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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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meine.«
    »Nun, äh, danke, gute Frau«, antwortete Gaborn in einem gelangweilten Akzent, der an den Marquis von Feracia, einen bekannten Wichtigtuer, erinnerte. Er reckte die Nase in die Höhe, so wie es der Marquis tun würde, und benutzte dann seine ganze Stimmgewalt, um den Akzent des Marquis nachzuahmen. »Ein Segen über Euch und Euer Elendsloch und alle Eure rotznäsigen Wunderkinder, gute Frau. Und bitte, kommt nicht näher, sonst könnte es sein, daß ich niesen muß.« Borenson lachte herzhaft über den Scherz, denn der Marquis nieste oft, wenn ihm verdreckte Bauern zu nahe kamen. Die Drohung vor einer Krankheit hielt die Bauern fern, damit der Marquis nicht die Ausdünstung ihrer Armut ertragen mußte.
    Es war ein bitterer Humor, aber zu mehr war Gaborn im Augenblick nicht in der Lage, und er hob Borensons Stimmung ein wenig. Fast hoffte Gaborn, daß die Dinge zwischen ihnen eines Tages wieder so sein konnten wie früher.
    Vor einer Woche war Gaborn fast ohne Sorge nach Heredon gekommen. Jetzt spürte er, wie das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern lastete. Tief in seinem Herzen wußte er, daß nichts wieder so sein würde wie früher.
    Mehrere Meilen weit durchquerten sie das grasbewachsene Hügelland, ritten über das sanft geschwungene Gelände.
    Der Himmel brach auf, und die Nachmittagssonne begann, den Schnee zu schmelzen. Eine Meile von Longmot entfernt standen die Bauernhäuser an den Straßen noch, steinerne Katen, deren Reetdächer nicht Raub der Flammen geworden waren. Sämtliche Tiere waren aus den Ställen verschwunden, und das Obst war abgeerntet worden, was der Gegend eine gespenstische Leere verlieh, aber die Behausungen standen noch.
    Dann kamen sie über einen Hügel und sahen Gut Bredsfor, das sich in ein gemütliches Tal schmiegte, ein längliches Gebäude aus grünem Stein mit zwei fächerförmig davon abgehenden Flügeln. Dahinter lagen Scheunen und Taubenschläge, Kutschenhäuser, die Unterkünfte der Bediensteten sowie ummauerte Gärten. Ein kreisrunder Fahrweg wand sich zwischen Blumenbeeten und künstlich beschnittenen Gärten bis vor das Gutshaus. Ein tiefer Bach durchschnitt das Tal, und eine breite Brücke überspannte den Bach ein Stück weiter die Straße hinunter.
    Auf den Stufen des Gutshauses saß eine Frau in wolkenfarbener Seide. Das dunkle Haar fiel in Stufen über ihre linke Schulter.
    Myrrima schaute zu ihnen hoch, stand nervös auf. Ihre Schönheit war in den vergangenen paar Tagen nicht weniger geworden. Gaborn hatte fast vergessen, wie wunderhübsch sie aussah, wie verlockend.
    Borenson gab seinem Pferd die Sporen, jagte den Hang hinunter und rief: »Wie – was tust du hier?«
    Im Nu war Borenson von seinem Pferd gesprungen, und Myrrima sank in seine Arme.
    Gaborn blieb einhundert Meter entfernt stehen. Myrrima lachte und umarmte Borenson weinend. »Du hast es nicht rechtzeitig bis Longmot geschafft. König Orden riet mir, hier auf dich zu warten. Oh, ich hatte solche Angst. Der Himmel wurde schwarz, und entsetzliche Schreie erschütterten den Erdboden.
    Raj Ahtens Armee ist hier durchgekommen – genau über diese Straße. Also habe ich mich versteckt, aber sie hatten es so eilig – sie sind nicht mal langsamer geworden…«
    Gaborn wendete sein Pferd, ritt, gefolgt von seinem Days, zurück über den Hügel, so daß die beiden ein paar Augenblicke für sich hatten. Dort machte er unter einer Ulme halt, wo der Boden frei von schmelzendem Schneematsch war.
    Teils fühlte er sich erleichtert. Er hatte irgendwie angenommen, Myrrima sei für seine Zukunft wichtig und werde eine wichtige Rolle in den bevorstehenden Kriegen spielen. Daher war er froh, als er sah, daß sein Vater sich entschlossen hatte, sie zu retten und dorthin zu schicken, wo ihr nichts zustoßen konnte.
    Gleichzeitig aber konnte er nicht anders, er wurde ein wenig eifersüchtig auf das Glück, das sie und Borenson gefunden hatten.
    Iome war durch ihre Begegnung so entsetzlich entstellt worden, so erschüttert. Der Tod ihres Vaters würde sie mit Sicherheit auseinanderbringen. Gaborn wußte nicht, ob sie je wieder mit ihm sprechen wollte.
    Vielleicht war es besser, sie zu vergessen, überlegte er.
    Trotzdem war ihr Glück ihm keineswegs gleichgültig. Er fühlte sich noch immer wie betäubt, sein Atem ging stoßweise, und er zitterte.
    Beide hatten in diesem Krieg Verletzungen davongetragen, und diese tiefen Wunden waren erst der Anfang.
    Aber wir dürfen uns nicht den Schmerzen hingeben,

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