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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Sylvarresta von seinen Lords so wenig geliebt wurde, überlegte Orden, wie kann ich dann meinen Untergebenen trauen?
    »Danke, Kommandant Tempest«, sagte König Orden in einem Ton, der die Zusammenkunft beendete.
    »Oh, und noch etwas, Kommandant«, fügte er hinzu, als Tempest in der Tür zögerte und seinen Helm umschnallte.
    »Groverman und Dreis werden Entsatz schicken, sobald sie die entsprechenden Vorkehrungen getroffen haben. Ich habe ihnen eine Botschaft gesandt, in der ich sie um Hilfe bat, und ihnen von dem Schatz erzählt. Die Armeen des Nordens werden sich hier sammeln!«
    Tempest nickte, atmete erleichtert auf und ging. Die matronenhafte Days folgte ihm hinaus.
    Eine ganze Stunde lang saß Orden in dem aus dunklem Walnußholz gemachten Sessel, der vorzüglich gearbeitet war, zu vorzüglich. Die geschnitzten Darstellungen speisender Soldaten auf der Lehne gruben sich in sein Fleisch. In diesen Sesseln kam man nicht zur Ruhe.
    Also schürte Orden das Feuer im Kamin, warf ein paar zertrümmerte Stühle als Brennholz hinein, dann legte er sich auf ein Bärenfell und spielte zärtlich mit den Jagdhunden des Herzogs, die mit ihren Schwänzen auf den Fußboden trommelten
    und
    seine
    Liebkosungen
    freudig
    entgegennahmen.
    Sein Days hatte unbeobachtet in einer Ecke gestanden. Jetzt kam der Mann herbei und nahm in einem der unbequemen Sessel Platz. Gaborns Days blieb in der Ecke stehen.
    Seit er ein Junge war, hatte Orden nicht mehr mit einem Hund auf dem Fußboden gelegen. Er erinnerte sich noch, wie er das erste Mal mit seinem Vater nach Longmot gekommen war. Er war neun Jahre alt gewesen, auf dem Heimweg von seiner ersten großen Jagd, einhundert Mann in seinem Gefolge. Es war im Herbst gewesen, zum Hostenfest natürlich, als er einem jungen Prinzen mit langem, bernsteinfarbenem Haar und schmalen Schultern begegnet war.
    Sylvarresta. Prinz Mendellas Ordens allererster Freund. Sein einziger wahrer Freund. Orden hatte Soldaten gehabt, die ihn in den Kriegskünsten schulten, und er hatte sich mit katzbuckelnden Söhnen geringerer Adliger zusammengetan, die ihn vielleicht mochten, die sich aber stets nur zu deutlich bewußt waren, daß ihr Rang sie auf ewig von einem Prinzen unterschied.
    Selbst die anderen Prinzen waren Orden mit zuviel Hochachtung begegnet – immer in dem Bewußtsein, daß sein Land reicher und größer war als jedes andere.
    Nur Sylvarresta hatte er vertrauen können. Sylvarresta sagte ihm, wenn ihn ein Hut lächerlich anstatt elegant aussehen ließ, er lachte ihn aus, wenn er eine Stechpuppe mit der Lanze verfehlte. Nur Sylvarresta wagte ihm zu sagen, wenn er einen Fehler beging.
    Plötzlich seufzte Orden tief. Ich habe einen Fehler gemacht, erkannte er. Den, daß ich Borenson losgeschickt habe, um Raj Ahtens Übereigner zu töten.
    Was, wenn Borenson Sylvarresta tötet? Werde ich mir das je verzeihen können? Oder werde ich diese Narbe mein ganzes Leben mit mir herumtragen müssen wie eine Medaille aus diesem Krieg?
    Auch andere Könige haben solche Narben mit sich herumgetragen, sagte sich Orden. Auch andere waren schon gezwungen, Freunde zu erschlagen. Als Kind hatte Orden die Männer beneidet, die seinen Großvater getötet hatten.
    Jetzt wußte er, daß Schuld nur allzu oft der Preis der Führerschaft war.
    »Days?« wandte sich König Orden leise an den Mann, der in seinem Rücken saß.
    »Ja, Euer Lordschaft?«
    »Welche Neuigkeiten habt Ihr von meinem Sohn?« Er kannte

den Mann schon sein ganzes Leben und hatte ihn niemals als einen Freund oder Vertrauten betrachtet. Gleichzeitig aber bewunderte er ihn als einen Gelehrten. »Davon zu sprechen, würde meine heiligsten Schwüre brechen, Euer Lordschaft.
    Wir mischen uns nicht in Angelegenheiten des Staates ein«, antwortete der Days leise.
    Natürlich hatte er diese Antwort erwartet. Sie durften weder behindern noch helfen. Wenn der König zwei Fuß weit vom Ufer ertrank, durfte der Days seine Hand nicht ergreifen.
    »Aber Ihr könntet es mir sagen«, fragte Mendellas. »Ihr kennt die Antwort.«
    »Ja«, gestand der Days leise.
    »Bin ich Euch gleichgültig? Sind meine Gefühle unwichtig?«
    fragte Orden. »Ist mein Schicksal unwichtig, oder das Schicksal meines Volkes? Ihr könntet mir helfen, Raj Ahten zu besiegen.«
    Der Days schwieg lange, und Orden wußte, daß er nachdachte. Manch ein Days hatte schon seinen Schwur gebrochen, hatte seinem König große Geheimnisse verraten.
    Orden war sich dessen sicher. Warum also nicht auch

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