Der Kreis aus Stein
sprach dabei leise: »Ich habe euch erwählt. Ich habe jeden einzelnen von euch erwählt – für die Erde. Möge die Erde euch verstecken. Möge die Erde euch heilen. Möge die Erde euch zu den ihren machen!«
Innerlich stöhnte er, wenn er das sagte, denn er ertrug den Gedanken nicht, daß er auch nur einen von ihnen verlieren könnte. Auf diese Weise begann er die Saat der Menschen zu sammeln und sich selbst ein ganzes Volk zu erwählen.
Der Trupp war noch keine zwanzig Meilen weit gekommen, als den Soldaten aufzufallen begann, daß jede Eiche im Wald über Nacht ihr Blätterkleid verloren zu haben schien, denn als sie am Abend zuvor vorbeigekommen waren, hatten die Blätter ganz bestimmt noch an den Bäumen gehangen.
Als sie dies dem Zauberer gegenüber erwähnten, erklärte Binnesman: »Die Eichen tun dies aus Achtung vor ihrem neuen König.« Und sie erkannten, daß es stimmte. Jede Eiche im gesamten Dunnwald hatte über Nacht die Blätter abgeworfen.
Auf dieser Straße hatte Gaborn eine Begegnung, die ihm noch wie ein viel größeres Wunder erschien. Denn während er so dahinritt, trat ein Mann aus dem Wald, der auf einem gewaltigen, prächtigen Schlachtroß ritt und der ein Gewand aus goldenem Seidenstoff trug. Ein dicker Mann, alt und von dunkler Hautfarbe. Er warf einen mit Juwelen besetzten Dolch zu Boden, und Gaborn erkannte Raj Ahtens Berater von den Sieben Aufrechten Steinen wieder.
»Gelobt sei der König der Erde«, sprach der Mann mit schwerem Akzent, faltete die Hände unter dem Kinn und verneigte sein Haupt.
»Ich kenne Euer Gesicht«, sagte Gaborn.
»Mein Leben ist verwirkt, wenn Ihr es nehmen wollt«, sagte der Berater. »Oder ich aber werde Euer Diener, ganz wie Ihr wollt. Mein Name ist Jureem.«
Gaborn sah dem Mann einen Augenblick lang fest ins Gesicht. »Die Diener des Feuers haben Euch lange Zeit geblendet. Wie kann ich Euch vertrauen?«
»Ich war ein Sklave, der Sohn eines Sklaven«, antwortete Jureem. »Mein Vater war der Ansicht, ein guter Sklave sei der bestmögliche aller Menschen, und ein guter Diener ahne die Wünsche seines Lords im voraus. Wenn Ihr es nicht bereits getan habt, so rate ich Euch, Boten nach Indhopal zu schicken, die die Nachricht vom Aufstieg eines Erdkönigs überbringen.
Laßt verkünden, dass Raj Ahten sich vor ihm auf der Flucht befindet. Erzählt den Menschen auch, der Wolflord kämpfe bei seinem Versuch, die Königreiche von Rofehavan zu unterwerfen, gegen die Erdkräfte.
In Orwynne belagern zweihunderttausend Soldaten das Kapitol. Sie haben Befehl, das Kapitol einfach nur zu halten und Verteidiger abzuziehen, so daß keine Hilfe hierher nach Heredon eilen kann.
In Eurer Heimat Mystarria sind mittlerweile drei von vier Burgen gefallen. Ich werde Euch die Namen der Lords dieser Festungen nennen. Ich glaube, Raj Ahten wird nicht nach Hause zurückkehren, sondern statt dessen in eine dieser Festungen fliehen, um diesen Konflikt noch weiter anzuheizen.
Ich werde Euch auch die Burgen nennen, in denen er seine Übereigner versteckt hält, und Euch die Namen und Beschreibungen seiner wichtigsten Vektoren geben.
Was immer mein Lord von mir verlangt, ich werde es tun.
Denn auch ich will jetzt der Erde dienen.
Ihr habt eine große Schlacht gewonnen, mein Lord, aber ich versichere Euch, Ihr steht erst am Anfang.«
Gaborn konnte das alles nicht recht glauben. »Ihr meint also, wenn ich Zwietracht in Raj Ahtens Heimat säe, wird er gezwungen sein, sich zurückzuziehen?«
Jureem schüttelte den Kopf. »Ich bin ziemlich sicher, daß er sich nicht zurückziehen wird. Trotzdem werden ihn solche Nachrichten ablenken. Ich denke, mein Lord, daß ich eine kleine Hilfe sein kann, diesen Krieg zu gewinnen – wenn Ihr mich laßt. Ich biete mich als Euer guter Diener an.«
»Euer Leben gehört Euch«, meinte Gaborn. »Ich halte keine Sklaven, Eure Dienste sind mir allerdings willkommen.«
Die beiden Männer ritten an jenem Tag lange nebeneinander und schmiedeten Pläne für den Krieg.
Es gab eine große Feier, als Gaborn an jenem Abend auf Burg Sylvarresta eintraf. Reiter waren vorausgeritten, um die Königin und den König anzukündigen, und nachdem man König Sylvarresta neben seiner Frau ins Grabmal gebettet hatte, wurde ein riesiges Fest gefeiert.
Spät in der Nacht kamen gut zehntausend Ritter in die Burg geritten, Soldaten aus Orwynne. Der alte dicke König Orwynne selbst ritt an ihrer Spitze.
Beim Anblick von Gaborn brach er in Tränen aus, und er sank vor
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