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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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daß einige meiner besseren Männer an der Seite der Euren stehen könnten. Das würde Raj Ahten unsere… Einigkeit beweisen.«
    »Einigkeit, ganz recht«, sagte Dreis, nach dem Köder schnappend. »Ein exzellenter Plan. Ein nobles Ideal. Ja, ja, ich werde das sofort anordnen.«
    »Danke, Euer Lordschaft«, sagte König Orden mit einer weiteren Verbeugung, machte kehrt und wollte gehen. Er hatte das Gefühl, soeben den Hebelpunkt gefunden zu haben, an dem auch Dreis’ Berater bei ihm angesetzt haben mußten.
    »Aber bitte«, sagte Dreis, »bleibt doch. Wenn ich mir eine Frage erlauben darf: Ich habe gehört, Ihr rekrutiert Männer für einen Schlangenring?«
    »Ganz recht, Euer Lordschaft«, antwortete Orden, der die nächste Frage fürchtete.
    »Ich werde mich natürlich auch beteiligen. Ich denke, ich sollte den Kopf bilden.«
    »Und Euch einem solchen Risiko aussetzen?« erwiderte Orden. »Eine tapfere und edle Gesinnung, aber wir werden Euch gewiß brauchen, um die Schlacht zu lenken.« Er konnte nicht umhin, dem Ganzen einen leicht weinerlichen Unterton zu geben, wie es Dreis’ Berater offenbar ebenfalls getan hatten.
    »Nun, ich bin ein Anhänger der Überzeugung, den Menschen die richtigen Prinzipien beizubringen und sie sich dann selbst zu überlassen«, konterte Dreis. »Es wird nicht nötig sein, daß ich die Schlacht lenke.«
    »Dann, mein Lord, bedenkt bitte wenigstens die Sicherheit Eurer Länder nach der Schlacht. Heredon hat schon genug Verluste erlitten. Solltet Ihr getötet werden, wäre dies eine weitere schwere Belastung. Wir sollten Euch nicht als Kopf der Schlange einsetzen, sondern irgendwo unweit davon auf einem Ehrenplatz.«
    »Aber nein, ich bestehe darauf…«
    »Habt Ihr je einen Mann getötet, mein Lord?« fragte Orden.
    »Doch ja, das habe ich. Vor nicht einmal drei Jahren habe ich einen Dieb gehenkt.«
    Natürlich hatte der Graf den Mann nicht gehenkt, das wußte Orden. Dieses Bravourstück hatte er mit Sicherheit dem Kommandanten seiner Wache überlassen.
    »Dann wißt Ihr ja, wie schwer es fällt«, fuhr Orden fort, »danach des Nachts zu schlafen. Ihr wißt, wie es ist, einem Mann in die Augen zu blicken, während man ihm das ganze Dasein nimmt. Schuld. Schuld ist der Preis, den wir dafür zahlen, unser Volk zu führen.
    Ich habe meinen ersten Menschen getötet, als ich zwölf war«, fügte Orden hinzu. »Irgendeinen verrückten Bauern, der versuchte, mich zu verprügeln. Seitdem habe ich gut zwanzig Männer im Kampf getötet. Meine Frau… wurde abweisend darüber, kühl und unnahbar. Man sollte meinen, daß sie einen dafür nur um so mehr lieben, doch die Frauen glauben, daß uns das bißchen Blut an den Händen hartherziger und grausamer macht. Es befleckt die Seele. Natürlich bin ich nicht Raj Ahten. Wer weiß schon, wie viele Menschen er mit eigener Hand getötet hat? Zweitausend, zehntausend?«
    »Ja, die Schuld…«, meinte der Graf nachdenklich. »Eine üble Sache.«
    Orden konnte förmlich sehen, wie das Räderwerk im Kopf des Grafen, nachdem er die Ängste des Mannes geweckt hatte, sich ganz langsam in Bewegung setzte. Orden ging es gar nicht um Schuld. Er mußte diesen Narren nur daran erinnern, wie viele Menschen durch Raj Ahtens Hand umgekommen waren. »Ganz recht, sie legt sich wie ein Schatten auf die Seele eines Mannes.« Jetzt hatte der Graf einen Weg, sich um die Schlacht zu drücken. Er konnte ihr im Namen der Rechtschaffenheit aus dem Weg gehen, und nicht etwa, weil ihm der Mut fehlte.
    »Also gut, die Zwingeisen gehören Euch«, sagte der Graf.
    »Vielleicht solltet Ihr der Kopf der Schlange sein.«
    »Ich danke Euch, mein Lord«, sagte König Orden. »Ich werde versuchen, in Ehren zu dienen.«
    »Aber ich werde der nächste in der Reihe sein.«
    »Eigentlich«, wandte König Orden ein, »hatte ich gehofft, diese Position einem anderen reservieren zu können, dem Kommandanten meiner Garde. Einem ganz vorzüglichen Kämpfer.«
    »Ah, verstehe!« sagte Dreis. Jetzt, da er über die Geschichte nachdachte, schien er alles andere als sicher zu sein, ob er sich an diesem Kampf beteiligen wollte. »Nun, vielleicht wäre es das beste.«
    »Aber wir können die Position hinter ihm für Euch reservieren, mein Lord«, schlug Orden vor. Er wußte, daß er diesem Trottel keinen Ehrenplatz freizuhalten brauchte. Orden konnte den Grafen nach Belieben in der Schlange unterbringen. Irgendwo in der Mitte wäre nicht verkehrt.
    »Also dann, einverstanden«, stimmte Dreis in

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