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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Münchener Konferenz verfassen, Herr Fox?«, fragte Sepp Leiber kurz nach der Ankunft seiner Gäste. Sie saßen alle bei Kaffee und Kuchen auf einer etwa fünf mal fünf Meter großen Terrasse im Schatten zweier Birken. Es war ein herrlich milder Septembertag und der Wind spielte mit den Blättern der weißrindigen Bäume.
    David nickte. Seine Augen lagen auf Pünktchen. Immer wieder schob sie Hubert mit ihrer Schnauze einen Ball hin, der diesen jedoch überhaupt nicht zu interessieren schien. »Ja, es könnte ein historisches Treffen werden.«
    »Ganz im Sinne von Adolf Hitler, dem Liebhaber barocker Proportionen.«
    David sah den Architekten verwundert an.
    Sepp Leiber lachte, was seinen gezwirbelten Schnurrbart im Kaiser-Wilhelm-Stil erzittern ließ. Seine Hand förderte aus der Westentasche eine Schnupftabakdose zutage. »Na, kennen Sie noch nicht Adolfs Geliebte – das Großdeutsche Reich? Je praller sie ist, desto besser. Wenn es ihm gelingt, Chamberlain und Daladier zum Stillhalten zu bewegen, während seine Buhle die sudetendeutschen Gebiete schluckt, dürfte sie genug Fett ansetzen, um den ihm vorschwebenden Idealmaßen ein gutes Stück näher zu kommen.« Während seiner Ausführungen hatte der Hausherr aus der silbernen Dose ein kleines Schnupftabakhäuflein in die Beuge zwischen rechtem Daumen und Zeigefinger geschüttet, das er nun geräuschvoll die Nase hinaufzog.
    »Ich hoffe, der britische und der französische Regierungschef besitzen genug Scharfsinn, um Hitlers Unersättlichkeit zu erkennen.«
    Sepp Leibers explosionsartiges Niesen ließ die Hunde erschrocken hochfahren. Pünktchen schnappte sich den Ball und ließ Hubert sitzen. »Machen Sie sich da mal keine falschen Hoffnungen, mein Freund. Hitler mit der britischen Appeasement-Politik besänftigen zu wollen, kommt dem Versuch gleich, einer Deutschen Dogge mit einem gehäkelten Maulkorb das Beißen abzugewöhnen – beides kann nicht funktionieren.«
    Ich fürchte, der gute Mann hat Recht. Man muss zu härteren Mitteln greifen, um diesem Wahnsinn ein Ende zu berei ten. »Wie auch immer, ich bin ja nur stiller Beobachter.«
     
     
    David saß in einem großen Tagungsraum, der ausschließlich den wartenden in- und ausländischen Reportern vorbehalten war. In seiner Tasche steckte der Presseausweis von Friedhelm Lauser. Dank einiger gezielter Veränderungen gehörte er jetzt einem Friedrich Vauser. Das Foto zeigte Davids Gesicht. Die Berliner Illustrierte Zeitung existierte noch, wenn sie auch – wie die anderen Blätter – Goebbels Pressevorgaben erfüllen musste.
    Die Münchener Konferenz war eigentlich von Benito Mussolini vermittelt worden. Jetzt spielte er dabei aber nur eine Nebenrolle. Den Heldenpart besetzte wie immer der »Führer«. Gleich nach ihm kam Neville Chamberlain, der britische Premierminister. Außerdem saß für Frankreich Ministerpräsident Edouard Daladier am Verhandlungstisch. Vertreter der tschechoslowakischen Regierung hatte man gar nicht erst eingeladen. Ihre Anwesenheit hätte das Palaver nur unnötig in die Länge gezogen – es ging ja schließlich darum, ihnen etwas wegzunehmen.
    David kam in den Genuss eines Fünfminuteninterviews mit Mussolini, das seinem Block nur leere Phrasen bescherte. Dem »Führer« wollte er besser keine, wenn auch noch so geringe Möglichkeit geben, ihn wieder zu erkennen. Dafür konnte David ein Gespräch mit Neville Chamberlain führen. Da er jedoch in der Maske eines deutschen – für den schnauzbärtigen Briten also gleichgeschalteten – Reporters auftrat, bekam er gar keine Chance, seine tief gehenden Suggestivfragen anzubringen. Chamberlain war ganz von dem Gedanken besessen, ein »anglo-deutsches« Beziehungsgeflecht zu schaffen. Hitler sollte besänftigt, ihm eben ein gehäkelter Maulkorb umgebunden werden, wie Sepp Leiber sich ausgedrückt hatte.
    Wichtiger als die großen Namen waren für David jedoch die unzähligen Unbekannten: die Staatssekretäre, Presseattaches, Betreuer des Propagandaministeriums, Geheimdienstleute – eben der übliche kreischende, pausenlos umherflatternde Möwenschwarm, der jeden großen Dampfer stets begleitet. Bei ihnen erhoffte er sich den Treffer, das große Los.
    Nein, es hätte ihn nicht sehr gewundert, den Jesuiten hier zu finden. Zu wichtig war das Ereignis für den Jahrhundertplan. Hitler durfte keine Zwangsjacke angelegt werden. Nur, wenn er sich frei bewegen – und ausbreiten – konnte, würde seine Gefährlichkeit, ganz im Sinne Belials,

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