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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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einem Tonfall zu, der das Thema beendete. Dann machte er seinen Dienern klar, daß er vor dem Morgengrauen nicht gestört zu werden wünschte, denn er brauche seinen Schlaf.
    Somit kehrte König Orden wieder auf die Brustwehr zurück, ärgerte sich – und hielt Ausschau nach Anzeichen von Hilfe, von Gefahr. Er postierte seine Weitseher, Männer mit vielen Gaben der Sehkraft, auf der höchsten Zinne des Graakhorsts, dann sandte er Späher aus, die in den Bergen und auf den Straßen sowohl nach Osten als auch nach Westen nach Anzeichen von Raj Ahtens Besatzerarmee Ausschau halten sollten.
    Doch bekamen sie von ihr nicht das Geringste zu sehen. Statt dessen kamen Stunde um Stunde, die ganze Nacht hindurch, Männer angeritten, die ihre Hilfe anboten – dreihundert weitere Bauern aus dem Gebiet um Burg Dreis, allesamt mit Langbögen. Sie besaßen keine Rüstungen, sondern trugen wollene Westen, die gerade mal einen schlecht gezielten Pfeil abwehren konnten. Borensons Regiment kam kurz vor Morgengrauen angaloppiert – achtzig Krieger, die im gestrigen Kampf viele Wunden davongetragen hatten.
    Sie berichteten, Raj Ahtens Truppen seien gar nicht erst in den Hinterhalt an der Wildschweinfurt geraten. Von Gaborn hatten sie nichts gehört.
    Von Westen kam ein Regiment von zweihundert Lanzenträgern auf Kraftpferden aus Burg Johnick, Männer, die losgeritten waren, als sie gehört hatten, daß Burg Sylvarresta gefallen sei, und die dort fast schon angekommen waren, als sie erfuhren, daß die Schlacht bei Longmot geschlagen werden würde.
    Aus Osten trafen nach und nach Unabhängige Ritter von freien Lehen ein, ein Dutzend hier, fünfzig dort. Meist waren es ältere Männer, die nichts zu verlieren hatten, oder junge, die noch naiv genug waren, um zu glauben, Krieg sei eine ruhmvolle Angelegenheit. All diese addierten sich zu den fünfzehnhundert Rittern und Bogenschützen hinzu, die Graf Dreis mitgebracht hatte und den zweitausend von Groverman.
    Dann gab es die Bauernsöhne und die Händler aus den Städten an den Grenzen des Waldes. Junge Burschen mit entschlossenen Gesichtern, manche mit nicht mehr bewaffnet als einer Axt oder einer Sichel. Junge, herausgeputzte Männer aus den Städten, deren leichte Schwerter viel zu viel goldenen Zierat aufwiesen. Orden war über das Erscheinen dieser gewöhnlichen Bürger nicht begeistert, zählte sie kaum zu den Verteidigern. Er wagte aber nicht, ihnen das Recht zu kämpfen abzusprechen. Es war ihr Land, das sie beschützen wollten, nicht seins. Wann immer die einzelnen Trupps zwischen den längs der Straße vor den Stadttoren brennenden Zwillingsfeuern hindurchritten, stimmten die Männer auf den Mauern ein Triumphgeheul an oder stießen in die Hörner und riefen: »Gegrüßt sei Sir Freeman!« oder »Gegrüßt sei Orrin, der Tapfere!«
    Orden kannte die Wappen der Männer, konnte die meisten Ritter nach einem Blick auf ihre Schilde beim Namen nennen.
    Ein Reiter jedoch, der kurz vor Morgengrauen eintraf, verwirrte ihn und erregte seine Aufmerksamkeit. Fast als letzter kam in jener Nacht ein riesenhafter Bursche angeritten, groß wie ein Bär. Er saß auf einem schwarzen Esel mit durchhängendem Rücken, so schnell, wie das Tier nur traben wollte. Einen Wappenrock trug er nicht, nur einen runden Schild mit einem mächtigen Dorn darin, und er trug einen flachen Helm, aus dem sich ein einziges Kuhhorn hervorkrümmte. Er besaß keinen Kettenpanzer, sondern einen dicken Mantel aus Schweinsleder, und seine einzige Waffe, neben einem Dolch an seinem Gürtel, war eine riesige Axt von gut sechs Fuß Länge, die quer über dem Knauf seines Sattels ruhte. Mit ihm ritten fünfzig Männer, ebenso abgerissen wie er selbst – Männer mit Langbögen und Äxten. Geächtete.
    Die Ritter auf den Mauern Longmots zögerten, diesen Krieger und seine Bande mit Namen zu begrüßen, obwohl sie nicht umhin konnten, ihn wiederzuerkennen. Shostag, der Axtmann. Seit zwanzig Jahren waren Shostag und seine Geächteten eine Plage für jeden Runenlord entlang der Trostberge.
    Es hieß, er sei ein Wolflord alter Schule und habe viele Gaben von Hunden übernommen. Als Shostag sich den Burgtoren näherte, beobachtete König Orden das grasbedeckte Hügelland hinter ihm, sah die schemenhaften grauen Schatten der Wölfe, die im Licht der Sterne nervös an den Heckenreihen
    entlanghuschten
    und
    über
    steinerne
    Feldumrandungen sprangen.
    Shostag hielt einhundert Meter vor den Burgtoren mit seinen Gefolgsleuten an,

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