Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Stöße ihr Ziel verfehlten. Dann packte er einen Speer, warf sich nach vorn und drehte sich, wobei er beide Bestien durch den Nabel aufspießte.
    Die beiden Nomen standen da wie erstarrt, über den Spieß verbunden.
    Nachdem das erledigt war, trat Borenson zurück und betrachtete die Nomen. Sie hatten ihren Tod vor Augen. Von einer solchen Wunde konnten sie sich unmöglich erholen. Das Wesen hinten wurde ohnmächtig und riß seinen Gefährten mit auf die Knie.
    Borenson ging weiter, ließ sich den Kampf noch einmal durch den Kopf gehen, die präzisen Bewegungen. Mit seiner Tat war er der Poesie oder einem Tanz so nahe gekommen, wie er konnte.
    Er fing an zu lachen, ein kehliges, rollendes In-sich-hin-ein-Lachen, denn genau so sollte Krieg sein: Männer, die um ihr Leben kämpfen, ein braver Mann, der sein Heim und seine Familie beschützt.
    Das Scharmützel selbst schien seine Seelenwunden mehr zu lindem als der Regen. Borenson holte seine Axt und lief zu seinem Pferd.
    Ich werde mir diese Hände nicht waschen, sagte er sich. Ich werde mein Gesicht nicht waschen, bis ich vor meinem Prinzen und meinem König stehe und sie sehen können, was sie angerichtet haben.
    Borenson saß also auf und begann, durch die Nacht zu galoppieren. Vier Meilen östlich des Ortes entdeckte er auf der Straße einen toten Ritter von Orden und nahm die Lanze des Mannes an sich.
    Sein Pferd war Gaborns ausgezeichnetem Jagdroß nicht ebenbürtig. Doch die Straße war frei, wenn auch ein wenig schlammig, und in einer solchen Nacht, in der der Regen Roß und Reiter kühlte, konnte es endlos laufen.
    Borenson flog über die Berge dahin, bis der Regen nachließ, die Wolken sich auflösten und die Sterne hell und klar leuchteten.
    Er hatte vorgehabt, nach Longmot zu reiten. Doch als die Straße sich nach Osten und nach Süden gabelte, hatte ihn die Trauer immer noch im Griff, und er bog kurz entschlossen ab nach Bannisferre.
    Das Morgengrauen sah ihn über grüne Felder galoppieren, auf denen keine Spur des Krieges zu entdecken war, durch Weinfelder zwanzig Meilen nördlich von Bannisferre, wo junge Frauen gebückt Körbe mit reifen Trauben füllten.
    Auf einem dieser Felder machte er halt und aß, und stellte fest, daß die Trauben nach dem nächtlichen Regen von Wasser nur so troffen. Sie schmeckten so saftig, wie dem ersten Menschen seine erste Traube geschmeckt haben mußte.
    Der Fluß hier war breit, ein weites silbriges Band, das unterhalb der grünen Felder glitzerte. Gestern abend hatte Borenson sich überlegt, blutverschmiert zu bleiben, aber jetzt wollte er nicht, daß Myrrima ihn so sah und womöglich ahnte, was er getan hatte.
    Er ging zum Fluß hinunter und schwamm, nackt, die Bauern nicht beachtend, die ihre Schweine auf der Straße vorübertrieben.
    Als die Sonne ihn getrocknet hatte, legte Borenson seine Rüstung an, seinen blutgetränkten Wappenrock aber warf er ins Wasser, ließ das Bild des grünen Ritters und des blauen Feldes vom Strom davontragen.
    Raj Ahtens Truppen, überlegte er, hatten Longmot sicher längst erreicht. Ich bin so weit zurück, daß ich zu spät komme, um noch in den Kampf einzugreifen. In Wahrheit war es ihm längst gleichgültig. Wie die Geschichte bei Longmot auch ausgegangen war, er wollte seinem Lord abschwören.
    Mit der hinterhältigen Ermordung unschuldiger Übereigner, Männer und Frauen, die kein anderes Verbrechen begangen hatten, als einen guten und anständigen König zu lieben, hatte Borenson ein größeres Unrecht getan, als irgendein Herr von ihm verlangen durfte. Er würde also seinem Schwur auf Orden entsagen und zu einem Unabhängigen Ritter werden.
    Er würde aus eigenen Stücken so kämpfen, wie er es für das Beste hielt.
    Borenson ging zu einem Birnbaum in der Nähe eines aufgegebenen Bauernhofes, kletterte hinauf und pflückte die dicksten Birnen aus der Krone – ein paar für sich selbst, ein paar für Myrrima und ihre Familie.
    Von der Baumkrone aus sah er etwas Interessantes: hinter einer Anhöhe, in einem kleinen Weidenhain, gab es ein paar tiefe Weiher mit steilen Ufern, Weiher so blau wie der Himmel. Gelbe Weidenblätter waren in großen Mengen auf das Wasser gefallen und trieben darauf, aber auch Seerosen, rot und weiß.
    Dort lebt ein Zauberer, dämmerte es Borenson ganz langsam.
    Ein Wasserzauberer – und die Menschen haben die Blüten ins Wasser geworfen, um seinen Segen zu erbitten.
    Er kletterte rasch vom Baum hinunter, lief über die Anhöhe zu den stillen Wassern,

Weitere Kostenlose Bücher