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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Bewegungslosigkeit erwachte, erkannte David, woher das Klimpern von vorhin gekommen war. Mit beiden Händen zog Toyama die Kristallkugel zu sich heran. Dabei berührte sein goldener Ring einmal mehr das Glas, ein helles Klicken erklang. David hielt den Atem an. Endlich würde vor seinen Augen eines der letzten Geheimnisse gelüftet werden, das den Kreis der Dämmerung noch schützte.
    Toyama griff nach einem der Reispapierbogen und platzierte mitten darauf die Glaskugel, die sogleich im silbernen Licht des Mondes erstrahlte. David verstand ein wenig von optischen Gesetzen, dennoch war ihm schleierhaft, wie allein durch den Mondschein auf dem Papier ein so perfekter Kreis entstehen konnte. Daraufhin nahm Toyama den Kalligrafiepinsel aus dem Tintenfass und zog den tellergroßen Lichtkreis mit schwarzer Farbe nach. Schließlich streifte er sich den Ring vom Finger und legte ihn oben auf die Kugel. Ungläubig verfolgte David, was daraufhin geschah.
    Der Ring begann einzusinken, zuerst langsam, dann zunehmend schneller, eine glitzernde Spur von Bläschen nach sich ziehend, bis er mitten in der Kugel schwebend verharrte. Im nächsten Moment nahm ein kleines Abbild des Mondes auf dem Reispapier Gestalt an, genau auf dem Tuschekreis. Die Spiegelung war aber nicht etwa zweidimensional, sondern wirkte wie eine echte kleine, silbrig funkelnde Kugel. David erinnerte sich an die merkwürdigen Reflexe von Jasons Träne und wappnete sich für das Kommende, aber was er dann zu sehen bekam, ließ ihm dennoch einen kalten Schauer über den Rücken laufen.
    Das winzige Abbild des Mondes teilte sich. Zuerst in zwei Lichtkugeln, dann in drei, vier… bis zuletzt zwölf kleine Monde auf der vorgezeichneten Kreisbahn den Kristall umgaben wie einen Miniaturplaneten. Und befanden sich auf den Trabanten nicht auch – schwer zu erkennen von Davids Position aus – dunkle Flecken, kleinen Kratern gleich? Die Gesichter der Logenbrüder! Nur mit Mühe konnte er sich nun noch ruhig halten. Ein Kribbeln aus den Beinen kroch ihm den Rücken hinauf, bis zu den Haarspitzen im Nacken. Aber nicht nur das unheimliche Geschehen drüben auf dem Tisch ließ ihn erschauern, sondern auch die Erinnerung an ein ganz ähnliches Erlebnis.
    Lange vor der Entdeckung der Glaskugel im Pergamonmuseum hatte sich ihm einmal ein vergleichbares Bild geboten: während seiner Hochzeitsnacht auf Blair Castle. Damals hatte seine Halskette mit Belials Siegelring neben einem Wasserglas gelegen und der Mond zwölf kleine rote Lichtpunkte auf den Tisch geworfen. In derselben Nacht war Negromanus auf dem Schloss erschienen und hatte zwei Menschen ermordet, David hatte offenbar unabsichtlich die rechte Hand Belials herbeigerufen!
    Ob es nun diese bittere Erkenntnis oder seine eingeschlafenen Beine waren, jedenfalls rutschte er plötzlich mit dem Rücken die Wand hinunter. Das dadurch hervorgerufene Geräusch war nicht sehr laut und für einen Augenblick schien es sogar, als habe Toyama es nicht gehört, aber dann drehte er sich doch ganz langsam um und fragte mit drohendem Unterton in der Stimme: »Wo bist du?«
    David rührte sich nicht. Kann er mich wirklich nicht sehen? Die Wand mit den Vasen lag immerhin in tiefen Schatten, Er war so überrascht, dass er zögerte. Dieser Moment reichte Toyama, um zur Wand zu springen und ein dort hängendes Langschwert aus der Scheide zu reißen. Seine Bewegungen waren vielleicht nicht elegant, aber kraftvoll und schnell.
    Mühsam kämpfte sich David aus der Hocke hoch. Vom langen Kauern waren seine Beine ganz taub geworden. Zwar hatte er Toyamas Absicht vorausgesehen, doch er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte. Verzweifelt sah er zu der Glaskugel hinüber. Vielleicht fehlte ja noch ein Teil des Rituals zu Belials Herbeirufung. Wenn ja, dann musste dem Japaner dieses Geheimnis entlockt werden.
    »Du bist ein toter Mann«, sagte Toyama, schaltete die – ja, es gab sie wirklich – elektrische Zimmerbeleuchtung an und näherte sich langsam seinem Gegner.
    »Das haben Sie heute schon wiederholt erwähnt.«
    »Aber jetzt werden wir das Verfahren abkürzen.«
    »Dazu müssen Sie mich erst einmal in die Finger bekommen.«
    »Wie sind Sie eigentlich aus der Waffenkammer entwischt?«
    »Sie kennen doch meine ›Zauberkunststückchen‹. Gibt es wirklich keine praktischere Methode, um Belial zu rufen?« David deutete auf die Kristallkugel.
    In diesem Moment sprang Toyama nach vorne. David hatte es vorausgesehen. Er duckte sich blitzschnell

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