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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Wunde zu versorgen.
    Der Tee schien ihre verspannten Muskeln zu lösen, ja regelrecht zu entknoten. Sie schloß die Augen, legte den Kopf zurück und staunte über die Wirkung. Der Tee gab ihr das Gefühl, gerade eben vor wenigen Augenblicken aus dem Schlaf geweckt worden zu sein. Trotzdem empfand sie eine tiefgreifende Mattigkeit, eine Müdigkeit und einen Schmerz tief in den Knochen.
    »Was soll ich nur tun, Binnesman?« fragte Iome.
    »Ihr müßt stark sein«, antwortete Binnesman. »Euer Volk braucht Euch, damit Ihr stark für es seid.«
    »Ich fühle mich nicht stark.«
    Darauf erwiderte Binnesman nichts, legte ihr nur seine dürren Arme um die Schultern und hielt sie so, wie ihr Vater es immer getan hatte, wenn sie als Kind aus einem bösen Traum aufgewacht war.
    »Gaborn würde Euch helfen, stark zu sein, wenn Ihr ihn lassen würdet«, schlug Binnesman vor.
    »Ich weiß«, antwortete Iome.
    Unterhalb von ihr hatten die meisten Ritter sich daran begeben, auf den Feldern ein Lager aufzuschlagen. Der Schnee war weggeschmolzen, und die Nacht würde nicht kalt werden. Doch nur ein Teil der Burg sah benutzbar aus. Die Kasernen des Herzogs und einer der größeren Wohnsitze standen noch, hatten aber Risse. Auf gar keinen Fall konnte die Burganlage die Abertausende von Menschen hier beherbergen. Einige Ritter hatten allerdings Knappen und Zelte mitgebracht – genug, daß jeder für die Nacht ein Obdach fand.
    Doch als das Volk Zelte aufstellte, fing Iome viele mißtrauische Blicke auf und hörte mürrische Kommentare.
    »Was reden die Menschen dort unten über Gaborn?«
    »Das Übliche…«, meinte Binnesman. »Es werden Gerüchte verbreitet.«
    »Und was ist das Übliche?« hakte Iome nach.
    »Sie meinen, Ihr hättet deutlicher auf den Tod Eures Vaters reagieren sollen.«
    »Er ist gestorben, als Raj Ahten ihm seine Geisteskraft nahm.«
    »Ihr seid aus hartem Holz«, sagte Binnesman. »Aber hättet Ihr geweint und Borensons Tod gefordert, vielleicht würde sich Euer Volk dann erleichterter fühlen.«
    »Erleichtert?«
    »Einige argwöhnen, Gaborn habe Eures Vaters Tod befohlen?«
    »Gaborn? Wie kommen sie darauf?« fragte sie erstaunt. Sie blickte den Hang hinunter. Eine alte Frau mit einer Ladung Zweige aus dem Wald schaute zu Iome hinauf, und das Mißtrauen war ihren Augen deutlich abzulesen. »Damit er Euch heiraten und Euer Königreich übernehmen kann. Einige denken, die Tatsache, daß Ihr ihn am Leben laßt, sei ein deutlicher Beweis, daß er Euch eingewickelt hat und daß Ihr jetzt in seine gierigen Hände fallt.«
    »Wer wollte so etwas behaupten? Wer wollte so etwas auch nur denken?« fragte Iome.
    »Macht ihnen keinen Vorwurf«, lächelte Binnesman sie an.
    »Das ist nur natürlich. Sie wurden in diesen letzten Tagen tief gekränkt, und Argwohn entsteht schnell. Vertrauen bildet sich viel schwerer und braucht Zeit.«
    Iome schüttelte sprachlos den Kopf. »Ist Gaborn hier sicher?
    Ist er vielleicht in Gefahr?«
    »So wie die Dinge liegen«, sagte Binnesman, »glaube ich, daß einige Leute hier im Tal eine Bedrohung darstellen, ja.«
    »Ihr müßt gehen und ihn warnen, daß er fortbleibt!« sagte Iome. Sie hatte insgeheim darauf gehofft, er würde am Abend zurückkommen. Die Vorstellung, von ihm getrennt zu sein, ertrug sie nicht. »Sagt ihm… sagt ihm, wir dürfen uns nicht sehen. Mit der Zeit vielleicht… in ein paar Monaten.« Iome ertappte sich dabei, wie sie bei dem Gedanken gequält erschauderte.
    Ein paar Monate kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. In ein oder zwei Monaten aber würden die Schneefälle erst richtig einsetzen. Das Reisen von einem Königreich ins andere würde schwierig werden.
    Sie würde Gaborn nicht vor dem Frühling wiedersehen.
    Frühestens in fünf oder sechs Monaten. Iome brach bei dem Gedanken fast in sich zusammen. Aber es wäre für sie beide das Beste, wenn sie die Sache langsam angingen und ihrem Volk Zeit ließen. Kein anderer Prinz würde sie wollen, niemand würde eine Frau nehmen, die ein Übereigner des Feindes gewesen war.
    Jetzt, da ihr Vater und König Orden tot waren, würden ihre Days die Chroniken ihrer Taten innerhalb weniger Wochen nach und nach unters Volk bringen, mal einen Band hier, mal einen dort. Vielleicht würde ihr Volk besser über Gaborn denken, wenn die Wahrheit ans Licht käme.
    Es stellte sich aber noch ein anderes Problem. Ihre Hofdame, Chemoise, würde hochschwanger sein, wenn Gaborn zurückkehrte. Wenn Iomes Volk nicht mit ihrer Ehe mit Orden

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