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Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind

Titel: Der Kreis der Dämmerung 01 - Das Jahrhundertkind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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versuchen wolle. Toyama war nicht nur eine Bedrohung für Japan, der von ihm mitgetragene Geheimbund gefährdete die ganze Menschheit.
    Hito schilderte, wie er im Anschluss an ihr Treffen in Oxford vergeblich nach dem Kopf des Schwarzen Drachens hatte fahnden lassen. Seit Beginn des Jahrzehnts lebte Toyama sehr zurückgezogen. Ohne konkrete Beweise konnte man seine diversen Häuser auch nicht von der Polizei durchsuchen lassen. Damit war es so gut wie ausgeschlossen, seiner habhaft zu werden.
    »Jeder am Hofe würde für mich sein Leben geben«, sagte Hito am Ende seines Berichts. »Und trotzdem werden allenthalben Ränke gegen mich geschmiedet, sodass es nur wenige gibt, denen ich wirklich vertrauen kann, David-kun.«
    »Das heißt, ich bin auf mich allein gestellt.«
    »Ich lasse einige von Toyamas Anwesen heimlich beobachten, aber du siehst ja – es hat bis heute nichts gebracht.«
    »Ich wäre dir dennoch dankbar, wenn du es weiter versuchst. Solltest du irgendeinen Hinweis bekommen, wo er sich aufhält, dann gib mir bitte Bescheid.«
    »Und was willst du dann tun, David-kun?« David zögerte. Seine Stimme klang ausdruckslos, als er endlich antwortete: »Ich werde ihm mein katana an die Kehle halten und ihn fragen, ob er ein Mitglied des Kreises der Dämmerung ist.«
    »Angenommen, er antwortet mit Ja – was dann?«
    »Dann frage ich ihn, ob er nicht gerne seppuku begehen möchte.«
     
     
    »Und, wie ist es, mit einer zukünftigen Kaiserin zu plaudern?«
    Sie saßen wieder in der dunklen Limousine, die sie zurück nach Sangubashi brachte. Rebekka warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    »Nicht so leicht, sie muss noch an ihrem Englisch arbeiten.«
    »Oder du an deinem Japanisch.«
    »Ich war ganz stolz auf meinen Mann, als ich ihn mit dem Prinzregenten fließend in dessen Landessprache palavern hörte.«
    »Hito und ich sind doch keine alten Indianerhäuptlinge! Nagako macht einen netten Eindruck. Was hat sie so erzählt?«
    »Sie bekommt ein Kind.«
    »Was? Und das hat sie dir anvertraut.«
    »Das ganze Land weiß es inzwischen.«
    »Oh! Da muss mir wirklich etwas entgangen sein.«
    Rebekka schmiegte sich auf dem Autositz an ihn. »Kann es damit zusammenhängen, dass du selbst noch an dieser Aufgabe arbeitest?«
    David räusperte sich und sah zu dem Chauffeur nach vorne, der aber kein Englisch verstand. »Sagen wir, meine Frau hat mich in letzter Zeit ziemlich in Anspruch genommen. Da mag mir dieses winzige Detail entgangen sein. Wann ist denn mit dem kaiserlichen Nachwuchs zu rechnen?«
    »Im Dezember. Nagako ist hin- und hergerissen.«
    »Ich kann mir schon denken, warum: Sie fürchtet keinen Jungen zu bekommen, stimmt’s?«
    »Woher weißt du?«
    »Ich bin in Japan aufgewachsen – schon vergessen?«
    »Du hast Recht. Einerseits freut sie sich, weil sie endlich guter Hoffnung ist. Anscheinend hat die Presse tagelang über nichts anderes gesprochen. Die Menschen im ganzen Land sind begeistert und beten um einen Thronfolger.«
    »Sie werden enttäuscht sein, wenn es ein Mädchen wird.«
    »Das finde ich ungerecht. Was würdest du tun, wenn unser erstes Kind eine Tochter ist?«
    »Na, was schon? Sofort das nächste in Angriff nehmen.«
    Rebekka blickte betroffen in Davids Gesicht. Doch als dieser sich ein Grinsen nicht mehr länger verkneifen konnte, boxte sie ihm gegen die Brust und schimpfte: »Ich habe einen Frauenhasser geheiratet, ich fasse es nicht!«
    Nun blickte der Chauffeur doch in den Rückspiegel, um den Turbulenzen im Fond auf den Grund zu gehen.
    David fing mühelos Rebekkas Handgelenke ein und brachte sie durch einen anhaltenden Kuss zum Schweigen. Anschließend sagte er liebevoll: »Ich würde mir den schönsten Namen der Welt ausdenken.«
    Rebekka lächelte selig. »Ich liebe dich. Wie würdest du dein Töchterchen denn nennen?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Keine Ahnung. Ich denke, wir sollten einen Namen auswählen, der in eure Familientradition passt. Vielleicht Dina oder Sarah oder…«
    »Du bist ein Schatz! Hast du für heute Abend schon etwas vor?«
    »Wieso?«
    »Na ja, Nagako und Hito werden wir zwar nicht mehr einholen, aber…«
     
     
    Am 6. Dezember kam Prinzessin Nagako nieder – mit einem Töchterchen. Das Volk nahm die Nachricht gefasst auf und äußerte höflich seine Freude. Einmal ist keinmal. Vielleicht klappte es beim nächsten Versuch ja schon besser.
    Rebekka konnte leider noch nicht mit einer frohen Meldung aufwarten. Noch nahm sie es leicht, aber der Wunsch,

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