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Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder

Titel: Der Kreis der Dämmerung 02 - Der Wahrheitsfinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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genau, Mr Murray. Hat uns schon als Kinder zu hübschen Streichen inspiriert und manchen ganz schön wirr gemacht, wenn er uns kurz hintereinander an verschiedenen Orten entdecken musste. Dieser drittklassige Zorro vorhin konnte ja nicht ahnen, dass es zwei von unserer Sorte gibt. Lisa hat ihn erst ins Obergeschoss der Pension gelockt, frei nach der Devise: Überzeugen Sie sich ruhig selbst, dass die Murrays längst abgereist sind, ich warte derweil auf dem Flur…«
    »Ein ziemlich misstrauischer Bursche«, fuhr Lisa fort. »Sagte, ich solle mich nicht rühren und ja bei der Treppe auf ihn warten. Wie er mich so aus seinen glühenden Augen anblickte, glaubte ich, mein Rückgrat würde zu Eis erstarren. Aber als er dann allein die Zimmer durchstöberte, hat Karla plötzlich von der Straße her dienstbeflissen zu dem Dunkelmann hinaufgerufen, von den jungen Leute fehle auch draußen jede Spur. Mr Blackhand muss sich ziemlich gewundert haben, ausgerechnet mich mit einem Mal auf der Straße zu sehen. In Wirklichkeit bin ich, während er noch aus dem Fenster glotzte, hinunter und aus dem Haus geschlichen.«
    Karla kicherte vergnügt. »Aus einem sicheren Versteck konnten wir dann bald darauf beobachten, wie dieser Mr Blackhand aus dem Haus gestürmt ist. Seinem forschen Schritt nach zu urteilen, muss es ihn ziemlich gewurmt haben, dass Sie ihm entwischt sind, Mr Murray.«
    David rang sich ein Lächeln ab. Wenn die Mangelkramer-Zwillinge geahnt hätten, wie gefährlich Belials rechte Hand wirklich war, wären sie jetzt vermutlich nicht so guter Laune. Glücklicherweise hatte er sich in der Einschätzung seines Gegners nicht getäuscht: Die Ermordung der Schwestern hätte nur eine Schar von Polizisten auf den Plan gerufen. Negromanus mochte zwar skrupellos sein, aber er war weder leichtfertig noch dumm.
    »Meine Frau und ich sind Ihnen für Ihren mutigen Beistand sehr zu Dank verpflichtet. Auch Ihrem Schwager, weil er uns gleich so bereitwillig Unterschlupf gewährt hat.«
    Anton Freudenhammer wiederholte, was er schon bei der Ankunft seiner Überraschungsgäste gesagt hatte: Diese Hilfeleistung sei eine Selbstverständlichkeit, kein Grund sie besonders herauszustellen. Der grobschlächtig wirkende Deutschamerikaner sprach mit hörbar stärkerem Akzent als seine Schwägerinnen und seine Frau. Er bekleide zwar einen Posten von nationaler Wichtigkeit, erklärte er mit einem Augenzwinkern (Freudenhammer war Gärtner beim Vizepräsidenten), doch das damit zu verdienende Gehalt sei nicht so üppig, dass ihm ein paar Dollar extra nicht jederzeit willkommen wären. Deshalb sei sein kleines Reihenhaus auch eine Art Auffangbecken bei zu großem Andrang auf die Pension seiner Schwägerinnen. Wenn dort einmal die Betten knapp würden, helfe er gerne mit einem eigenen kleinen Gästezimmer aus.
    David gelobte feierlich, für die Unterkunft einen guten Preis zu bezahlen.
     
     
    Als sie endlich im Bett lagen, sprachen sie noch lange über die Ereignisse des vergangenen Tages. Rebekka hatte sich eng an David gekuschelt, das zweite Bett im Raum interessierte sie überhaupt nicht. Keiner von beiden konnte im Augenblick Schlaf finden.
    »Ich habe einen Entschluss gefasst«, sagte David, nachdem sie das neuerliche Auftauchen des Schemens sorgenvoll besprochen hatten. »Ohne einen radikalen Schnitt können wir Negromanus unmöglich abschütteln. Es wird wieder mal Zeit für eine Luftveränderung.«
    »Oh nein! Das heißt, wir fangen wieder ganz von vorne an?« Rebekka schmiegte sich noch enger an ihn.
    David streichelte über ihren Leib. Noch war von dem neuen Leben, das in ihr wuchs, nichts zu spüren. »Wir schulden es unserem Kind, Bekka. Sobald wir zurück in New York sind, werde ich alles Notwendige in Angriff nehmen: eine neue Unterkunft für den Übergang, eine Schiffspassage für die Überfahrt und einen anderen Namen für das Überleben.«
    »Eine Passage? Willst du etwa wieder nach Japan zurück?«
    David küsste Rebekkas Wange. »Ich hatte eher an die entgegengesetzte Himmelsrichtung gedacht. Was würdest du davon halten, unser Kind in Paris zur Welt zu bringen?«
    »Paris?«, quietschte Rebekka aufgeregt. Im Nu war sie Davids Armen entglitten und saß rittlings auf seinem Bauch. »Du meinst, wir werden meine Mutter besuchen?«
    »Na, sie kennt mich doch nur als Soldaten. Als leibhaftigen Schwiegersohn hat sie mich noch nie zu Gesicht bekommen – einmal abgesehen von dem einen Foto, das du ihr geschickt hast. Und auf ihre Tochter

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