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Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund

Titel: Der Kreis der Dämmerung 04 - Der unsichtbare Freund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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konnte sich eine kritische Bemerkung über die Leistungsfähigkeit von Davys »Sklaven« nicht verkneifen. Bis zum Abend besahen sich die drei hunderte von Internetseiten. Dabei mussten sie trotz der elektronischen Helferlein viel Datenmüll aussondern. Hier klickten sie Sun Ra in den elektronischen Papierkorb – der amerikanische Jazzmusiker mit dem der ägyptischen Mythologie entlehnten Künstlernamen war bereits 1992 gestorben. Da legten sie die Rockgruppe KISS zur Seite – ihr Name wurde von vielen besorgten Eltern mit »Knechte in Satans Diensten« übersetzt und Davys Thesaurus wies den Teufel als ein Synonym für Luzifer aus, aber die Musiker schienen dennoch nicht dem Profil von Belial-Jüngern zu entsprechen. Dann endlich tauchte ein Name auf, der die drei regelrecht elektrisierte.
    »Lucius Sola – das muss er sein!«, hauchte David. Er konnte es kaum fassen, auf den Namen nicht schon früher gestoßen zu sein.
    »Klingt gut«, sagte Davy. »Es ist derselbe Vorname.«
    »Und die Sonne heißt auf Italienisch sole, auf Spanisch sol. Das passt genau in unser Schema.«
    »Sonst hätte es das IRS ja nicht ausgespuckt.«
    »Hört auf zu dozieren«, meinte Mia. »Klick endlich an, Davy.«
    Der Hacker tat ihr den Gefallen. Das Ergebnis war eine Internetseite von Fortune, einem amerikanischen Wirtschaftsmagazin, das einst Henry Luce, der Gründer von Time und Davids langjähriger Weggefährte, ins Leben gerufen hatte. Es handelte sich um einen Artikel über den Chef von Phosphoros, einer aufstrebenden Medienfirma, bisher nur in Fachkreisen bekannt, der aber für den bevorstehenden Börsengang gute Zuwachsraten prognostiziert wurden.
    »Phosphoros?«, murmelte Mia. »Nie gehört.«
    »Doch«, knurrte David. »Sie sind vor allem auf dem Nachrichtensektor stark. Phosphoros ist ein Kunde von uns.«
    Mia riss die Augen auf. »Das gibt’s doch nicht…!«
    »Angeblich wollen sie da hin, wo sich heute CNN befindet«, fasste Davy zusammen, was er gerade am Bildschirm gelesen hatte. »Lucius Sola soll sich aber auch an verschiedenen Hollywood-Produktionen beteiligt haben. Hier wird er als ›geheimnisvoller Gigant im Hintergrund‹ bezeichnet, ›dessen vielfältige Geschäftsverbindungen bisher noch niemand entflechten konnte‹.«
    »Das alles passt so gut, dass ich kaum glauben kann, diesen Sola bisher übersehen zu haben. Was bedeutet eigentlich der Name des Unternehmens? Phosphoros hat irgendwie mit Phosphoreszieren, also mit Leuchten zu tun, oder?«
    »Ich habe die Encyclopaedia Britannica auf meinem Notebook. Kann ja mal nachschauen«, schlug Davy vor. Ohne eine Antwort abzuwarten, ließ er seine Finger über die Tastatur fliegen. Innerhalb weniger Sekunden fand er das Stichwort Phosphorus, gelangte von dort zu dem Querverweis Lucifer und begann schon im nächsten Moment zu zitieren: »Luzifer (lateinisch: Lichtbringer), griechisch Phosphorus oder Eosphoros, in der klassischen Mythologie der Morgenstern…« Leise brabbelnd überging er einige Sätze, um dann wieder verständlich zu werden. »Nach christlichen Quellen war Luzifer der Name Satans vor dessen Aufbegehren gegen Gott.«
    »Wenn uns noch irgendein Beweis gefehlt hat, dann haben wir ihn jetzt«, konstatierte David. Mit Unbehagen erinnerte er sich an die letzten Worte seines Freundes Briton Hadden: »Der Leuchtende!« Dem Time-Vater musste dieser Zusammenhang schon vor siebzig Jahren aufgefallen sein.
    Davy hing wie eine große Stoffpuppe in seinem Bürostuhl. Er wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht. Das alles ist doch so offensichtlich. Warum gibt sich ein erfahrener Weltverschwörer wie dieser Kelippoth nicht größere Mühe, seine Identität zu verbergen?«
    »Eine ähnliche Frage habe ich mir auch schon einmal gestellt. Adolf Eichmann, der Organisator des Holocaust, hat jahrelang unter seinem richtigen Namen in Argentinien gelebt. Warum? War er sich insgeheim seiner Schuld bewusst und wollte es Gott oder dem Schicksal überlassen, ob man ihn finden und bestrafen würde? Vielleicht sehen Menschen wie er in der Nichtentdeckung des Offensichtlichen eine Rechtfertigung ihres bösen Handelns. Möglicherweise folgen sie aber auch nur einem krankhaften Verlangen, indem sie solche Spuren auslegen. Wer kann sich schon in die Gedanken von Massenmördern hineinversetzen?«
    »Eine Medienfirma hat doch bestimmt eine Website«, überlegte Mia. »Versuch doch mal, ob du bei Phosphoros reinkommst.«
    Davy tippte http://www.phosphoros.com ein und drückte

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