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Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer

Titel: Der Kreis der Dämmerung 03 - Der weiße Wanderer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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ihn eine kräftige Hand an der Schulter und zerrte ihn zur Seite. »Pass auf!«, schrie David.
    Im nächsten Moment löste sich ein weiterer Schuss aus Dong-Hongs Waffe und verfehlte Kaeddong nur um Haaresbreite.
    »Lasst uns hier verschwinden«, sagte David und zog seine beiden Begleiter durch die zerstörte Terrassentür.
    »Warte!«, rief Kaeddong, als sie durch den Garten stolperten. Ein großes Loch in den Wolken gewährte dem Mondlicht einen kurzen Auftritt. Der Schwarzhändler deutete zu einem kastenförmigen Etwas unweit des Hauses. »Da ist ein Schuppen. Vielleicht gibt es dort ein Fahrzeug.«
    Während hinter ihnen weitere Schüsse fielen, erreichten sie unbeschadet die Garage. Ja, es stand wirklich eine schwere Limousine darin, verrostet und staubig, möglicherweise ein russisches Modell. David glaubte nicht, dem blechernen Relikt noch irgendein Lebenszeichen entlocken zu können. Er sollte sich irren. Auch ohne Zündschlüssel brachte Kaeddong den Motor in Windeseile zum Laufen. David hatte neben ihm, Phillihi auf der Rückbank Platz gefunden. Kaeddong drückte das Gaspedal bis zum Anschlag durch und der schwere Wagen setzte sich behäbig in Bewegung.
    »Für Autorennen weniger geeignet«, kommentierte der Schwarzhändler das Temperament der Chaise. Er lenkte sie durch den Garten und auf die Straße hinaus.
    »Du willst wohl sagen für Schmuggelfahrten und Verfolgungsjagden.«
    »Was du immer denkst! Ich glaube, ich hänge meinen Beruf an den Nagel.«
    »Wieso das denn?«
    »Weiß nicht. Muss wohl an deiner Gesellschaft liegen, älterer Freund.«
    David schüttelte den Kopf. Was für eine aberwitzige Situation! Der Mann, dem er monatelang nachgejagt war, lag tot in seinem Haus und Kaeddong gelüstete es danach, über seine beruflichen Zukunftspläne zu reden. Im Moment fehlte David einfach die Muße dafür. An Chung-gun war mit all seinem Wissen ins Grab gefahren. Im ersten Moment hatte sich David einfach nur betrogen gefühlt, nun jedoch, während die schwere Limousine durch Yongamp’os nächtliche Straßen rollte, ergriff ihn ein Gefühl des Triumphes. Was hatte er sich von einem Schergen Belials eigentlich erwartet? Offenen Verrat? Der Gedanke war absurd. Und trotzdem hatte Chung-gun zwei Dinge verraten, für die er in den Augen des Schattenlords vermutlich ohnehin den Tod verdiente: Der Salzmann hieß Golizyn. Und außerdem gab es in Amerika neben Kelippoth noch einen weiteren Angehörigen des Kreises der Dämmerung – An Chung-guns zweiter Fehler.
    »Ja!«, stieß David unvermittelt hervor und ballte die Faust.
    Kaeddong sah ihn verwundert von der Seite her an. »Hast du mir überhaupt zugehört?«
    »Ich habe gerade im Kopf noch einmal unsere Mission Revue passieren lassen.«
    »Ja und? Der Fettkloß hat beinahe sein gesamtes Wissen über den Kreis der Dämmerung mit ins Grab genommen, ein schießwütiger Leibwächter weckt im Augenblick sämtliche Armeeposten im Umkreis von zehn Kilometern auf und du freust dich?«
    »Aber ja, jüngerer Freund. Mir ist eben klar geworden, dass sich der ganze Aufwand wahrscheinlich doch gelohnt hat.«
    »Das musst du mir jetzt aber erklären.«
    David tat es, doch zuletzt geriet er wieder ins Grübeln. »Irgendetwas stimmt trotzdem noch nicht.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich fühle so ein Kribbeln im Bauch. Da ist etwas. An Chung-gun war ziemlich aufgewühlt. Er hat mir noch ein drittes Geheimnis verraten, aber ich komme nicht drauf, was es ist.«
    Kaeddong wich einer Katze aus. »Vielleicht sollten wir erst einmal hier rauskommen. Später, in Sicherheit kannst du in Ruhe darüber nachdenken, dann wird es dir schon einfallen. Selbst ein totes Schlitzohr wie Chung-gun kann dir doch auf Dauer nichts verheimlichen.«
    »Wie meinst du das?«
    Ein Schlagloch schüttelte die Insassen des Wagens gehörig durch. »Du bist Wahrheit, älterer Freund.«
    »Wir müssen uns unbedingt um dein Englisch… «
    »Nein, nein, das war kein Versprecher. Ich meine genau das, was ich gesagt habe: Man kann dich nicht belügen, David, jedenfalls nicht für längere Zeit. Was verborgen ist, wirst du über kurz oder lang aufdecken. Daran glaube ich ganz fest. Die Wahrheit ist dein Wesen, du lebst, und wenn es sein muss, stirbst du sogar dafür. Ich halte dich nicht für einen Fanatiker. Alles, was du tust, kommt mir vernünftig vor…«
    »Jetzt übertreibst du!«
    »Von wegen! Ich wünschte, mir gelänge es, halb so aufrichtig zu sein wie du.«
    »Du meinst, dein Verhalten sei nicht

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