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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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näherte sich ihnen ernst und voller Hoffnung. Er hatte weder Rosen noch andere Blumen, um das Wasser des Zauberers zu versüßen, doch hatte er die Birnen, die dieser vielleicht mochte.
    Also ging er an den Rand des Weihers, wo die Weidenwurzeln verschlungen im Kies des Ufers hervortraten, und setzte sich auf eine dicke, schwarze von ihnen. Eine Böe fuhr raschelnd in die festen Blätter über ihm, und minutenlang rief Borenson: »Oh Zauberer des Wassers, Verehrer der See, oh Zauberer des Wassers, so hör doch mein Weh.«
    Doch die Oberfläche des Weihers blieb still, und er sah in dem glänzenden Weiher nichts als Wasserläufer, die über seine glatte Oberfläche flitzten und ein paar braune Molche, die darunter schwebten und ihn aus goldenen Augen ansahen.
    Verzweifelt begann er sich zu fragen, ob der Zauberer vor langer Zeit verstorben war, und die Menschen die Weiher in der Hoffnung versüßten, daß eines Tages ein anderer käme.
    Oder ob dies ein von Geistern heimgesuchter Ort war, und die Mädchen aus dem Dorf Rosen ins Wasser warfen, um jemanden gütig zu stimmen, der hier vor langer Zeit ertrunken war.
    Nachdem er minutenlang auf der Weidenwurzel gesessen und ohne Erfolg gerufen hatte, schloß Borenson die Augen, sog nur den süßen Duft des Wassers ein und dachte an die Heimat, an Myrrima, an die friedvollen Heilwasser in den Weihern Derras, in denen manchmal Verrückte badeten und denen daraufhin die quälenden Gedanken und Erinnerungen abgewaschen wurden.
    Als er dalag und an diesen Ort dachte, spürte er, wie eine kalte Wurzel seinen Knöchel streifte. Er wollte seinen Fuß schon wegziehen, als die Wurzel sich plötzlich um seinen Fuß wickelte und sanft zudrückte.
    Er sah nach unten. Am Rand des Wassers, gleich unter der Oberfläche, schwebte ein Mädchen von zehn Jahren, mit einer Haut, so blaßblau und makellos wie Porzellan, und Haar aus Silber. Sie heftete den Blick aus dem Wasser heraus auf ihn, aus Augen, so groß und grün wie sämtliche Meere, und ihre Augen blinzelten nicht, waren vollkommen still. Nur die dunkelroten Kiemen an ihrem Hals pulsierten sacht, wenn sie atmete.
    Sie löste ihre Hand von seinem Fuß, faßte statt dessen in das Wasser und griff nach den Weidenwurzeln.
    Eine Wassernixe. Zu jung, um sehr viel Macht zu haben. »Ich habe dir eine Birne mitgebracht, wenn du magst«, bot Borenson ihr an.
    Die Wassernixe antwortete nicht, sondern starrte nur aus seelenlosen Augen zu ihm hoch und durch ihn hindurch.
    Gestern abend habe ich Mädchen deines Alters ermordet, wollte Borenson ihr erzählen, wollte er hinausschreien.
    Ich weiß, sagten ihre Augen.
    Ich werde niemals Frieden finden, flüsterte Borenson wortlos.
    Ich könnte dir Frieden schenken, sprachen die Augen der Wassernixe.
    Doch Borenson wußte, daß sie log, daß sie ihn hinunter in die Wellen ziehen würde, ihn lieben würde, und solange sie dies tat, würde er im Weiher überleben. Nach einer Weile jedoch würde sie seiner überdrüssig sein, und er würde ertrinken. Sie konnte ihm vor seinem Tod nur kurze Freude schenken.
    Ich wünschte, ich könnte wie du eins sein mit dem Wasser und wüßte, was Frieden bedeutet, dachte Borenson. Er mußte an die weiten Meere seiner Heimat denken, an die weißen Brecher über einem Grün so satt wie altes Kupfer.
    Die Wassernixe bekam große Augen, als er sich an das Meer erinnerte, und ein Lächeln formte sich auf ihren Lippen, aus Dank für die Bilder seiner Phantasie.
    Dann nahm er eine seiner goldenen Birnen, beugte sich über das Wasser und reichte sie der Wassernixe.
    Sie griff mit nasser, schlanker Hand danach, mit langen Fingernägeln aus Silber, doch dann packte sie sein Handgelenk und zog sich weit genug hoch, daß sie seine Lippen küssen konnte.
    Der Zug kam unerwartet, schnell wie ein Fisch, der nach einer Fliege schnappt, und Borenson spürte nur für einen Augenblick, wie ihre Lippen seine streiften.
    Er legte ihr die Birne in die Hand und ging, und noch eine ganze Stunde danach konnte er sich nicht recht erinnern, welche Seelenqualen ihn an diesen Weiher geführt hatten, auf dem rote und weiße Rosen zwischen goldenen Blättern tanzten.
    Es gelang ihm, sein Pferd wiederzufinden, dann ritt er gemächlich dahin und ließ das Tier im Gehen grasen. Kurz darauf erreichte er die kleine Wiese außerhalb von Bannisferre, wo inmitten wilder Gänseblümchen Myrrimas kleine Kate stand.
    Blauer Rauch stieg kringelnd vom Feuer in der Küche auf, und eine von Myrrimas häßlichen

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