Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
Vom Netzwerk:
Schwestern – Inette, wie er sich erinnerte – stand da und verfütterte Mais an die hageren schwarzen Hühner bei der Eingangstür.
    Als er heranritt, hob Inette den Kopf und sah ihn an, ein Lächeln auf dem verunstalteten Gesicht. Das Lächeln erlosch schnell. »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, erwiderte Borenson. »Wo ist Myrrima?«
    »Ein Bote ist durch die Stadt gekommen«, erklärte sie.
    »Truppen werden zusammengezogen. Lord Orden befindet sich in Longmot. Sie – Myrrima – ist gestern abend aufgebrochen. Viele der jungen Männer aus dem Ort sind fortgegangen, um zu kämpfen.«
    Die ganze Leichtigkeit, die er während der letzten Stunde in seinem Herzen gespürt hatte, war dahin. »Nach Longmot!«
    rief Borenson. »Warum?«
    »Sie will bei dir sein!« antwortete Inette.
    »Das – das wird kein Picknick wie am Jahrmarktstag!«
    brüllte Borenson.
    »Das weiß sie«, sagte Inette leise. »Aber ihr seid verheiratet.
    Wenn du überlebst, will sie mit dir zusammenleben. Und wenn nicht…«
    Borenson ließ den Kopf hängen, dachte wütend nach.
    Sechzig Meilen. Fast sechzig Meilen bis Longmot. Sie konnte nicht in einer Nacht bis dorthin gelaufen sein, nicht einmal in zweien.
    »Ist sie zu Fuß gegangen?«
    Inette schüttelte wie betäubt den Kopf. »Ein paar junge Burschen aus dem Ort sind hingefahren. Auf einem Karren…«
    Zu spät. Zu spät. Borenson riß sein Pferd herum und galoppierte los, sie einzuholen.

KAPITEL 12
    In starken Armen
    Als er auf Longmot zuritt, hörte Gaborn Iome schreien. Ihr Schrei war so alarmierend, daß er zuerst befürchtete, sie sei von einem Pfeil getroffen worden. Sie waren jetzt seit Stunden unterwegs, hatten alle paar Minuten angehalten, um die Pferde zu wechseln, und Iome hatte sich kein einziges Mal beschwert. Er verlangsamte das Tempo und drehte sich um.
    Zuerst sah er, daß König Sylvarresta im Sattel hockte, und sein Kopf auf und ab nickte. Der König hielt den Sattel mit beiden Händen fest umklammert. Er weinte leise, sein Atem ging schwer. Die Tränen liefen ihm über die Wangen.
    Auch Iome hockte zusammengesunken im Sattel. »Halt, Gaborn. Wir müssen anhalten!« rief sie und ergriff die Zügel des Pferdes ihres Vaters.
    »Was ist?« fragte Gaborn.
    »Gaaagh«, machte König Sylvarresta.
    »Unsere Übereigner sterben«, sagte Iome. »Er… ich weiß nicht, ob mein Vater noch die Kraft hat, weiterzureiten.«
    Gaborn spürte, wie ihn ein überwältigendes Gefühl von Trauer überkam. »Borenson. Ich hätte es wissen müssen.«
    Er fühlte sich benommen. »Tut mir leid, Iome.«
    Er ritt neben den König, faßte ihn am Kinn. »Könnt Ihr reiten? Könnt Ihr Euch auf dem Pferd halten? Ihr müßt weiterreiten! Haltet Euch fest!«
    Er schob die Hände des Königs mit Nachdruck auf den Sattelknauf. »Haltet Euch fest! So!«
    König Sylvarresta starrte ihm ins Gesicht und umklammerte den Sattelknauf.
    »Fühlst du dich stark genug, um zu reiten?« fragte Gaborn.
    Sie nickte grimmig entschlossen in die Dunkelheit.
    Gaborn ließ die Pferde in leichtem Galopp gehen und behielt seine Schützlinge im Auge. König Sylvarresta starrte zu den Sternen hinauf oder betrachtete die Lichter einer Ortschaft.
    Fünf Meilen später bogen sie um eine Kurve, und König Sylvarresta fiel in hohem Bogen vom Pferd. Er landete auf der Hüfte, rutschte durch den Matsch und das Gras neben der Straße. Dann lag er einfach schluchzend da.
    Gaborn ging zu ihm und flüsterte beruhigend auf ihn ein, half ihm wieder in den Sattel, dann stieg er hinter ihm auf und nahm König Sylvarresta in die starken Arme.

KAPITEL 13
    Der Schlangenring
    Die ganze lange Nacht hindurch wartete König Orden ungeduldig auf ein Zeichen seines Sohnes. Es war hart, dieses Warten – das Härteste, was er je erlebt hatte. Ordens Männer trugen alle zweihunderttausend Pfeile aus der Waffenkammer zu ihren Stellungen auf der Brustwehr. Auf dem Wehrgang unterhalb des Westturms entzündeten sie einen großen Scheiterhaufen, eine Botschaft der Verzweiflung, um so die Hilfe eines jeden herbeizurufen, der den Lichtschein oder den Rauch bemerkte. Neben diesem Feuer setzten seine Soldaten große Kessel mit Öl, dessen ranziger Geruch die Burganlage erfüllte, zum Sieden auf.
    Orden befahl fünf Männern, sich drei Meilen weit nach Norden zu begeben und ein ähnliches Feuer auf dem Gipfel des Tor Loman zu entzünden, damit es jeder in einem Umkreis von zwanzig Meilen sehen konnte. Herzog Groverman war Ordens Bitten nicht

Weitere Kostenlose Bücher