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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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die selten länger als ein oder zwei Stunden dauerten.
    Binnesman brachte die Pferde hinunter zum Fluß. Die Pferde stillten ihren Durst, stellten dann auf Binnesmans Kommando das Trinken ein. Anschließend fraßen zwei von ihnen das kurze Gras am Ufer des Baches. Ein anderes schlief im Stehen ein.
    Raj Ahtens gewaltiges Pferd aber stand am Wasser, ruhelos, ein Spiegelbild der Stimmung Binnesmans. Nach ein paar Augenblicken meinte Binnesman: »Ich muß Euch jetzt verlassen, wir werden uns aber in Longmot treffen. Reitet schnell, dann gibt es nicht viel auf dieser Erde, das Ihr zu befürchten habt.«
    »Ich mache mir keine Sorgen«, erwiderte Gaborn.
    Binnesmans unsicherer Blick ließ darauf schließen, daß er anderer Ansicht war und fand, Gaborn sollte sich durchaus Sorgen machen. Der Prinz hatte es jedoch nur gesagt, um den Zauberer zu beruhigen.
    Binnesman stieg auf das große Schlachtroß, das Raj Ahten gehört hatte. »Versucht Euch etwas auszuruhen. Ihr dürft die Tiere höchstens ein, zwei Stunden schlafen lassen. Um Mitternacht wird Raj Ahten wieder bereit sein, Euch zu verfolgen – obwohl ich einen Zauber auslegen werde, der Euch beschützt.«
    Ein paar leise Worte murmelnd zog Binnesman einen Kräuterzweig aus der Tasche seines Gewandes. Er ließ das Pferd ein Stück vorantreten und warf ihn Gaborn in den Schoß. Petersilie.
    »Behaltet das. Es wird Eure Witterung aufsaugen und Euch vor Raj Ahten und seinen Soldaten verbergen. Und bevor Ihr von hier aufbrecht, Gaborn, reißt Euch ein einzelnes Haar aus und bindet sieben Knoten hinein. Wenn Euch Raj Ahten dann verfolgt, wird er feststellen, daß er im Kreis herumläuft.«
    »Danke«, sagten Iome und Gaborn. Dann ließ Binnesman seine gewaltige Stute wenden und galoppierte in die Dunkelheit davon, nach Süden.
    Iome war müde, entsetzlich müde. Sie sah sich nach einem weichen Plätzchen um, wo sie den Kopf niederlegen konnte.
    Gaborn faßte sie an der Schulter und zog sie zu sich, so daß sie ihren Kopf in seinem Schoß ruhen lassen konnte. Es war eine überraschende Geste. Sehr vertraulich.
    Dort lag sie, schloß die Augen und hörte ihm beim Essen zu.
    Sein Magen machte eigentümliche Geräusche, und sie kam nicht recht zur Ruhe.
    Gaborn strich ihr sanft übers Kinn, übers Haar. Sie hatte gedacht, seine Berührung hätte etwas… Beruhigendes, genau.
    Doch so war es nicht.
    Statt dessen wurde sie nervös. Teils, weil sie fürchtete, zurückgewiesen zu werden. Er hatte zwar gesagt, daß er sie liebte, doch glaubte sie nicht, daß er sie wirklich lieben konnte.
    Sie war zu häßlich. Von allen Häßlichen auf dieser Erde, dachte sie, bin ich die Fürchterlichste. Eine angsterfüllte Stimme in ihrem Kopf flüsterte ihr zu: »Und du verdienst es auch, häßlich zu sein.«
    Es war die Gabe, natürlich. Iome konnte sich nicht erinnern, sich je zuvor so gefühlt zu haben. So vollkommen wertlos. Raj Ahtens Rune der Macht setzte ihr zu.
    Aber wenn Gaborn sie ansah oder berührte, dann schien ein Teil des Banns für einen Augenblick gebrochen. Sie fühlte sich würdig. Sie fühlte, daß er, ausgerechnet er, sie von all den Männern vielleicht wirklich liebte. Und sie hatte Angst, ihn zu verlieren. Es war eine fürchterliche Angst. Denn sie schien so begründet.
    Und noch etwas machte ihr zu schaffen. Sie hatte sich noch nie mit einem Mann ohne weitere Begleitung getroffen. Und jetzt war sie mit Gaborn allein. Stets hatte Chemoise sie begleitet und ihre Days, die ein Auge auf sie hielt. Doch jetzt hockte sie hier mit dem Prinzen, ihr Vater schlief, und das löste in ihr große Beklemmung aus. Ein erregendes Gefühl.
    Es lag nicht an Gaborns Berührung, soviel war ihr klar. Es war der Sog seiner Magie. Sie spürte, wie sich das schöpferische Verlangen in ihr rührte, wie ein Tier, das sich in ihren Kopf hineinbohrte. So hatte sie sich in Binnesmans Gegenwart gefühlt, nie jedoch mit dieser Heftigkeit.
    Außerdem war Binnesman ein älterer Mann und nicht besonders hübsch anzusehen.
    Gaborn war etwas anderes – jemand, der wagte, ihr seine Liebe zu gestehen.
    Sie wollte schlafen. Sie hatte weder Gaben der Muskelkraft noch des Stoffwechsels, nur eine einzige Gabe des Durchhaltevermögens, die sie kurz nach ihrer Geburt erhalten hatte. Sie verfügte also über eine leidlich gute Ausdauer, trotzdem brauchte sie fast ebensoviel Schlaf wie jeder andere Mensch.
    Im Augenblick jedoch mußte sie sich mit Gaborns elektrisierender Berührung auseinandersetzen.
    Das ist

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