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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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mir?«
    »Ihr werdet unser König sein«, meldete sich ein junger Mann aus der Menge zu Wort.
    »Ihr habt Gold«, antwortete der Bauer. »Ihr könnt bezahlen.
    Wir verlangen nicht viel, nur daß Ihr Euch um unsere Familien kümmert und sie durch den Winter bringt. Ich bin ein kräftiger Mann. Hab’ mein Leben lang gearbeitet. Ich könnte Euch meine Muskelkraft verkaufen. Und mein Sohn da drüben – er war noch keinen einzigen Tag krank. Ihr könntet ihn gebrauchen.«
    Gaborn schüttelte traurig den Kopf. »Ihr werdet Gold genug haben, ohne daß ihr eure Gaben zu verkaufen braucht.« Er sprach laut, damit ihn alle in der Menge hören konnten. »Ich brauche Männer, um die Festung wiederaufzubauen. Ich bezahle euch gut für eure Arbeit.
    Bringt eure Familien den Winter über mit, und wohnt in den Gebäuden, die noch stehen. Jeder von euch wird Fleisch für seine Kinder haben und Brot im Bauch.« Er spielte mit dem Gedanken, ihnen noch mehr zuzusichern, Wild, Eber, sämtliche Früchte des Waldes und der Felder. »Ihr könnt einige Tage für mich arbeiten und die anderen für euch, damit ihr eure Häuser wieder aufbauen könnt. Von Menschen in Not kaufe ich keine Gaben.«
    »Und was ist mit uns anderen, die wollen, daß Ihr für uns kämpft?« fragte ein älterer Mann. »Ich habe keine Familie. Ich bin zu alt, um einen Kriegshammer zu schwingen. Aber Ihr könnt meine Geisteskraft haben. Sie ist so scharf wie ehedem.
    Ich werde an Eurer Seite kämpfen, so gut ich kann.«
    Gaborn ließ den Blick über die Menge schweifen. Dies war die einzige Sorte Mann, von der er bereit gewesen wäre, Gaben zu übernehmen, ein Mann, der wußte, daß dies ein Akt des Krieges war, daß sich hinzugeben eine Verpflichtung war, die man nur in tödlichem Ernst eingehen sollte.
    Aber Gaborn wollte keine Gaben, spielte mit dem Gedanken, mit ihrer Übernahme bis zum Frühjahr oder zu einem fernen Tag in der Zukunft zu warten. Und dennoch, Raj Ahten war nicht weit und konnte Meuchelmörder schicken. Diese Menschen brauchten einen Lord, und Gaborn war auf ihre Hilfe angewiesen.
    »Wie viele von euch übrigen empfinden genauso wie dieser Mann?« fragte Gaborn.
    Einstimmig riefen fünfzig Männer und Frauen: »Ich!«
    An jenem Tag zogen Iome und Gaborn mit gut fünfhundert Lords und Rittern auf Kraftpferden zurück nach Burg Sylvarresta.
    Durch jedes Dorf und jede Ortschaft ritten sie langsam und ließen durch die Ausrufer ihre Ankunft verkünden: der Erdkönig, Gaborn Val Orden, und seine zukünftige Braut, Iome Sylvarresta. Mittlerweile hatte man die Kunde vom Aufstieg des Erdkönigs in fast allen Orten Heredons vernommen. Und jetzt machte sie zusätzlich noch die Runde durch die benachbarten Länder Fleeds und Süd-Crowthen.
    Vor dem König und der Königin ritt der Zauberer Binnesman mit einem Eichenzweig in der Hand.
    In jedem Dorf machten die Kinder eine ehrfurchtsvolle Miene und lächelten Gaborn, dem jungen König, zu. Hölzerne Bildnisse des Erdkönigs schmückten Türen und Fenster eines jeden Hauses, und die Gesichter der Kinder waren von Freude erfüllt, denn dieser Tag stand für mehr als die Niederlage von Raj Ahten. Dies war der erste Tag des Hostenfestes, und endlich,
    nach
    eintausendsechshundertneunundzwanzig Jahren, wandelte ein neuer Erdkönig über das Land, einer, der seinem Volk den Segen erteilen konnte, wie es die großen Könige aus alter Zeit getan hatten.
    Die Kinder empfingen ihn zwar voller Ehrfurcht und Freude, manche der älteren jedoch hatten tränenverschmierte Gesichter. Denn einige von ihnen begriffen, welch düsteres Omen es war, daß der Erdkönig wieder durch die Lande zog.
    Harte Zeiten standen ihnen bevor, härtere Zeiten, als sie je erlebt hatten.
    Als Gaborn an einem Gasthaus vorbeikam, ging der Wirt zu dem Bildnis an seiner Tür, riß dessen feine Krone aus geflochtenem Eichenlaub herunter und brachte sie Gaborn, damit der sie trage. Danach rissen die Menschen an jedem Haus die Kronen aus Eichenlaub als Zeichen ihrer Unterwerfung von den Bildnissen an ihren Türen und warfen sie Gaborn zusammen mit Blumen zu Füßen. Und obwohl die Menschen die Bedeutung dessen, was er tat, nicht verstanden, blickte er immer wieder, wenn er an einem solchen bescheidenen Heim vorbeikam, in das Gesicht eines stämmigen Bauern oder das seiner Frau und seiner Kinder und schaute dabei weit in die Ferne, als blicke er tief in sie hinein oder durch sie hindurch. Dann lächelte er geheimnisvoll, hob die linke Hand zum Segen und

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