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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Orden ihn an. »Der Mann hat keine weitere Nacht königlicher Gastfreundschaft verdient.«
    »Jawohl, mein Lord«, antwortete der Kommandant und eilte von dannen.
    Nach dem Rundgang durch den Bergfried der Übereigner beschloß Orden, sich den Rest zu ersparen. Die Wohnhäuser für den Herzog und seine Lords wirkten armselig. Orden sah keinen Sinn darin, sie bewachen zu lassen.
    Außerdem wäre es besser, seine Männer auf den Mauern zu konzentrieren. Longmot war schmal. Ein Bogenschütze auf der Ostmauer konnte die hundert Meter bis zur Westmauer überbrücken. Wenn es feindlichen Soldaten gelang, eine Mauer einzunehmen, konnten noch immer zahlreiche Verteidiger sie von der anderen beschießen.
    Fünfzehnhundert Mann, vielleicht sechzehnhundert. Das war alles, was König Orden derzeit zur Verfügung stand. Er hatte Boten zu Groverman und Dreis geschickt, hoffte auf Verstärkung. Vielleicht kehrte Borenson mit dem größten Teil seiner Armee heil zurück.
    Aber sie würden bald eintreffen müssen. Verstärkung, die nicht vor dem Morgengrauen eintraf, würde nicht mehr in die Mauern eingelassen werden können.
    König Orden beendete den Rundgang durch den Bergfried der Übereigner, als Kommandant Cedrick Tempest, der Adjutant der Herzogin, erschien, um ihn zu begrüßen. Ihm folgte eine Days, eine plumpe Frau mittleren Alters.
    Kommandant Tempest war ein kräftiger Mann mit dichten, braunen, kurz geschorenen Locken. Er hatte seinen Helm in der Hand – ein Zeichen des Respekts –, verbeugte sich jedoch nicht vor König Orden. Einen Lidschlag lang hatte dieser das Gefühl, herabgesetzt zu werden, dann wurde ihm bewußt, daß dieser Mann den Lord der Burg spielte. In dieser Rolle brauchte er sich von Rechts wegen nicht zu verneigen.
    Statt dessen hielt Tempest ihm die Hand hin, um sie als Gleichgestellter am Gelenk zu schütteln. »Lord Orden, wir schätzen uns glücklich, Euch zu begrüßen und bieten Euch und Euren Männern alle Bequemlichkeit an, die in unseren Möglichkeiten steht. Ich furchte aber, es wird bald zum Kampf kommen. Raj Ahten rückt mit einer Armee von Süden vor.«
    »Ich weiß«, sagte Orden. »Wir stehen an Eurer Seite. Ich habe zu Groverman und Dreis geschickt und um Verstärkung gebeten, doch vermutlich werden sie zögern, der Bitte eines fremden Königs nachzukommen.«
    »Die Herzogin hat ebenfalls nach Verstärkung geschickt«, sagte Tempest. »Wir sollten bald wissen, was uns das bringt.«
    »Danke«, sagte Orden und sah dem Mann in die Augen. Das waren äußerst schlechte Neuigkeiten. Wenn noch keine Hilfe eingetroffen war, bedeutete dies, daß Groverman und Dreis, nachdem sie von der Invasion gehört hatten, sich entschieden hatten, eher ihre eigenen Burgen zu sichern, als Hilfe zu entsenden. Man konnte es ihnen kaum verdenken.
    Kurz darauf fragte Orden: »Können wir uns ungestört unterhalten?«
    Tempest nickte verständnisvoll. Zusammen gingen sie in den Bergfried des Herzogs, stiegen eine Treppenflucht hinauf.
    Ordens Männer warteten draußen. Nur sein Days und der seines Sohnes betraten mit ihm den Raum, zusammen mit der matronenhaften Days, die Tempest dicht auf den Fersen blieb.
    Der Fußboden des großen Raumes war von den heftigen Gefechten noch immer blutverschmiert. Stühle lagen in Trümmern herum, eine blutverkrustete Axt ruhte auf dem Boden neben einem Paar langer Dolche.
    Hier war der Kampf der Herzogin bis aufs Messer geführt worden.
    Zwei rote Hunde hoben neugierig den Kopf, als Orden hereinkam, und trommelten zur Begrüßung mit den Schwänzen auf den Fußboden. Sie hatten vor dem erkalteten Kamin geschlafen.
    König Orden nahm eine Fackel, zündete sie an und hielt sie unter die Späne im Kamin. Dann nahm er am Feuer Platz, zehn Fuß von Tempests Sessel entfernt.
    Der Kommandant wirkte wie Anfang fünfzig, auch wenn sich das unmöglich genau sagen ließ. Ein Mann mit Gaben des Stoffwechsels alterte schnell. Mendellas konnte das Alter eines Kriegers jedoch oft schätzen, indem er ihm in die Augen sah.
    Selbst mit Gaben des Stoffwechsels behielten manche Männer ihren unschuldigen Blick, einen Blick der Unerfahrenheit. Die Augen eines Mannes blieben jung – auch wenn seine Haut fleckig und faltig wurde.
    Tempests braunen Augen jedoch sah man die Qualen, den Kampf und die Erschöpfung an. Ein Blick in sie verriet Orden nichts. Tempests Augen wirkten, als seien sie eintausend Jahre alt.
    Der König beschloß, taktvoll zu einem anderen Thema überzuleiten. »Ich würde gern

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