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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Markus Stangerl über Hermann ein Lebenszeichen zukommen lassen. Gleichzeitig hatte er ihn darum gebeten, ihre Habseligkeiten aus der Villa von Sepp Leiber zu holen und sie Hermann zu übergeben, damit der sie auf seinem Dachboden Zwischenlagern konnte. Die Leibers waren untröstlich, als sie erfuhren, dass ausgerechnet ihre Gäste in »diesen schrecklichen Verkehrsunfall« verwickelt gewesen waren. Ganz München hatte davon gesprochen, zumindest einen Tag lang. Daraufhin hatten sich Sepp und Lieselotte spontan bereit erklärt, Pünktchen bei sich aufzunehmen. In Kürze würde vermutlich ein Rudel kleiner athletischer Hochgeschwindigkeitsdalmatiner durch den Park der Villa Leiber toben.
    Als Hermanns Opel sich dem Ortsrand von Oberstdorf näherte, bemerkte David ein großes Schild.
     
    Juden sind hier nicht erwünscht.
     
    Unmittelbar dahinter stand ein Kruzifix. Über dem Gekreuzigten hingen die bekannten Buchstaben INRI. »Jesus von Nazareth, König der Juden«, murmelte David leise vor sich hin. Manchmal trieb die katholische Kumpanei mit dem Nationalsozialismus schon recht seltsame Blüten.
    Schnell blieb das Marterl zurück und Hermann steuerte ein großes Haus an, das auf einer Wiese etwas außerhalb von Oberstdorf lag. Das Erste, was David auffiel, waren die beiden über die gesamte Giebelseite des Hauses reichenden Balkone. An der Holzbrüstung hingen Blumentöpfe mit gelben Astern. Das von Hermanns Schwester, ihrem Mann und den drei Kindern bewohnte Anwesen befand sich etwas oberhalb der Straße, die zum Bergmassiv des Nebelhorns führte. Die letzten einhundertfünfzig Meter musste man auf einem Schotterweg zurücklegen.
    David stieg aus dem Wagen, reckte sich und atmete den Duft von Kuhdung ein. Ludwig Aichinger sei Landwirt mit Leib und Seele, hatte Hermann über Heidruns Mann erzählt.
    Die ersten Hausbewohner, die David jedoch zu Gesicht bekam, waren Martin, Teresa und Oskar, die drei Kinder seines alten Kameraden und neuen Freundes. Der Jüngste zählte gerade drei Lenze, Teresa sechs und Martin acht. Das wilde Trio kam aus dem Haus gestürzt, als sei ein großer Hund hinter ihm her. In Wirklichkeit wollten die drei nur ihren Vater umrennen.
    »Das sind also die Orgelpfeifen«, sagte David anerkennend.
    Hermann lachte. »Den Namen hat dir bestimmt Konstanze verraten. Sie…« Wumm! Martin hatte den Vater voll erwischt. »Sie hat die drei…« Peng! Auch Teresas Treffer war nicht schlecht. »… tief in ihr großes Herz geschlossen. Wir wollen bei nächster… Au!« Klein Oskar brachte die Festung endgültig zum Einsturz. Hermann rollte mit den dreien ins Gras, musste sich hundert Dinge zugleich anhören und tausend Fragen auf einmal beantworten.
    In der Zwischenzeit war eine große Frau mit schmalem Gesicht und breiten Schultern unter dem niedrigen Türsturz des Bauernhauses erschienen. Ihr geflochtenes aschblondes Haar war zu einer Ringkrone gesteckt. Die Königin dieses idyllischen Reiches. Als sie die Ankömmlinge sah, begann sie zu strahlen. Das konnte nur Gutes bedeuten, dachte David, überließ den Vater seinen Eroberern und ging auf das Haus zu.
    »Sie müssen Heidrun sein, Hermanns Schwester«, sagte er, als er die Frau in der Schürze erreicht hatte. Er gab ihr die Hand.
    »Herzlich willkommen, David«, antwortete sie.
    Ihre offene Art gefiel ihm. »Wie geht es meiner Frau, Heidrun?«
    »Die bekomme ich schon wieder hin. Ich glaube, sie ist jetzt über dem Berg. Wenn sich nicht noch irgendwelche Komplikationen einstellen, wird Rebekka bald wieder springen wie ein übermütiges Fohlen.«
    »Wie bald denn?«
    Jetzt wurde das Gesicht der Bäuerin etwas ernster. »Rebekkas Verletzungen sind sehr schwer, David. Hermann meinte, dass er sie möglicherweise noch ein- oder zweimal operieren muss. Bis sie wieder ganz hergestellt sein wird, können noch Monate vergehen, vielleicht ein Jahr. Aber was ist schon ein Jahr in einem ganzen Leben?«
    David seufzte und zwang sich zu einem Lächeln. »Da hast du wohl Recht. Ich weiß gar nicht, wie ich dir und deinem Mann für eure Hilfe danken soll.«
    »Das ist schon in Ordnung. Immerhin hast du meinem Bruder das Leben gerettet. Ohne ihn wäre ich nach dem Krieg allein gewesen. Was glaubst du, wie oft wir nach Hermanns Heimkehr von der Westfront über diesen weißhaarigen Tommy gesprochen haben, der sich so selbstlos um den ›Feind‹ gekümmert hat!«
    David lächelte verlegen. »Kann ich jetzt Rebekka sehen?«
    Heidrun biss sich auf die Unterlippe, hob die

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