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Der Kreis aus Stein

Der Kreis aus Stein

Titel: Der Kreis aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Farland
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Straße, zu seiner Linken ein großer Erdwall, und ein ungeheurer Abgrund rechts von ihm. Er hatte weder Worte für die Dinge, noch für rechts und links. Alles barg das Gefühl des Neuen. Weit, weit unten konnte er außer einem nebligen Grau nichts erkennen.
    Nur ein paar Fichten standen wie Borsten auf den Felsvorsprüngen.
    Sie erreichten eine schmale, aus einem einzigen Felsen gehauene Brücke, die den Abgrund überspannte. Es war, als reckte sich die Brücke in den Himmel. Sylvarresta blickte in die Schlucht hinunter und hatte das Gefühl, an einem seidenen Faden in der Luft zu hängen.
    Er konnte sich nicht erinnern, jemals hier gewesen zu sein oder sich jemals so gefühlt zu haben.
    Ein paar Dutzend Soldaten standen auf der Brücke, Männer in dunkelblauen Wappenröcken, die das Gesicht eines grünen Mannes auf ihren Schilden trugen – eines Ritters, dessen Gesicht von grünem Laub umgeben war. Der junge Mann und die junge Frau, mit denen König Sylvarresta ritt, begrüßten sie freudig. Die Soldaten unterhielten sich eine Weile mit dem jungen Mann über ihre Pläne, wie sie die Brücke bewachen wollten, dann verabschiedete sich der junge Mann von ihnen und ließ sie zurück.
    König Sylvarresta, der junge Mann und die junge Frau überquerten den Abgrund und ritten auf einen Berggipfel hoch oben im Fichtenwald zu. Die Pferde flogen unter den Bäumen dahin.
    Riesige Vögel in der Farbe des Himmels schossen über seinem Kopf dahin, ließen ihre Stimmen zwischen den Bäumen ertönen, und es wehte ein frischer, kalter Wind, Schließlich erreichten sie den Berggipfel und ritten von den bewaldeten Hügeln talwärts in ein Land, wo Getreidefelder waldlose, höher gelegene Hügel mit einem Schachbrettmuster überzogen.
    Eine Burg ragte aus den Feldern empor, ein hohes Bauwerk aus grauem Stein. Als Sylvarresta sich ihr näherte, erklangen Hörner auf den Festungsmauern, und ein Wimpel wurde aufgezogen, an den er sich schwach erinnerte – das mitternächtliche Schwarz mit dem silbernen Eber.
    Auf den Burgmauern standen Männer zu Hunderten -
    Männer mit Bögen und Helmen mit breiter Krempe, Männer mit Speeren und Kriegshämmern. Andere trugen Wappenröcke mit dem Abbild des grünen Mannes und hatten blinkende Schilde in der Hand, die silbern glitzerten wie Wasser.
    All die Männer jubelten und winkten, als sie ihn sahen, und König Sylvarresta winkte zurück und jubelte selbst auch, bis die mächtige Zugbrücke der Burg sich öffnete und sie hineinritten.
    Die Pferde, deren Hufe auf den Pflastersteinen klapperten, stiegen einen kurzen steilen Hügel hinauf, und die Männer jubelten ihm zu und klatschten, bis ein eigenartiger Ausdruck auf ihre Gesichter trat.
    Einige zeigten mit dem Finger auf ihn, die Augen weit aufgerissen, Empfindungen in ihren Blicken, die ihm fremd waren – Entsetzen, Schockiertheit, Verzweiflung.
    Sie riefen: »Übereigner! Er ist ein Übereigner!«
    Dann hielt sein Pferd vor einem grauen Gebäude, einem kleinen Bergfried. König Sylvarresta blieb einen Augenblick lang sitzen, um eine rötlich-braune Eidechse, so lang wie sein Finger, zu betrachten, die sich auf den Steinen im Felsgarten neben der Tür sonnte. Er konnte sich nicht erinnern, jemals ein solches Ding gesehen zu haben, und fragte sich, ob es ein Stock oder Stein oder Schlamm oder gar ein lebendiges Wesen war.
    Dann flitzte die Eidechse inmitten des Getümmels die Seitenwand des Gebäudes hoch und über dessen graues Dach davon. Jetzt wußte der König, daß es lebte und begann aufgeregt zu rufen und zu zeigen.
    Der junge Mann hinter Sylvarresta war abgestiegen und half Sylvarresta von seinem Pferd herunter.
    Zusammen mit dem jungen Mann und der hässlichen Frau trat Sylvarresta unter die Dachtraufe und stieg ein paar Stufen hoch. Er war so müde. Jeder Schritt tat ihm in den Beinen weh, zwang ihn, sie unangenehm zu strecken. Er wollte sich ausruhen, doch der junge Mann drängte ihn weiter, hinein in einen Raum, wo es angenehm nach Essen duftete und wo ein Feuer brannte.
    Zwei Hunde trommelten mit den Schwänzen auf den Boden, als König Sylvarresta sich ihnen näherte, so daß er anfangs die zwei Dutzend Männer gar nicht recht bemerkte, die um einen Tisch herumsaßen und wohlriechende Speisen verzehrten.
    Dann blickte er über den Tisch, und ihm stockte der Atem.
    Ein großer Mann saß dort, dunkelhaarig und äußerst gutaussehend, mit weit auseinanderstehenden blauen Augen und einem kräftigen Kinn unter seinem

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