. Wohin wir auch gehen, ist der Boden härter als Stein, trotzdem fliegt das Pferd des Prinzen darüber hinweg wie der Wind. Blätter legen sich über seinen Weg und verdecken seine Fährte. Selbst Ihr könnt ihn nicht mehr wittern. Wir befinden uns zu nah am Herz des Waldes, wo es spukt. Hört Ihr das nicht?«
    Raj Ahten verstummte, und sein wunderschönes Gesicht erschlaffte, während er lauschte. Er besaß Gaben des Gehörs Hunderter von Männern. Er richtete sein Ohr auf den Wald und schloß die Augen.
    Jureem vermutete, daß sein Herr das Geraschel seiner Männer hören konnte, das Schlagen ihrer Herzen, ihren Atem, das Knurren ihrer Mägen.
    Davon abgesehen… herrschte vollkommene Stille. Eine unverfälschte, tiefe Stille, die sich über die dunklen Täler erstreckte. Jureem lauschte. Kein Vogel rief, kein Eichhörnchen schnatterte. Es schien, als hielten selbst die Bäume erwartungsvoll den Atem an.
    »Ich höre es«, sagte Raj Ahten leise. Jureem konnte die Kraft des Waldes fühlen und staunte. Sein Herr hatte Angst, Inkarra anzugreifen, weil auch dieser Ort uralten Mächten Zuflucht bot – den Mächten der Arr. Hier im Norden jedoch lebte das Volk von Heredon in Nachbarschaft zu diesem Wald, offenbar ohne diese Mächte für sich zu nutzen, ohne mit ihnen in Verbindung zu treten. Ihre Vorfahren waren ein Teil dieser Wälder gewesen, doch heute hatten die Menschen aus dem Norden das alte Wissen vergessen.
    Oder vielleicht auch nicht. Gaborn bekam Hilfe vom

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