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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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deinem Volk. Du liebst dieses Lächeln mehr als alles andere. Wie kann ich nicht lieben, was in deinem Herzen ist?«
    »Woher hast du nur die seltsamen Ideen?« fragte Iome, die über seine letzten Worte staunte und sich wunderte, wie es ihm gelang, ihre Liebe und die Hoffnung für ihr Volk in so wenige Worte zu fassen.
    »Von Lehrmeister Ibirmarle, der mich im Saal der Herzen unterrichtet hat.«
    Iome lächelte. »Ich würde ihn gerne irgendwann einmal kennenlernen und mich bei ihm bedanken. Aber ich fange an, mich über dich zu wundern, Gaborn. Du hast im Haus des Verstehens im Saal der Herzen studiert – ein seltsamer Ort für einen Runenlord. Wieso hast du deine Zeit unter Troubadouren und Philosophen zugebracht?«
    »Ich habe an vielen Orten studiert – im Saal der Gesichter, im Saal der Füße.«
    »Um die Eigenheiten von Schauspielern und Reisenden kennenzulernen? Warum nicht im Saal der Waffen und im Saal des Goldes?«
    »Unterricht in Waffenkunde habe ich von meinem Vater und den Palastgardisten erhalten«, antwortete er, »und den Saal des Goldes fand ich… langweilig. All diese kleinen Kaufmänner, die sich gegenseitig voller Neid beobachteten.«
    Iome lächelte Gaborn amüsiert an.
    Kurz darauf kam das Mädchen mit einigen kleinen Kuchen, etwas Fleisch und drei frischen Feigen wieder aus der Kate.
    Gaborn bezahlte und warnte sie, daß Raj Ahtens Armee in wenigen Stunden hier durch marschieren würde; dann ließ er die Pferde eine Weile gehen.
    Draußen vor der Ortschaft machten sie unter einem Baum halt, wo die Tiere aus einem Teich neben der Straße trinken konnten. Gaborn ließ Iome in Ruhe essen. Er versuchte, den König zu wecken, damit auch er etwas aß, Iomes Vater schlief jedoch fest weiter.
    Also aß Gaborn das Fleisch selbst und bewahrte ein wenig Brot und eine Feige in seiner Tasche auf. Vor ihnen erhoben sich dunkel, blau und drohend die Berge. Iome war noch nie so weit im Süden ihres Reiches gewesen. Sie hatte von der Schlucht des Leidens gehört, von der tiefen Schlucht gleich hinten der Bergen, die große Teile des Reiches voneinander trennte.
    Schon immer hatte sie sich gewünscht, dort einmal hinzukommen. Die Straße, hatte man ihr erzählt, sei äußerst gefährlich. Über Meilen führte sie dicht an einem steilen Abgrund entlang. Die Duskiner hatten sie vor Jahrhunderten aus dem Stein geschlagen und eine große Brücke über den Fluß des Leidens gebaut.
    »Trotzdem finde ich es seltsam«, sagte Iome, »daß du soviel deiner Zeit im Saal des Herzens verbracht hast. Die meisten Lords studieren höchstens den Gebrauch der Waffen oder vielleicht noch der Stimmgewalt.«
    »Wenn wir Runenlords«, erklärte Gaborn, »nur Schlachten gewinnen oder unsere Festungen halten wollten, dann brauchten wir vermutlich nur im Saal der Waffen zu studieren.
    Aber… daran glaube ich nicht so recht. Wir suchen viel zu sehr nach Wegen, wie wir uns gegenseitig benutzen können.
    Ich finde es bedauerlich, daß die Starken die Schwachen beherrschen. Warum soll ich etwas studieren, das ich nicht für richtig halte?«
    »Weil es notwendig ist«, sagte Iome. »Jemand muß den Gesetzen Geltung verschaffen und das Volk beschützen.«
    »Vielleicht«, sagte Gaborn. »Lehrmeister Ibirmarle fand auch das immer bedauerlich. Seiner Meinung nach war es nicht nur verkehrt, daß der Starke den Schwachen unterdrückt, sondern ebenso verachtenswert sei es, wenn der Kluge den Dummen bestiehlt oder der Geduldige die Ungeduld eines anderen ausnutzt.
    Das alles sind bloß verschiedene Arten, andere vor den eigenen Pflug zu spannen. Warum sollte ich Menschen wie Werkzeuge behandeln – oder schlimmer noch, als bloße Hindernisse auf dem Weg zu meinem Vergnügen?« Gaborn verfiel einen Augenblick in Schweigen, und sein Blick wanderte nach Norden, zu Burg Sylvarresta, wo Borenson gestern nacht die Übereigner getötet hatte. Iome sah Gaborn sein Bedauern an, und vermutlich betrachtete er es als persönliches Versagen, daß er so naiv gewesen war.
    Er sagte: »Einmal, vor langer Zeit, sandte ein alter Schäfer, der Vorsteher seines Ortes war, eine Botschaft an meinen Großvater, in der er ihn bat, ihm seine Wolle abzukaufen. Der Ort, aus dem der Schäfer stammte, hatte seit langem einen Vertrag mit einem gewissen Händler aus Ammendau, der ihre Wolle zum Markt trug, dieser Mann jedoch war unerwartet gestorben. Also schickte der Ortsvorsteher zum König und bat ihn, ihm die Wolle zum Vorzugspreis für seine Truppen abzukaufen.
    Der

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